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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Aufwachen zu spüren, wie Shadrach sie sanft küßte. Doch sie wußte, daß sie ihn niemals wiedersehen würde. Und sie sehnte sich danach, ihre Last auf jemanden abzuwälzen, der stärker und klüger war als sie selbst.
    Sie blickte flehend in den Wirbel. »Herr, hilf mir. Ich verstehe nicht, was geschieht.«
    »Nein, natürlich nicht. Arme Rachel. Aktariel läßt alles so schwierig erscheinen.«
    »Warum, Herr? Du hast alle Macht im Universum. Warum läßt du zu, daß er uns quält?«
    »Manchmal ist das nötig. Der Glaube muß geprüft werden, bevor er belohnt wird.«
    Sie zuckte schmerzerfüllt zusammen. Der Platz … Talos Worte. Sie mochte es für den Rest ihres Lebens bedauern, doch sie konnte sich jetzt nicht unterwerfen.
    »Aber wenn du allwissend bist, Herr, hättest du die Prüfung nicht gebraucht. Du würdest es wissen.«
    »Es ist nicht so einfach, wie du denkst. Die Verderbtheit deines Universums trübt meinen Blick.«
    »Erzähle mir nichts von Verderbtheit!« rief sie und erinnerte sich plötzlich an die Tagebucheintragungen von Edom Middoth. »Tausende von meinem Volk sind gestorben, während sie deinen Namen priesen. Und wo warst du? Fort! In deinem Bund mit unseren Vorfahren hast du versprochen, uns zu beschützen. Und du hast nichts Besseres zu tun, als durch Mord und Täuschung unseren Glauben zu prüfen!«
    »Ich habe das Volk der Gamanten nicht verlassen. Es kommt dir aus deinem begrenzten Blickwinkel nur so vor.«
    »Ich habe gerade … einen unschuldigen Mann ermordet, um das Gemetzel an Tausenden von Menschen auf Horeb zu verhindern. Warum hast du es nicht verhindert?«
    »Oh, ja, Adom. Genau genommen hat ihn die Hoffnung getötet. Hat Aktariel dir schon deine dreißig Silberlinge gegeben?«
    »Was? Dreißig …«
    »Vergiß es. Das war vor langer Zeit. Ein anderer seiner Pläne, der schiefgegangen ist.«
    Sie schüttelte eine Faust gegen den Wirbel. »Weißt du, wie schrecklich wir leiden? Bist du allwissend?«
    »Ich weiß es.«
    »Und kümmert es dich? Denn wenn du wirklich so voller Liebe bist, wie die alten Schriften behaupten, würde es dich bekümmern und …«
    »Es bekümmert mich. Aber, Rachel, du mußt verstehen, ich kann nicht …«
    »Bist du allmächtig?«
    »Ich besitze die absolute Macht über Schöpfung und Zerstörung, wenn es das ist, was du meinst.«
    »Du bist ein Lügner! Denn wenn du wirklich allwissend, allmächtig und voller Liebe wärst, könntest du das Leiden nicht nur beenden – du würdest es auch tun! Unschuldige Kinder würden nicht in diesem Augenblick auf Horeb und überall sonst im Universum sterben, wenn du so perfekt wärst, wie die alten Schriften behaupten!«
    Für einen Moment war nur das Grollen der flammenden Wogen zu vernehmen. Rachel hatte die Fäuste geballt und unterdrückte ihre Tränen.
    »Perfektion ist eine Frage des Standpunkts.«
    »Du Ungeheuer! Du könntest es beenden und willst es nicht tun. Du genießt den Hunger und die Krankheiten. Die Kriege …«
    »Die verschlungenen Muster des Chaos sind wunderbar. Ja. Es bereitet mir große Freude, sie zu beobachten.«
    Ihre Knie zitterten, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Du bist wie der Plantagenbesitzer, der voller Freude sieht, wie seine Scheunen sich mit Baumwolle füllen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie seine Arbeiter unter der heißen Sonne leiden, um die Ernte einzubringen.«
    »Die Arbeiter wissen nicht zu würdigen, was mit der Baumwolle geschieht, nachdem sie erst geerntet ist, Rachel. Sie sehen nur ihre eigene, mühevolle Arbeit, nicht aber die kunstvollen Dinge, die letzten Endes daraus gewoben werden.«
    »Oh, nein … nein … « Sie holte mühsam Luft. »Aktariel hat recht.«
    »Er hat nicht recht!« donnerte Epagael. Der kristallene Boden unter Rachels Füßen erzitterte. »Deine Wahrnehmung ist zu begrenzt, um die Größe des Universums zu erkennen!«
    »Ich kenne das Leid! Du auch? Ich weiß, wie schrecklich es ist, mit ansehen zu müssen, wie die eigenen Eltern langsam an einer Krankheit sterben. Ich kenne den Schmerz, einen Ehemann im Kampf um die Gerechtigkeit zu verlieren. Ich habe erlebt, wie meine Freunde brutal hingeschlachtet wurden. Ich kenne …«
    »Du kennst nichts. Wo warst du, als ich die Grundlagen des Universums geschaffen habe? Wo warst du, als ich die Sterne in die himmlischen Sphären geschleudert habe? Antworte!«
    »Ich … ich weiß nicht … das ist eine lächerliche Frage. Was hat das mit dem Leiden zu tun?«
    »Alles. Kannst du

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