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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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über Horeb wachst.«
    Milcom warf mit elegantem Schwung seine Kapuze zurück, ging auf Adom zu, bis er nur noch zwei Fuß von ihm entfernt war, und blickte mitfühlend auf ihn hinunter. Seine großen, bernsteinfarbenen Augen leuchteten hell und sanft. »Ich habe eine Störung in diesem Universum gespürt. Was ist geschehen?«
    »Eine Störung?«
    »Ja«, sagte er und runzelte die Stirn. Dünne Linien aus Licht erschienen um seine Augen. »Deine Stimme war nur ein Teil davon.«
    Adom blinzelte verwirrt. »Hat es mit Horeb zu tun?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Was ist hier passiert?«
    »Die Rebellen haben unseren neuen Tempel zerstört. Hunderte wurden dabei getötet oder verletzt. Noch schlimmer allerdings ist, daß das Feuer ein Viertel der Stadt vernichtet hat und Tausende ohne Obdach und Nahrung sind. Selbst jetzt rufen sie auf den Straßen nach Brot. Ich …«
    »Ja«, sagte Milcom, schloß die Augen und neigte den Kopf. Ein Hauch von Trauer verdüsterte sein strahlendes Gesicht. »Ich höre sie …«
    »Herr, kannst du …«
    »Sie werden Brot bekommen. Selbst wenn ich es aus einem anderen Universum herbeischaffen muß. Michaels Truhen sind übervoll.« Ein reumütiges Lächeln umspielte seine Lippen. »Mach dir darum keine Sorgen, Adom.«
    Dankbarkeit erfüllte Adoms fiebernden Körper wie kühles Wasser. »Ich danke dir, Herr.«
    »Sag mir, was sonst geschehen ist. Ich spüre einen tiefen Kummer in dir, der über die Zerstörung des Tempels hinausgeht.« Milcom betrachtete Adom prüfend.
    Adom senkte den Blick und betrachtete die verflochtenen blauen und elfenbeinfarbenen Wirbel eines Teppichs. Die Lampen flackerten, als hätte ein Luftzug sie getroffen. »Du hast stets in meine Seele geschaut. Ich mache mir schreckliche Sorgen wegen der Rebellen. Rachel Eloel ist entkommen. Ich weiß, wenn ich nur mit ihr reden, ihr nur ein paar Tage die Wahrheit verkünden könnte, würde sie deinen Willen erkennen und sich unserer Seite anschließen. Doch wir können sie nicht finden.«
    »Tatsächlich? Du willst sie bekehren, nach allem, was sie Seir angetan hat?«
    »Ja, Herr. Sie bedarf dringend der Unterweisung.«
    Milcom lachte leise, wenn Adom auch nicht wußte, worüber. »Und was willst du ihr erzählen?«
    Adom blinzelte, als er Milcoms warme, kristalline Züge betrachtete. Die Linien seines perfekten Gesichts waren so scharf geschnitten, als wären sie aus Glas ziseliert. »Ich würde ihr von deiner Güte und deiner Macht erzählen. Ich würde ihr die Verderbtheit Epagaels erklären. Ich würde …«
    »Sie würde dir nicht glauben.«
    Adom runzelte die Stirn. »Aber wieso nicht, Herr? Gewiß kann doch jeder denkende Mensch die Wahrheit erkennen.«
    »Denken hat sehr wenig mit Religion zu tun. Ich dachte, ich hätte dir das gesagt?«
    »Das hast du. Aber ich …«
    »Aber du hast es nie geglaubt?« Milcom lächelte und legte Adom sanft eine Hand auf die Schulter. Die Wärme sandte einen Schauer durch seinen Körper. Sofort fühlte er sich wohler, denn er hatte befürchtet, seine Ungläubigkeit könnte als Ungehorsam betrachtet werden. Und eines Ungehorsams wollte er sich niemals schuldig machen. Milcom hatte ihm das Leben gerettet und kämpfte nun darum, das Leben des ganzen Universums zu retten. Er schuldete ihm Gehorsam und Treue.
    »Das Herz ist der Schlüssel, Adom. Wenn die Menschen etwas glauben wollen, kümmern sie sich nicht mehr um Logik.«
    »Ja, das habe ich schon erlebt. Ich bin sicher, daß deshalb auch noch so viele zu Epagael halten.«
    »Zum Teil. Es gehört auch zu ihrem Erbe. Alte Traditionen sterben nur schwer. Und ganz besonders alte Götter. Deshalb habe ich dir immer gesagt, daß die sanften Methoden der Bekehrung auch die besten sind.«
    Adom schaute flehend zu ihm auf. »Wir haben es versucht, Herr. Doch die Rebellen weigern sich, uns anzuhören. Wie kann ich sie zur Erlösung führen, wenn sie nichts anderes im Sinn haben, als uns zu töten?«
    »Nun, es gibt ein paar Dinge, die du falsch machst. Es tut mir leid, daß ich in letzter Zeit zu beschäftigt war, um herzukommen und dich anzuleiten.«
    Milcom ging langsam zu dem großen Dreieck hinüber, das im Kerzenschein glänzte. Sein samtener Mantel schwang zur Seite, als er eine Hand auf die goldene Oberfläche legte. »Betrachte dieses heilige Symbol. Welche Form ist die Richtige? Sollte die Spitze nach oben oder nach unten deuten? Oder vielleicht zur Seite?«
    Adom runzelte die Stirn. »Nach unten, Herr. Du hast uns gelehrt, daß die

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