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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Vertrauen. Menschliche Wesen sind ein gemeines Pack. Du …«
    »Ich kenne meine Herde. Es sind gute Menschen.«
    Ornias schnaubte herablassend. »Na schön. Sag mir bitte Bescheid, wenn du das nächste Mal ein Bad in der Menge nehmen willst. Um mehr bitte ich dich gar nicht.«
    »Wenn … wenn du in der Nähe bist.«
    Ornias machte ein finsteres Gesicht. »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich die letzten paar Stunden fort war. Ich weiß, sie waren schwer für dich, aber wir haben kürzlich einen dieser Rebellen gefangen, und ich mußte ihn verhören.«
    Hoffnung blitzte in Adoms wunder Seele auf. Er machte einen Schritt auf den Ratsherrn zu. »Wo ist Rachel Eloel? Hast du herausgefunden …«
    »Noch nicht, aber ich werde es rauskriegen.«
    »Ich hoffe, bald.«
    »Ich tue, was ich kann, Adom. Aber ich brauche mehr Zeit.«
    Schmerzhafte Angst erfüllte Adoms Brust. »Wir müssen sie finden. Wer so bedenkenlos töten kann, ist eine Gefahr für sich selbst und andere. Wir können sie nicht frei herumlaufen lassen.«
    »Natürlich nicht. Wir werden sie schon finden. Mach dir keine Sorgen.« Ornias ging zu Adom hinüber, legte eine Hand auf dessen Rücken und führte ihn tiefer in die schützende Hülle des Palasts hinein. Das Bauwerk erhob sich wie ein gewaltiges Dreieck im Herzen der Stadt. Fünfzig Fuß hohe gotische Bögen aus rosafarbenem Marmor, der an den Spitzen in Magenta überging, fanden sich überall in seinem Innern. Mit Fransen besetzte Wandteppiche bedeckten die Wände und setzten Akzente zu den dicken Kaschmirläufern, die in Türkis und Indigo, Perl und Apricot gehalten waren. Zwischen den Säulen standen reichgeschnitzte Möbelstücke: hochlehnige Sessel, Tische, auf denen sich Vasen mit getrockneten Wüstenblumen befanden, verschlossene Bücherschränke, die seltene Werke religiöser Literatur enthielten … und natürlich die mißbilligenden Heiligen.
    »Ich muß mit ihr reden, Ornias. Sie ist nicht gesund. Sie braucht Hilfe.«
    »Du wirst die Gelegenheit bekommen, Adom, das verspreche ich dir. Aber du darfst dir deswegen keine Sorgen machen. Es gibt weit wichtigere Dinge, an die du denken mußt.«
    Adom erschauerte beim Gedanken an die blutbespritzten Steine des Tempels, an die verkohlten Gliedmaßen, die aus der Asche ragten. »Was könnte wichtiger sein?«
    »Zum einen müssen wir einen Weg finden, die Obdachlosen zu ernähren. Wegen der Dürre sind unsere Vorratslager so gut wie leer. Wir verfügen kaum noch über Nahrungsreserven. Ich habe mir gedacht, wir sollten uns vielleicht an die Magistraten wenden. Sie sind stets bereit …«
    Adom drehte sich abrupt um und blickte in Ornias’ limonengrüne Augen. Warum wirkte Ornias immer so perfekt, so voller unerschütterlichem Selbstvertrauen und so unbeeindruckt von allen Tragödien? Adom ärgerte sich ein wenig darüber. »Hast du den Verstand verloren?« flüsterte er eindringlich. »Für jede Scheibe Brot verlangt die Regierung von uns ein Pfund Fleisch zurück. Vor allem von unseren Kindern. Sie wollen eine Rechtsschule auf Horeb einrichten. Ich bin dagegen!«
    »Du läßt dich immer von deinen Gefühlen mitreißen, Adom. Ich versuche nur, praktisch zu denken.«
    »Du wirst dich nicht an die Magistraten wenden!«
    »In Ordnung«, stimmte Ornias zögernd zu und hob die manikürten Hände. »Du weißt, daß ich deinen Wünschen gehorche. Aber was willst du tun, um die Wölfe von unserer Haustür fernzuhalten? Eine Hungersnot kann ohne Frage dazu führen, daß die Menschen vom Glauben abfallen. Wir dürfen doch nicht einfach zulassen …«
    »Ich … ich frage Milcom. Er wird uns sagen, was zu tun ist.«
    »Adom, also wirklich. Gott hat andere Dinge zu tun, als sich jeden Tag unser Wehgeschrei anzuhören. Wir müssen selbst damit fertigwerden. Was ist, wenn ich mich an Kayan oder Tikkun wende? Andere gamantische Planeten werden uns bestimmt Hilfe gewähren.«
    »Was willst du damit sagen? Daß du nicht glaubst, Milcom würde uns helfen?«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Ich will nur nicht, daß wir uns im Himmel unbeliebt machen, wenn du verstehst, was ich meine. Zu viele Bitten wegen unwichtiger …«
    »Unwichtig? Tausend verzweifelte Menschen stehen draußen im Garten.« Seine Stimme sank zu einem leisen Flüstern herab. »Einige von ihnen sterben.«
    »Ich bin mir dessen durchaus bewußt. Und wenn wir sie nicht mit Brot und Milch versorgen, werden sie ihren Unwillen vermutlich an uns auslassen. Du willst doch sicher auch nicht, daß der Palast

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