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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Schritte zur Seite, legte den Umhang ab und hängte ihn über einen niedrigen Busch. Die lange weiße Robe, die er darunter trug, schimmerte metallisch im Sonnenlicht. Eine purpurne Schärpe war um seine Hüfte geschlungen, deren Enden sanft in der Brise flatterten. Aktariel setzte sich auf einen flachen Stein und zog die Sandalen aus. Dann meinte er lächelnd: »Ich kenne eine wundervolle Taverne in Tverya. Hast du Lust, mitzukommen?« Er runzelte die Stirn und fügte hinzu: »Jedenfalls glaube ich, daß sie hier ist.«
    »Ich dachte, du wärest nie hier gewesen?«
    »War ich auch nicht, aber …« Er wedelte mit der Hand durch die Luft. »Andererseits doch.«
    Rachel zog verärgert eine Braue hoch. »Du hast doch hoffentlich nicht vor, jede meiner Fragen mit einem Rätsel zu beantworten?«
    »Nein. Das verspreche ich.«
    Unter ihnen liefen Kinder durch die Gassen der Stadt. Ein Hund folgte ihnen bellend. »Na gut, dann suchen wir also die Taverne, die du vielleicht kennst. Ich habe eine Menge Fragen.«
    »Gut. Ich wollte schon seit sehr langer Zeit mit dir reden, Rachel.« Er stand auf, nahm seinen Umhang und reichte ihn Rachel. »Ich fürchte, in deinem Overall würdest du Aufsehen erregen. Es ist besser, wenn du das hier anziehst.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Mich werden sie als ganz normalen Menschen sehen.«
    »Dann willst du dich also wieder verwandeln?« Rachels Herz klopfte plötzlich sehr heftig. Solange er wie ein goldener Gott leuchtete, konnte sie die Anziehung, die sie empfand, recht gut unterdrücken, doch wenn er wieder zu dem aufregenden Mann aus Dor wurde, hatte sie Angst vor ihren eigenen Antworten.
    »Ja«, antwortete Aktariel. Mit einer sanften, intimen Bewegung legte er ihr den Mantel um die Schultern. »So«, sagte er dann. »Vermutlich werden sie uns jetzt für schrecklich reich halten, aber das läßt sich ja ertragen.«
    Er trat einen Schritt zurück und verdeckte sein Gesicht mit der Hand. Als er sie wieder senkte, erstarb sein inneres Leuchten. Rachel beobachtete die Verwandlung innerlich zitternd. Sein ovales Gesicht nahm die tiefe Bräune, die hohen Wangenknochen und die charismatischen braunen Augen Hasmonaeans an. Blonde Locken fielen über die Ohren herab und flatterten im Wind. Rachel hielt seinem machtvollen Blick unbehaglich stand. Als er lächelte, kam es ihr so vor, als würde die Sonne hinter einer dunklen Wolkenbank hervorbrechen. Sie versuchte, sich innerlich gegen ihn zu wappnen. »Gehen wir.«
    »Ja«, erwiderte Aktariel. »Es ist ein herrlicher Ort, und zudem weit und breit für seinen Wein berühmt.«
    Er bot Rachel seinen Arm, doch sie lehnte ab und gab ihm zu verstehen, daß er vorausgehen sollte. Gehorsam nickte er, doch er wirkte dabei ein wenig verletzt. Rachel folgte ihm durch einen Obstgarten auf einen schmalen, gewundenen Pfad. Flach gedeckte, aus Stein und Lehm erbaute Häuser säumten die Straße.
    Als sie in eine andere Straße einbogen, hörten sie das Gelächter von Kindern, die offenbar Fangen spielten. Rachel lächelte, als sie ihre glücklichen Gesichter sah. Erinnerungen an Horeb stiegen in ihr auf. Wieso hatten diese Kinder so strahlende Augen, während jene in ihrem eigenen Universum die Welt voller Furcht und Schmerz betrachteten?
    Die kreischende Horde stürmte vorbei. Nur ein kleiner Junge mit schmutzigem Gesicht blieb plötzlich stehen und starrte Aktariel neugierig an. Dann stellte er eine Frage in einer Sprache, die Rachel nicht verstand.
    Aktariel warf den Kopf in den Nacken und lachte. Schließlich strich er dem Jungen über die Wange und holte aus der Tasche seiner Robe eine unregelmäßig geformte Münze hervor. Er warf sie in die Luft, wo sie wirbelnd das Sonnenlicht reflektierte. Dann reichte er sie dem Jungen und sagte etwas mit leiser Stimme zu ihm. Das Kind nickte, umklammerte die Münze fest und rannte los, um seine Spielgefährten einzuholen.
    Rachel blickte dem Jungen nach. »Worum ging es eigentlich?«
    »Sie halten uns für Römer. Der Junge sprach übrigens bemerkenswert gut griechisch.«
    »Römer? Was sind das für Menschen?«
    Aktariel zog die Augenbrauen hoch. »In dieser Zeit sind sie nicht sonderlich beliebt. Man betrachtet sie so, wie dein eigenes Volk die magistratischen Bürger einschätzt. Nun, wenigstens tragen wir keinen Schmuck.«
    »Würde das alles noch schlimmer machen?«
    »Sehr sogar. Sie würden vermutlich glauben, wir gehören zu Antipas. Und das wäre wirklich schlecht. Ungefähr so, als wäre man einer von

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