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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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du inzwischen die Bücher über Milcom gelesen, die ich dir gebracht haben?«
    Eine kleine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. »Ja, ich fand sie recht interessant.«
    »Das hatte ich gehofft. Gott will, daß du seine Lehren verstehst. Wir wollen nicht … ich … ich zwinge niemanden, zu konvertieren. Niemals. Milcom heißt nur jene willkommen, die sich freiwillig für ihn entscheiden.«
    Rachel blickte ihn über den Rand ihres Glases hinweg an. »Ich interessiere mich vor allem für Milcoms Lehren über das Problem des Bösen. Die Ansicht, Epagael sei ein verderbter Gott, ist faszinierend.«
    »Ja, nachdem du selbst schwer leiden mußtest, erscheint die Wahrheit offensichtlich, nicht wahr?«
    »Oh, ich habe nicht offensichtlich gesagt, nur interessant.«
    »Du wirst es erkennen, sobald du alles besser verstehst«, meinte er geduldig. »Es ist natürlich anfangs schwer zu akzeptieren, insbesondere, wenn man sein Leben lang gelehrt worden ist, daß Epagael liebevoll über einen wacht.«
    »Es ist wirklich schwer zu akzeptieren. Insbesondere das Konzept der Schöpfung ex nihilo, aus dem Nichts, und wie das Böse dort seinen Anfang nahm. Kannst du mir mehr darüber erzählen?«
    Adom spürte, wie die Freude in ihm wuchs. Sie suchte das Wissen! »Milcom sagt, daß zu Anfang nur Epagael existierte. Um das Universum zu schaffen, mußte er sich selbst zurückziehen und einen Teil seines Selbst leeren.«
    »Epagael hat sich also zurückgezogen? In Ordnung. Und Milcom?«
    »Milcom wurde geschaffen, um als Epagaels Stimme in einem Universum zu dienen, daß er selbst nicht betreten konnte.« Adom machte eine heftige Handbewegung. »Epagael konnte das Nichts nicht betreten. Denn hätte er das getan, würde es zu existieren aufhören und wieder mit der Einzigartigkeit Milcoms verschmelzen.«
    »Die Dichotomie zwischen Gott und Nicht-Gott wäre verschwunden. Ich verstehe. Die Schöpfung existiert also außerhalb Epagaels. Aber wenn das so ist, woraus wurden dann wir und alles um uns herum erschaffen?«
    Adom lächelte erfreut. Er hatte noch nie jemanden gehabt, mit dem er ernsthaft über Gottes Lehren hätte sprechen können. Ornias weigerte sich stets, und ansonsten traf Adom nur recht wenige Menschen. Rachels Interesse begeisterte ihn. »Eine gute Frage. Milcom beantwortet sie auf diese Weise: Wir wissen, daß das Bewußtsein eine epiphenomenale Basis besitzt. Das bedeutet, es entsteht aufgrund der physiochemischen Prozesse des Gehirns, richtig?«
    »Du glaubst nicht an eine Seele?«
    Er schüttelte leicht den Kopf. »Nein. Das Konzept der Seele ist nur eine wunderliche Fiktion. Alles in unserem Universum besitzt eine physiochemische Basis.« Er zuckte die Achseln. »Natürlich existiert die Energie noch, auf der alles beruht. Wenn du die als Seele bezeichnen möchtest, spricht nichts dagegen, denke ich.«
    »Nein, und ich glaube auch nicht, daß viele der anderen Alten Gläubigen das tun würden.« Sie lehnte sich zurück und zog die Augenbrauen hoch. »Mich wundert, daß man dich nicht schon vor Jahren auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat.«
    »Oh, Milcom beschützt mich.«
    »Ich verstehe. Und was hat Epiphenomenalismus mit Schöpfung zu tun?«
    »Milcom benutzt das folgende Beispiel: Wenn man ein paar Zellen aus deinem Gehirn entfernt, wäre der Rest davon nicht betroffen. Dein Bewußtsein bliebe so intakt wie zuvor. Doch wenn man die entnommenen Zellen zur Mitose anregt, wäre es dann nicht möglich, daß ihre Menge eines Tages groß genug ist, um ein eigenes Bewußtsein zu entwickeln?«
    »Milcom lehrt, daß Epagael einen Teil seines Gehirns herausgeschnitten und ins Nichts geschleudert hat, um damit die Grundlage des Universums zu schaffen?«
    »Das ist die Analogie, die er benutzt hat. Doch in Wahrheit handelte es sich bei den Zellen um Hüllen, die mit Licht angefüllt waren. Als sie zerbrachen, strömte das Licht aus.«
    »Und entwickelte ein eigenes Bewußtsein?«
    »Ja. Epagael hatte nicht die leiseste Ahnung, daß so etwas geschehen würde. Es faszinierte ihn, und …«
    »Das kann ich verstehen. In gewisser Weise ist es so ähnlich, als wenn man ein Kind bekommt. Man weiß, es ist ein Teil von einem selbst, doch es entwickelt sich völlig anders.«
    Adom lächelte überrascht. »Das ist mir neu. Ist das Chaos der Schlüsselfaktor der kindlichen Entwicklung?«
    »Ohne Frage.«
    »Nun, dann ist es tatsächlich eine Analogie. Denn Gott liebt die chaotischen Muster, die das universelle Bewußtsein

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