Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
stößt.«
»Vermutlich.«
»Ach, übrigens, Captain …« Sie zögerte kurz und warf Macey einen Seitenblick zu, bevor sie fortfuhr: »Haben Sie schon die Gerüchte über Silbersay und Kayan gehört?«
Macey fuhr mit einem empörten Blick auf seinem Stuhl herum, als wäre sie in seinen Zuständigkeitsbereich eingedrungen. Seine von Sommersprossen bedeckten Wangen liefen rot an. »Davon ist nichts bestätigt«, erklärte er indigniert.
»Ich wollte mich nicht in Ihre Arbeit einmischen, Rich. Es interessierte mich nur, ob jemand den Captain davon in Kenntnis gesetzt hat.«
»Nichts von diesem ganzen Geschwätz ist offiziell bestätigt worden! Derartige Geschichten werden ständig über das Komnetz verbreitet. Ich habe es nicht für nötig gehalten, den Captain damit zu behelligen, solange keine eindeutige Bestätigung vorliegt.«
»Ich weiß, Richy«, seufzte sie. »Immer streng nach Vorschrift.«
»Wie können …«
»Um was geht es eigentlich?« fragte Tahn ungehalten und blickte zwischen Maceys empörten blauen und Halloways kühlen grünen Augen hin und her. Wie jeder, der eine gewisse Erfahrung besaß, wußte, bildeten Gerüchte in einer Galaxis, in der offizielle Informationen zunächst diverse Kontrollen durchlaufen mußten, bevor sie weitergegeben wurden, oftmals die einzige Vorwarnung, wenn sich irgendwo zwischen den Sternen etwas Unangenehmes zusammenbraute.
Mit einer eleganten Handbewegung überließ Carey Macey die Antwort.
»Sir, wir erhalten eine ganze Reihe einander widersprechender inoffizieller Meldungen von Kayan. Die meisten berichten von Colonel Silbersays kürzlichen Kanonenangriffen auf unbedeutende Dörfer. Andere spekulieren darüber, wann er angreifen wird. Und wieder andere loben seine gewaltlose Haltung angesichts der gamantischen Unruhen. Es ist alles ein verwirrendes Durcheinander, Sir, und zumindest zum jetzigen Zeitpunkt Ihrer Aufmerksamkeit nicht wert. Silbersay selbst hat keinerlei Meldungen über Strafaktionen abgeschickt.«
Carey lehnte sich lässig zurück, legte einen Arm über die Rückenlehne ihres Sessels und betrachtete Macey mit einem abschätzigen Blick. »Und …«
»Und?«
»Oh, nun kommen Sie schon, Rich. Der Captain dürfte es wissen wollen, und da wir möglicherweise darin verwickelt werden, sollten Sie es ihm auch erzählen, meinen Sie nicht?«
Tahn beugte sich vor. »Was meinen Sie mit ›verwickelt werden‹?«
Macey warf Halloway einen ärgerlichen Seitenblick zu. »Sir, es gibt ein nicht bestätigtes Gerücht, wonach Silbersay kurz davor ist, einen Feuersturm anzuordnen. Und da unser Schiff der einzige magistratische Schlachtkreuzer in Reichweite ist, der …«
»Der was?« stieß Tahn hervor. Er versuchte den üblen Geschmack herunterzuschlucken, den er plötzlich im Mund spürte. Gottverdammt, er könnte es nicht ertragen, schon wieder einen derartigen Befehl auszuführen. »Warum? Was könnten ein paar verstreut lebende Vagabunden schon getan haben, um eine so endgültige Strafe zu verdienen?«
»Offenbar haben sie die Hälfte seiner Truppen in einer Wüstenregion namens Kabah eingekesselt«, erwiderte Halloway kühl.
»Selbst wenn sie ihn in die Enge getrieben haben – Kayan ist trotzdem ein technologisch völlig rückständiger Planet voller Barbaren, die noch in Höhlen leben. Warum schlägt er nicht einfach selektiv zu?«
»Es ist ziemlich schwierig, Bevölkerungszentren niederzubrennen, wenn der größte Teil der Einwohner ständig auf Wanderschaft ist. Es handelt sich um eine nomadische …«
»Das ist mir bekannt!« sagte Tahn scharf, während seine Gedanken rasten. Ein Feuersturm. Das schien beinahe undenkbar – aber eben nur beinahe. Die Magistraten betrachteten die teilweise oder auch vollständige Vernichtung als sauberste und sicherste Lösung eines Dissidentenproblems. »Warum statuiert Silbersay nicht einfach ein Exempel an einigen der dauerhaften Ansiedlungen? Über kurz oder lang würde das auch die Gewalttätigkeit der übrigen Bewohner dämpfen.«
Halloway streckte die langen Beine aus, überkreuzte sie an den Knöcheln und warf Tahn einen Blick aus Augen zu, die so hart wie Steine glänzten. »Das Blut eines einzigen Märtyrers reicht oft genug aus, um eine Revolution zu entfachen.«
»Es kommt zum einen darauf an, wie viele man tötet, und zum anderen, wen man zum Märtyrer macht. Tote Anführer haben natürlich Signalwirkung.« Er drehte seinen Sessel, um Macey direkt anzuschauen. »Lieutenant, öffnen Sie einen
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