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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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ein Glas Weinbrand anbieten?«
    »Ja, gern«, sagte er leise.
    Er ging zu ihr hinüber, ließ sich in einen der Sessel gleiten und schaute zu, wie sie die Kristallgläser füllte. Als sie ihm sein Glas reichte, berührten sich ihre Finger, und ihre Blicke begegneten sich. Wärme durchströmte ihn. Er senkte die Augen, weil er fürchtete, sie könnte einen Blick auf die Gefühle erhaschen, die in seinem Innern tobten.
    »Hast du genug Schlaf bekommen? Ich habe die Küchenmädchen angewiesen, dich nicht zum Frühstück zu wecken, sondern zu warten, bis du läutest. Ich hoffe, sie haben sich daran gehalten?«
    »Ich habe die ganze Woche über nie vor zehn Uhr gefrühstückt. Es kommt mir so vor, als würde ich jetzt den Schlaf der letzten Monate nachholen.« Sie runzelte die Stirn. »Obwohl nur Gott allein weiß, wieso ich hier überhaupt schlafen kann.«
    Er bemerkte ihre Anspannung, als sie sich setzte. Alles in ihm drängte danach, sie zu berühren. Statt dessen verschränkte er die Arme vor der Brust und fragte: »Willst du dich hier nicht sicher fühlen?«
    »Das ist keine Frage des Wollens, sondern eine Frage der Gewohnheit. In den letzten drei Jahren habe ich mich nie sicher gefühlt. Und jetzt schreit jedesmal etwas in mir auf, wenn ich mich entspannen will.«
    »Das tut mir leid. Ich hatte gehofft …«
    »Wann will Ornias sich mit dir treffen?«
    »Morgen. Sofern nichts Wichtigeres dazwischenkommt.«
    »Was könnte wichtiger sein als der brutale Mord an Bürgern von Horeb?«
    Die Feindseligkeit in ihrer Stimme machte ihm zu schaffen. »Nichts. Ich bin ganz deiner Meinung. Ich weiß nur nicht, wie ich Ornias zu einem Treffen zwingen soll.«
    »Du bist der Herrscher von Horeb. Ornias hat kein Recht, dich so zu behandeln. Du darfst ihm das nicht durchgehen lassen.«
    »Ich beherrsche es nicht besonders gut, Menschen herumzukommandieren.« Es schmerzte ihn, das zugeben zu müssen. Von Führern erwartete man, daß sie Befehle gaben, doch er wollte lieber sanft und nett mit den Menschen umgehen.
    »Weil du ein freundlicher Mann bist«, flüsterte Rachel und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Doch genau darum ist Ornias dir gegenüber im Vorteil. Du mußt dich gegen ihn wehren.«
    »Was hast du eben über Gewohnheiten gesagt? Es ist sehr schwierig, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern. Er hat sich immer um die technische Seite der Bewegung gekümmert. Und solange ich mich dort nicht eingemischt habe, schienen die Dinge auch gut zu laufen. Doch wenn ich es versuche, geht immer etwas schief.« Er nippte ungeschickt an seinem Weinbrand, und ein Tropfen rann ihm über das Kinn. Er wischte ihn mit dem Ärmel ab und war sich dabei bewußt, daß sie es bemerkt hatte. Würde er denn niemals irgend etwas richtig machen?
    »Adom«, sagte Rachel mit gepreßter Stimme, »Ornias benutzt dich als Strohmann für seine Brutalitäten. Erst deine Stellung als Mashiah verleiht ihm seine Macht.«
    »Ich weiß.«
    »Du mußt schnell handeln, bevor er noch mehr Menschen umbringen läßt.«
    »Das werde ich, Rachel. Wenn er am Samstag kommt …«
    »Darf ich dabei sein?«
    Adom atmete scharf ein und setzte sich aufrecht. Ornias würde Rachels Anwesenheit nicht wünschen, das stand außer Frage. In den vergangenen drei Jahren hatte der Ratsherr stets zu verhindern gewußt, daß irgend jemand an ihren Besprechungen teilnahm.
    »Ich kann dir helfen, Adom. Laß mich mitkommen.«
    »Aber das wird ihn verärgern, Rachel, und das wäre mir nicht recht.«
    »Du hast die Absicht, seine sorgfältig geplante Terrorkampagne zu stören. Also wird er so oder so wütend sein.« Sie beugte sich vor und nahm seine Hand. Die Berührung besänftigte ihn ein wenig, doch er fürchtete immer noch, sie könnte ihn ebenso tadeln, wie Ornias es in der Vergangenheit oft genug getan hatte. »Ich verspreche dir, kein Wort zu sagen, es sei denn, du brauchst meine Unterstützung. Ich vertraue dir, daß du es schaffst, Ornias davon abzuhalten, weiterhin Menschen umzubringen.«
    »Wirklich? Oder sagst du das einfach nur?«
    »Ich vertraue dir, Adom. Auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt.«
    »Ich … ich vertraue dir auch, Rachel.«
    »Dann darf ich auch zu dem Treffen kommen?«
    »Ja, du kannst kommen. Ich will es ihm nur nicht vorher erzählen. Es reicht, wenn er es merkt, sobald er das Ratszimmer betritt.«
    Sie nickte und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Eine Weile saßen sie schweigend da; dann griff Adom ein Thema auf, das ihm eher lag. »Hast

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