Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
genommen.«
»Das ist mir gleich! Er hat gesagt, wir sollen ihm Bescheid geben, also gib ihm Bescheid!«
Jeremiel öffnete die Augen und sah einen Mann zur Tür hinausgehen. Captain Elaysin wandte sich um und schaute ihn stirnrunzelnd an. Schweißflecken färbten die Uniform unter seinen Armen dunkel. Neben ihm auf dem Tisch brannte eine einzelne Kerze, und im Kamin glommen noch ein paar Kohlen.
»Sie sind wach, nicht wahr?«
»So wach, wie man nach den Prügeln sein kann, die ihr mir verpaßt habt.« Jeremiel kämpfte sich mühsam auf die Füße, um seine Arme ein wenig zu entlasten. Die Ketten um Handgelenke und Knöchel klirrten. Der Raum, in dem er sich befand, hatte nichts von der opulenten Marmorpracht des übrigen Palasts. Die Wände bestanden aus dem gleichen grauen Stein wie der nackte Fußboden, auf dem lediglich dort, wo der Tisch und ein paar Stühle standen, ein kleiner Teppich lag. An der gegenüberliegenden Wand stand ein aus Brettern gefertigtes Bett mit einer Strohmatratze. Er selbst war an einen Pfeiler in der Mitte des Raums gekettet.
»Wurde auch Zeit, daß Sie wieder munter wurden. Der Ratsherr ist schon ganz scharf darauf, sich mit Ihnen zu unterhalten. Hat mir fast den Kopf abgerissen, als ich ihm vorhin sagen mußte, daß Sie noch immer ohnmächtig sind.« Elaysin ging zum Kamin hinüber und warf ein paar Scheite auf die Glut.
»Wie lange war ich denn weggetreten?«
»Zwei Tage. Wir hatten schon befürchtet, Sie zu hart erwischt zu haben.«
»Nach meinen Kopfschmerzen zu urteilen, haben Sie das auch.«
»Tja, Sie haben uns keine Wahl gelassen, als Sie zu fliehen versuchten. Was hätten wir sonst tun sollen? Weshalb haben Sie sich denn so vor der Gefangennahme gefürchtet?«
Jeremiel spannte die Beinmuskeln an, um sich trotz seiner Erschöpfung aufrecht zu halten. Von draußen wurden Stimmen und Schritte laut. Dann schwang die Tür auf und der Ratsherr kam herein. Ein grausames Leuchten huschte über sein gebräuntes Gesicht.
»Verschwinden Sie, Elaysin«, befahl er.
»Ja, Herr. Ich warte draußen auf dem Flur.« Der Captain verschwand rasch und schloß die Tür hinter sich.
Der Ratsherr lehnte sich an den zweiten Pfeiler und betrachtete seinen Gefangenen.
»Tut mir leid, wenn ich Sie beim Vorspiel mit Shassy unterbrochen habe«, murmelte Jeremiel.
Ornias verzog die Lippen zu einem kalten Lächeln. »Sie ist da, wann immer ich sie rufe. Ich könnte ihr sogar befehlen, Ihnen zu Diensten zu sein, sofern ich mit Ihrer Kooperationsbereitschaft zufrieden bin.«
»Danke, aber ich bin nicht für gebrauchte Ware.«
»Seien Sie nicht so keck, Baruch! Wenn Sie mich zu sehr ärgern, könnte es sein, daß ich Sie sofort an Tahn ausliefere.«
Rathanial hatte also Recht gehabt. Ein weiteres Stück des Puzzles fiel an seinen Platz. »Ja, ich habe schon gehört, daß Sie sich ihm unterworfen und die gamantische Zivilisation verraten haben.«
»Ich unterwerfe mich niemandem!« fuhr Ornias auf. »Ein Geschäft abzuschließen ist etwas anderes als …«
»Ach. Aber verraten Sie mir eins: Belastet es Ihr Gewissen nicht, daß Millionen Menschen sterben werden, wenn Sie mich an die Gamanten verkaufen?«
»Überhaupt nicht, solange ich nicht dazugehöre.«
»Bedeutet es Ihnen so viel, Milcoms Religion zu verbreiten?«
Ornias brach in lautes Gelächter aus. »Wer hat Ihnen denn diesen Unfug erzählt? Niemand könnte sich weniger um Religion scheren als ich. Adom und seine wirren Phantastereien waren lediglich ein Mittel zum Zweck.«
»Ah, ja, ich verstehe. Und was haben Ihnen die Magistraten versprochen? Sicher die Milliarde, die auf meinen Kopf ausgesetzt ist. Aber Sie sehen nicht aus wie jemand, der sich damit zufrieden gibt. Mal überlegen, was könnten sie denn einem so machtgierigen Menschen noch anbieten? Einen hohen Rang? Nein, Sie sind eigentlich kein militärischer Typ. Einen eigenen Planeten? Eine Zivilisation, die Sie versklaven dürfen?«
Ornias kicherte amüsiert. »Das trifft es nicht ganz, aber die Richtung stimmt. Falls Sie überleben sollten, werden Sie sehen, daß die ganze Galaxis meinen Namen kennenlernt.«
Jeremiel zwang sich zu einem Lächeln. »Was hält Sie dann auf? Warum schicken Sie nicht einfach eine Kom-Nachricht an Tahn und bringen das hier hinter sich?«
»Dem stehen noch einige Dinge entgegen, um die ich mich kümmern muß. Ich schätze nämlich ›saubere‹ Lösungen. Außerdem sind Sie viel früher gekommen, als ich erwartet hatte.«
Jeremiel schüttelte
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