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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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die Arme.
    »Freunde, ich fühle mit euch und …«
    Rachel erhob sich wie in einem Traum. Ihre Beine schienen sie von allein vorwärts zu tragen. »Adom?«
    Er wandte sich zu ihr um und wurde kreidebleich, als sie das Messer aus dem Stiefel zog und es hoch über den Kopf hob. Schweiß bedeckte seine Stirn, als er rückwärts in Richtung des Schirms taumelte. Hinter ihm konnte Rachel die Menschen erkennen, die vor Entsetzen aufschrien.
    »Nein«, sagte er leise, »Rachel, nein.«
    Sie holte aus und stieß das Messer in seine breite Brust. Blut spritzte heraus und tränkte seine Robe. Er griff sich ans Herz, schloß die Augen und sank zu Boden.
    Der Aufschrei aus Tausenden von Kehlen wurde durch das Audiosystem übertragen und Rachel spürte, wie ihre Knie schwach wurden. Das Bild verschwand abrupt; dann füllte Ornias wütendes Gesicht den Schirm.
    »Du Närrin!« brüllte er. »Es war noch nicht an der Zeit! Jetzt werden die Truppen auseinanderfallen. Dafür bringe ich dich um. Du dumme NÄRRIN!«
    Rachel schlug mit der Faust auf den Schalter und unterbrach die Verbindung. Es wurde still im Raum. Das einzige Geräusch war das leise Gurgeln aus dem Loch in Adoms Brust.
    »Rachel …« Er hustete und rollte sich langsam auf die Seite. Rote Bläschen bildeten sich auf seinen Lippen. »Hältst du mich?«
    Sie fiel auf die Knie, nahm ihn in die Arme und zog ihn fest an ihre Brust. »Adom, vergib mir.«
    »Aber Milcom hat gesagt, du … du würdest nicht …«, keuchte er leise.
    »Milcom ist Aktariel, Adom!« rief sie wütend. »Er würde alles tun und alles sagen, damit du ihm hilfst!«
    »Oh«, flüsterte er und schaute sie voller Liebe an. »Das weiß ich. Schon seit … seit langer Zeit. Aber er … er hat Recht. Wir müssen das … das Leid beenden …«
    Er bekam einen Hustenanfall und Rachel schauderte, als sie sah, wieviel Blut er verlor.
     
    Er blickte zu ihr auf, und sie sah in seinen Augen wieder diese kindliche Unschuld, die ihr in den vergangenen Wochen soviel Kummer bereitet hatte. Sie neigte den Kopf und weinte leise. Ihre Tränen fielen auf seine Brust.
    »Es … ist schon in Ordnung, Rachel. Ich weiß, daß du … auch nur das Leiden … beenden wolltest.«
    Er versuchte sich noch einmal aufzurichten und sackte dann schlaff zusammen. Sie vergrub ihr Gesicht in seinem blonden Haar und weinte hemmungslos.
    Schließlich schaute sie hoch und erblickte ihr Spiegelbild im leeren Schirm. Ihre Augen starrten sie anklagend an. Es gab nichts, was sie zu ihrer Verteidigung hätte anführen können. Sie hatte die einzige freundliche Seele ermordet, die ihren Schmerz hätte lindern können.
    Langsam ließ sie Adoms Körper zu Boden gleiten. Ornias hatte ihr Rache angedroht. Zweifellos war schon ein Samael in Richtung Norden unterwegs, gefüllt mit Marines, deren Befehle Rachel sich nicht auszumalen wagte.
    Obwohl die Beine unter ihr nachzugeben drohten, zwang sie sich aufzustehen.
    »Ich muß hier verschwinden.« Sie lief zum Fahrstuhl und drückte den Knopf, der die Kabine zum Vorraum an der Oberfläche bringen würde.
    Oben angekommen, ging sie zu dem Vorratsraum, wo die Schutzkleidung aufbewahrt wurde, wie Adom ihr erzählt hatte. Tatsächlich befanden sich zwei Anzüge dort; die zugehörigen Helme lagen direkt darüber in einem Regalfach.
    Sie zog rasch einen der Anzüge an, stülpte den Helm über und befestigte die Verschlüsse auf dem Weg zum Ausgang. Als sie auf den Türöffner drückte, blies ihr eiskalter Wind entgegen, den sie trotz der Schutzkleidung spürte.
    Draußen war es dunkel, und der heulende Wind trieb den wirbelnden Schnee vor sich her. Rachel trat in die Eiswüste hinaus und lief in Richtung der Schneeverwehungen, um sich einen Platz zu suchen, an dem sie sich vor den Samaels verbergen konnte.
    Sie schien eine Ewigkeit zu wandern. Schnee verklebte die Sichtscheibe des Helms, und ihre Hände und Füße wurden allmählich gefühllos. Die Sterne über ihr glitzerten wie Eiskristalle, doch nirgendwo war ein Samael zu sehen. Wie lange war sie jetzt unterwegs? Zwei Stunden? Drei? Wenn Ornias die Schiffe sofort losgeschickt hatte, waren sie immer noch mindestens eine Stunde entfernt. Die Hoffnung verlieh ihr neue Kraft, und sie lief auf eine Kluft im vor ihr liegenden Eiswall zu.
    Eine Reihe dunkler Punkte zeichneten sich auf dem weißen Hang ab. Als Rachel näherkam, erkannte sie, daß es sich um Höhlen handelte. Sie bückte sich und kroch in eine davon hinein. Dunkelheit umgab sie, aber immerhin

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