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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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ich wenig erfreut zu erfahren, daß die Bewohner von Horeb sich begeistert gegenseitig umbringen. Ich würde es auch vorziehen, gegen die Magistraten zu kämpfen, die die wirkliche Gefahr für unsere Existenz darstellen, aber Sie und Ihre Kameraden haben mir keine Wahl gelassen.«
    »Der Mashiah gehört nicht zu meinen Kameraden.«
    »Nein? Warum nicht?«
    »Sie sind also hier, um Gamanten davon abzuhalten, Gamanten zu töten?«
    »So in der Art, ja.« Er stieß den Kopf vor wie ein Falke, der eine Maus erspäht hat. »Weshalb will der Mashiah Sie umbringen?«
    Bitterkeit würgte sie, und plötzlich spürte sie jeden müden Knochen in ihrem Körper. Sein Name erinnerte sie an irgend etwas. Jeremiel …? Der die Gamanten beschützt? Sie hielt den Atem an. »Jeremiel Baruch?«
    Seine buschigen Augenbrauen hoben sich. »Das letzte Mal, als eine Frau meinen Namen so ausgesprochen hat, mußte ich in Deckung gehen.«
    »Jeremiel Baruch, der Führer unserer Untergrund-Streitkräfte?«
    »Warum will der Mashiah Sie töten?«
    Wie um sich selbst Mut zu machen, tätschelte sie Sybils warmes Bein. »Ich … er hat einen neuen Tempel für Milcom gebaut. Am Tag der Einweihung habe ich diesen Tempel in die Luft gejagt.«
    Er lehnte sich wieder an die Wand und betrachtete sie mit neuem Respekt. »Ich wette, er war nicht sehr begeistert darüber.«
    »Das stimmt.«
    »Da die Samuels noch immer unterwegs sind, nehme ich an, er hat überlebt?«
    »Unglücklicherweise.«
    »Nun, es kann nicht immer alles klappen. Beim nächsten Mal erwischen wir ihn.«
    »Wir?«
    »Sie haben doch Ihren Kampfgeist nicht verloren, oder?«
    »Das war nie der Fall. Ich habe nur getan, was nötig war, um zu überleben.«
    »Dann wollen Sie sich dem Kampf nicht anschließen?«
    Angst durchzuckte sie. In ihrer Erinnerung schob sich Adoms heiteres Gesicht wie das Abbild eines geisterhaften Scharfrichters über die grausigen Szenen auf dem Platz. »Ich … ich möchte ihn tot sehen. Aber … eigentlich möchte ich nur einen Platz finden, wo ich mit meiner Tochter leben kann, ohne Angst haben zu müssen, daß wir im Schlaf ermordet werden.«
    Jeremiels harter Blick wurde sanfter. Er blinzelte und schaute auf den staubigen Steinboden. »Ich verstehe. Nun, dann werden wir es ohne Sie tun.«
    Rachel betrachtete unglücklich sein hübsches Gesicht und bemerkte zum ersten Mal die dunklen Ringe unter seinen Augen und die tiefen Linien, die seine Stirn durchfurchten. Eine sonderbare Wehmut lag in seinem Blick.
    »Vielleicht kann ich …«, begann sie und versuchte, sich etwas auszudenken, wie sie helfen konnte, ohne sich direkt an den Kämpfen zu beteiligen. »Nein, dann würde er…« Plötzlich stiegen all ihre Ängste und ihre Erschöpfung in ihr empor, und ein Schluchzen bildete sich in ihrer Kehle. Sie zog ein Bein an und stützte die Stirn darauf.
    »Was würde er tun, wenn Sie helfen?«
    Tausende umbringen! dachte sie und war nicht in der Lage, die schrecklichen Worte laut auszusprechen. Sie konnte nicht einmal die Vorstellung ertragen, jetzt über Adom oder Ornias zu reden. Der Haß in ihr erstickte ihre Stärke.
    »Was ist auf Horeb geschehen?« drängte Jeremiel sanft. »Offensichtlich haben Sie diesen Tempel doch nicht allein in die Luft gejagt. Gibt es hier eine organisierte Widerstandsbewegung?«
    Sie schaffte es gerade noch, zu nicken.
    »Wie viele Menschen sind daran beteiligt?«
    »Verdammt!« platzte sie heraus. »Merken Sie nicht, wie… wie müde und zerschlagen ich bin? Hören Sie auf, Informationen aus mir herauszuquetschen! Ich brauche ein paar Stunden Ruhe und Schlaf.«
    »Das geht uns allen so. Doch was glauben Sie, wie lange Ihre Kameraden in der Stadt ohne Sie durchhalten? Haben sie noch andere Anführer, oder waren Sie und Ihr Mann die einzigen …«
    »Wir waren die einzigen, aber es wird andere geben. Dessen bin ich mir sicher.« Als sie die Unsicherheit in ihrer eigenen Stimme bemerkte, wuchs ein sonderbares Gefühl, stärker als der Kummer, ja, sogar stärker als der Haß in ihrer Brust. Der Mashiah wollte sie alle töten, alle Anhänger des alten Glaubens auf Horeb vernichten. Wie konnte sie da nur an sich selbst denken? Sie erinnerte sich an die Gesichter von Freunden und Angehörigen, an die Gläubigen, die sich noch immer in den ausgebrannten Gebäuden überall in Seir verbargen, und ihr Herz wurde kalt und schwer.
    »Besser?« fragte er.
    »Es könnte nicht besser sein.«
    »Wie viele?«
    Sie hob ärgerlich den Kopf und begegnete

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