Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
feststellen, welche Segmente des Schiffes einer Reparatur bedurften – kurz alle Informationen erhalten, derer er bedurfte. Im Moment wanderte sein Blick über die Kommunikationsanzeige, auf der alle eingehenden Botschaften erschienen.
»Macey?« rief er den dünnen rothaarigen Kom-Offizier an, der sich über den Terminal auf der unteren Ebene beugte.
»Ja, Sir?«
»Wie lautet die gerade eingetroffene Nachricht von Magistrat Slothen?« Sein Gesicht verzog sich ein wenig, als er den Namen erwähnte. Er war dieser Kreatur einmal begegnet und hatte den Widerwillen und die Abscheu, die er dabei empfunden hatte, noch nicht ganz überwunden. Der monströse blauhäutige giclasianische Politiker besaß ein narbiges, blutrotes Maul und Haare, die sich wie Schlangen wanden, wenn sein hochentwickeltes Gehirn arbeitete.
»Es ist lediglich eine Bestätigung unserer früheren Botschaft über den Stand der horebianischen Politik, Sir. Aber wenn Sie es lesen möchten, kann ich es Ihnen gern auf den Schirm legen.«
»Nein, um Gottes willen«, knurrte er schärfer als beabsichtigt. Sich mit den Gamanten beschäftigen zu müssen, versetzte ihn in einen Zustand permanenter schlechter Laune. »Ich muß schon fünfzehn Millionen Bildschirme pro Tag lesen. Reden Sie mit mir. Sagen Sie mir, was darin steht.«
»Einen Moment bitte, Sir.« Macey drückte eine Reihe von Knöpfen auf seiner Konsole, und die elektromagnetische Kommunikations-Aura glühte golden um seinen Kopf herum auf und versorgte sein Gehirn mit den Daten.
Während Tahn wartete, betrachtete er die lautlose Geschäftigkeit auf der Brücke. Offiziere beugten sich über ihre Terminals, überprüften die neuesten Daten über die Vorgänge auf der Oberfläche von Horeb und setzten sie mit den hereinkommenden Informationen über andere gamantische Aktivitäten überall in der Galaxis in Verbindung. Tahn seufzte mürrisch. Er hatte die Mittagsmahlzeit versäumt, und jetzt erinnerte ihn sein Magen nachdrücklich daran. Er klopfte leise auf seinen Bauch und versprach ihm insgeheim: bald.
Hinter ihm glitt die Tür mit einem scharfen Geräusch zurück. Lieutenant Carey Halloway kam herein und schaute sich fachmännisch auf der Brücke um. Die für die Navigation verantwortliche Offizierin bewegte sich mit eleganter Leichtigkeit, und der enganliegende, purpurne Anzug betonte ihre formvollendete, muskulöse Figur. Ihr herbstfarbenes Haar reichte vorn bis zu den Augenbrauen und fiel seitlich auf die Schultern herab. Es betonte das smaragdene Grün der Augen und ihre perlweiße Gesichtsfarbe. Sie war nicht nur erstaunlich schön, sondern besaß auch einen außerordentlich geschliffenen Verstand. Tahn mochte sie.
»Sir«, sagte Macey, während die Kom-Aura um seinen Kopf erlosch. »Magistrat Slothen hat geantwortet: Bestätige den Empfang Ihrer Nachricht bezüglich des Verhandlungsangebots von Horeb. Richten Sie dem Ratsherren aus, sobald er die Auslieferung des Gesuchten garantiert, sind wir mit Verhandlungen einverstanden. Weisen Sie ihn darauf hin, daß umfangreiche Hilfslieferungen auf Abruf bereitstehen.«
»Was, zum Teufel, denkt er sich dabei?« fragte Halloway aufgebracht und stemmte die Hände in die wohlgeformten Hüften. »Hält er uns für blöd? Wie oft wollen sie uns das denn noch erzählen?«
Tahn lächelte über ihre Empörung. »Sie wissen doch, wie die Magistraten sind. Sie glauben, man müßte den Menschen alles dreimal erklären, damit sie es begreifen.«
»Idioten«, fluchte sie und begab sich zu ihrem Platz am Navigationspult.
»Wie steht es mit unserem nächsten Auftrag? Haben wir inzwischen die Kurskorrekturen erhalten?« fragte Tahn hoffnungsvoll.
»Gefällt es Ihnen hier nicht? So im Orbit um eine öde, sandbedeckte Kugel?«
»Sollte das ein Scherz sein?«
»Kein besonders guter, fürchte ich.«
Tahn lenkte ein und schalt sich selbst dafür, seine Frustration an der Mannschaft auszulassen. »Tut mir leid, Lieutenant.«
»Keine Entschuldigung nötig, Captain. Wir kommen uns alle so vor, als müßten wir auf einem Drahtseil über einen Abgrund von Unvernunft wandern.«
»Gamantische Unvernunft.«
»Ja, Sir.«
Tahn stieß einen ärgerlichen Seufzer aus und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Vor seinem inneren Auge entstanden Bilder von üppigen Wäldern, leichtgeschürzten Frauen und schummrigen Tavernen. »Ich hatte mir überlegt, wir könnten vor unserer nächsten Mission vielleicht einen kleinen Abstecher nach Lopsen machen. Für eine Woche
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