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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Welt die Quelle alles Guten ist.«
    »Und was ist die Welt?«
    »Der … der Boden, die Bäume, die Tiere, die Menschen.«
    Milcom nickte nachdenklich, schwieg aber. Als die Stille andauerte, rutschte Adom unruhig hin und her. »Herr? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Wie kommst du auf den Gedanken, die Welt würde nicht auch den Himmel mit einschließen? Die Sterne? Das gesamte Universum?« Er bewegte die Hand um den Kopf, als würde er ein Lasso werfen.
    »Ich verstehe nicht … ich dachte …«
    »Vergib mir. Als ich ›Welt‹ sagte, dachte ich an ein altes griechisches Wort, cosmos, womit alles bezeichnet wurde, was nicht Gott ist. Der Kosmos ist die Grundlage unserer Existenz, nicht Horeb. Kannst du mir folgen?«
    »Nicht ganz, Herr.« Adoms Wangen liefen rot an. Bei derartigen Diskussionen kam er sich immer ausgesprochen dumm vor. Gott hatte Kenntnis von der ganzen Vielfalt der Universen, während Adom schon Probleme hatte zu begreifen, daß es noch andere Planeten gab. Er hatte Horeb nie verlassen, auch wenn er einiges über die Erforschung der Galaxis gelesen hatte, als er noch jünger war – bevor Milcom ihn gefunden hatte.
    »Hm …« Gott zog die bernsteinfarbenen Augenbrauen hoch. »Nun, vielleicht genügt es zu sagen, daß die Gesamtheit der Schöpfung als ›Welt‹ betrachtet werden sollte.«
    »Dann kann das Dreieck also in jede beliebige Richtung deuten?«
    »Die Schöpfung liegt in jeder Richtung, nicht war?« Milcom holte Luft und fügte hinzu: »Und in keiner Richtung.«
    »Was war das Letzte, Herr? Ich habe nicht ganz …«
    »Macht nichts. Umarme die Schöpfung. Verstehe sie in all ihren furchteinflößenden Facetten. Das ist der Kernpunkt der Erlösung, und genau das mußt du lehren, um die Menschen zu unserer Denkweise zu bekehren. Erzähl ihnen nicht, sie wären verdammt, weil ihr Dreieck in die falsche Richtung zeigt. Verstanden?«
    »Ich glaube schon.«
    »Du glaubst?«
    »Nein, ich … ich habe verstanden.«
    »Gut. Kannst du Rachel Eloel über die Schöpfung belehren?«
    Adom stählte sich innerlich. Er fühlte sich von dieser Frau auf sonderbare Weise angezogen. Sie war sehr schön. Nur an sie zu denken, erfüllte ihn mit Wärme, auch wenn ein Teil von ihm sie für das Leid haßte, das sie verursacht hatte. »Ich weiß nicht, Herr. Es wird schwierig werden. Aber ich würde es gern versuchen.«
    Milcom nickte nachdenklich und rieb sich das goldene Kinn. »Nun … in Ordnung. Ich wollte das eigentlich selbst tun, aber vielleicht ist deine sanfte Unschuld ein besseres Werkzeug.«
    »Was meinst Du damit, Herr?«
    Gott ignorierte seine Frage und erwiderte statt dessen: »Ich werde dir hiermit helfen.« Milcom griff in die Tasche seines Mantel und zog eine Halskette heraus. Der blaue Globus, der an der Kette hing, erzeugte einen blendend hellblauen Halo um die Hand Gottes. »Du darfst die Kugel niemals berühren. Verstehst du?«
    »Ja.« Adom streckte die Finger aus, und Milcom legte die Kette darüber. Sofort verschwand der strahlende Halo, und aus dem Globus wurde ein schlichter blauer Ball.
    Adoms Mund klappte vor Ehrfurcht auf. »Wofür ist das?«
    »Für Rachel.«
    »Aber ich verstehe nicht …«
    »Es ist für Rachel und für niemand anderen. Klar?«
    »Ja, Herr.«
    »Gib ihr das als Geschenk. Ach … und du solltest nicht erwähnen, daß es von mir kommt. Das könnte ihre Wertschätzung … sagen wir, beeinträchtigen.«
    Adom schnitt eine Grimasse, während er die dicke Kette und den azurblauen Ball betrachtete. Es kam häufiger vor, daß er Milcoms Absichten nicht verstand, auch wenn er sich viel Mühe gab. »In Ordnung, Herr. Wirst du sie zu mir bringen?«
    Milcom senkte den Blick und lächelte schwach. »Nicht direkt. Aber sie wird kommen.«
    »Danke, Herr.«
    »Adom?«
    »Ja?«
    »Erzähl dem Ratsherrn nichts von dieser Sache. Er gehört nicht zu denen, die von der Existenz des Mea wissen sollten.«
    »Das Mea?« Milcom deutete auf die blaue Kugel. »Oh, ich verstehe, Herr.«
    Milcom wandte sich ab und ging zu dem Platz, an dem er erschienen war. Kerzenlicht strahlte hell von seinem Körper zurück und warf prismatische Reflexionen über die Decke, als er sich der Lampe näherte.
    »Herr«, sagte Adom leiser, als er beabsichtigt hatte. »Mache ich alles richtig? Ich bemühe mich so sehr, deinen Willen zu erfüllen, doch manchmal komme ich mir dumm und unzulänglich vor.«
    »Du machst deine Sache recht gut.« Milcom betrachtete ihn mit bittersüßen, bernsteinfarbenen Augen,

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