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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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entdeckt.
    »Wir haben immer noch eine Chance«, flüsterte Rachel hastig. »Sybil, ich möchte, daß du ganz langsam von diesem Stein herunterrutschst und dir ein Loch in den Felsen suchst. Eine kleine Höhle unter einem Felsüberhang oder so etwas. Wenn sie mich fangen, läufst du weg, so schnell du kannst!«
    »Nein, Mommy, ich will …«
    »Widersprich mir jetzt nicht. Geh!«
    Sie hörte ein schabendes Geräusch, als Sybil auf der anderen Seite des Felsens herabrutschte. Dann erklangen leise Schritte, und das Mädchen entfernte sich.
    Rachel saß vollkommen reglos da, um Sybil genug Zeit zu geben, sich zu verstecken, bevor sie selbst in die entgegengesetzte Richtung zu flüchten versuchte. Wenn es ihr gelang, die Marines weit genug fortzulocken, mochte Sybil entkommen.
    Rachel leckte sich über die trockenen Lippen, schaute zum Schiff hinüber und versuchte, ihren betäubten Verstand zum Denken zu zwingen. In der Ferne ging der erste Mond auf. Die unscheinbare helle Scheibe zeichnete die Umrisse der dunklen Bergspitzen nach und warf einen Teppich aus blassem Silber über das Land. Die Schatten der hochaufragenden Felsen streckten sich wie lange Finger nach ihr aus. Sie zuckte zusammen, als plötzlich ein Stein aus dem Nichts heranflog und gegen einen fünfzig Fuß entfernten Felsblock prallte. Der Samael änderte sofort seine Flugrichtung. Seine Seite leuchtete im Mondlicht wie poliertes Zinn, als er drehte und den Weg verließ, um die Quelle der Bewegung ausfindig zu machen.
    Rachel hörte ein leises Flüstern hinter sich. Eine tiefe männliche Stimme befahl: »Schnell, schwingen Sie Ihre Beine über den Rand, und lassen Sie sich auf den Pfad fallen. Zwischen den Steinen ist ein enger Durchgang, der nach links führt. Benutzen Sie ihn.«
    »Wer …«
    »Machen Sie schon! «
    Angst ballte sich in ihrem Magen zusammen. Einer der Männer des Mashiah? Ihr blieb nicht die Zeit, darüber nachzugrübeln. Sie ließ sich hinabgleiten, entdeckte den winzigen Tunnel unter dem Felsabsturz und rutschte auf dem Bauch hindurch. Der Geruch von trockenem Gras und dem Dung kleiner Nagetiere drang ihr in die Nase. Abgerissene Zweige, vertrocknete Beeren und seltsam geformte Steine hatten sich am Fuß der Felsen gesammelt. Staub wirbelte hoch und reizte ihre Lungen, als sie sich durch diese Ablagerungen schob. Sie verspürte den beinahe unwiderstehlichen Drang zu husten, unterdrückte ihn und hatte dabei das Gefühl, ihre Brust würde gleich bersten. Als sie auf der anderen Seite herauskam, entdeckte sie Sybil, die neben einem großen blonden Mann mit rötlichem Bart kauerte. Mondlicht drang in das Versteck und erhellte ihre Gesichter. Der Mann hatte eine gerade Nase und hohe Wangenknochen. Seine verwirrend blauen Augen fingen ihren Blick auf und hielten ihn fest. Der schwarze Anzug betonte die breiten Schultern und die schlanke Taille. Er zielte mit einer Pistole auf ihren Kopf.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern wissen, auf welcher Seite Sie stehen. Ich vermute, Sie fliehen vor dem Mashiah?« flüsterte er, während seine Augen den Sternenhimmel absuchten, der durch eine schmale Lücke im Fels sichtbar war.
    Rachel nickte, weil sie Angst hatte zu sprechen, solange der Hustenreiz sie noch quälte.
    »Gut, dann folgen Sie mir.« Er senkte die Pistole, ließ sich auf Hände und Knie nieder und führte sie durch eine Reihe enger Tunnel, die sich schließlich zu einer kleinen runden Höhle erweiterten. Völlige Dunkelheit umgab sie. Rachel vergrub das Gesicht in den Falten ihres Gewandes und hustete ausgiebig. Sie hörte, wie der Fremde sich zurücklehnte, zog Sybil zu sich heran und ließ sich ebenfalls an der Wand nieder.
    Mehr als eine Stunde lang saßen sie dort und lauschten ihren Atemzügen, bis der Mann schließlich sagte: »Bleiben Sie hier. Ich bin gleich wieder zurück.« Das Schaben von Stiefeln auf Stein erklang, als er hinauskroch.
    »Es ist alles in Ordnung, Kleines.« Rachel zog Sybil näher an sich und streichelte ihr das schmutzige Haar.
    »Wer ist er, Mommy?«
    »Ich weiß nicht, aber laß uns jetzt noch ein Weilchen still sein, ja?«
    Sybil nickte, streckte sich aus und legte den Kopf in Rachels Schoß. Es schien nur Sekunden zu dauern, bis das Atmen ihrer Tochter in die tiefen, gleichmäßigen Züge des Schlafs überging. Erschöpft lehnte Rachel den Kopf gegen die rauhe Steinwand, tätschelte sanft Sybils Bein und ließ ihre Gedanken schweifen. Wer mochte er sein? Nach seiner Frage zu urteilen und

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