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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
den Kopf, um die Müdigkeit zu vertreiben, die ihn zu überwältigen drohte. Dann bin ich also zu plötzlich aufgebrochen, als daß dein Spion die Meldung noch hätte weitergeben können. Offenbar hat dein Netzwerk in den Höhlen auch seine Grenzen. »Tahn weiß also nicht, daß ich hier bin?«
    »Noch nicht. Aber machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Sie werden ihm noch früh genug begegnen. Wenn ich recht verstanden habe, kennen Sie sich?«
    »Nein.«
    »Ach? Er sprach von Ihnen wie von einem Bruder.«
    »Das können Sie besser beurteilen als ich. Wir haben schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Verbindung gestanden.«
    Ornias’ Kopf zuckte herum, als draußen auf dem Flur eine Frauenstimme fluchte: »Ich habe das Recht, ihn zu sehen, verdammt noch mal!«
    Elaysin erklärte in entschuldigendem Tonfall: »Der Ratsherr hat befohlen, daß niemand hinein darf. Ich kann nicht gegen seine …«
    »Aus dem Weg!«
    Ornias’ Gesicht straffte sich. Die Tür flog auf und knallte mit einem dumpfen Laut gegen die Wand. Jeremiel erblickte eine schöne, schwarzhäutige Frau, hinter der einige erschreckte Männergesichter zu sehen waren.
    Elaysin drängte sich hinter ihr durch die Tür und rief: »Ich habe getan, was ich konnte, Ratsherr, aber sie wollte nicht hören.«
    »Ist schon in Ordnung, Captain. Kümmern Sie sich wieder um Ihre Pflichten.« Dann wandte sich Ornias an die Frau und säuselte: »Shassy, meine Liebe, bitte schließ die Tür.«
    Ihre dunklen Augen blieben auf Jeremiel gerichtet. Er kam sich vor wie ein Stück Fleisch auf dem Markt. »Ist er das?« fragte sie atemlos. »Ist er es?«
    »Natürlich, Liebes. Aber ich dachte, ich hätte dich gebeten, in meinem Zimmer zu bleiben?«
    »Mein Leben im Tausch gegen seins … das hast du gesagt. Laß mich jetzt gehen! Bitte, Ornias«, flehte sie händeringend. Jeremiel sah, daß sie am ganzen Körper zitterte. »Du hast, was du wolltest, also laß mich …«
    »Jetzt noch nicht, Shassy. Aber bald, das verspreche ich.«
    Ihre Brüste zeichneten sich deutlich unter ihrem Kleid ab, als sie schwer atmend gegen Wut und Tränen ankämpfte. »Wie bald? Ich kann so nicht weitermachen. Du weißt, wie kooperativ ich gewesen bin.«
    »Ja«, kicherte Ornias und streichelte ihre Wange. »Du bist sehr kooperativ gewesen. Und ich werde dich entlassen, so wie ich es versprochen habe. Aber du mußt noch ein paar Tage warten.«
    Sie sagte eine Weile nichts, sondern stand nur mit geballten Fäusten da. Dann warf sie Jeremiel einen bedauernden Blick zu und wandte sich wieder an Ornias. »Ein paar Tage. Das ist alles?«
    »Ja, Liebes. Das ist alles.«
    »Dein Ehrenwort? Falls du so etwas besitzt.«
    »Werde nicht beleidigend, Shassy. Ich habe dir die Wahrheit gesagt.«
    Jeremiel richtete sich abermals auf und stemmte sich gegen die Fesseln, um seine schmerzenden Schultern zu entlasten. Als seine Ketten klirrten, schaute Shassy ihn wieder an. Er begegnete ihrem furchtsamen Blick gleichmütig, ohne Haß oder Wut, nur mit einer gewissen Neugier. Offensichtlich war ihre Situation kaum besser als seine. Doch wer hatte um sie gehandelt? Wer wartete in den Höhlen der keuschen Wüstenväter auf ihre Rückkehr?
    »In Ordnung«, flüsterte sie, lief durch den Raum, riß die Tür auf und verschwand auf dem Gang. Die Wachen spähten furchtsam zu ihnen herein. Elaysin trat vor, um die Tür zu schließen, doch die Stimme des Ratsherrn hielt ihn auf.
    »Captain, kommen Sie bitte herein und lösen Sie die Fesseln unseres Gastes. Ich bin sicher, er wird es vorziehen, die Nacht in einer bequemeren Haltung zu verbringen.«
    »Ja, Herr«, sagte Elaysin hastig. Er wählte einen der Schlüssel aus, die in einem Bund an seiner Hüfte hingen, und öffnete die Fesseln an Jeremiels Handgelenken. »So.«
    Jeremiels Arme fielen kraftlos herab, und er sank auf die Knie. Elaysin kniete sich neben ihn, um die Fußfesseln zu lösen, und meinte leise: »Keine Sorge, in ungefähr einer Stunde wird es Ihnen schon viel besser gehen. Es wird zwar höllisch schmerzen, aber Sie werden es überstehen.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Jeremiel, wie Ornias lächelnd zur Tür schritt.
    »Ratsherr?« rief er. »Nur eine Frage, bevor Sie gehen. Sie wissen, daß ich Ihnen jetzt nicht mehr schaden kann. Deshalb glaube ich, Sie sind es mir schuldig zu verraten, wer Ihr Kontaktmann in den Höhlen ist.«
    »Sie meinen, wer Sie verkauft hat?«
    Jeremiel nickte. Beide Männer blickten sich eine Zeitlang schweigend an, dann meinte Ornias:

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