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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sich mit einer Kette um den Hals wiederfinden. Zweifellos war Rachel sich dieses Umstandes bewußt.
    Tahn wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Gleichungen zu. Es dauerte volle zwei Minuten, bis er sich einen Überblick verschafft hat, wobei seine Faszination zusehends wuchs.
    Schließlich lehnte er sich zurück und warf Rachel einen bewundernden Blick zu. »Sie brauchen meine Hilfe nicht. Das hier sieht absolut perfekt aus. Ich hätte nur eine Frage bezüglich der Werte von Masse und Ladung. Sind Sie sicher, daß sie stimmen?«
    Rachel fuhr sich nervös über die Lippen. »Ich glaube schon. Warum?«
    Tahn stützte die Ellbogen auf den Tisch. Die Frau übte eine sonderbare Wirkung auf ihn aus. Sie sah ihn an, als würde sie glauben, er wüßte mehr als Gott persönlich – und schien doch andererseits bereit zu sein, ihn umzubringen, falls er ihr die gewünschten Antworten verweigerte. »Kommen Sie her, ich zeige es Ihnen.«
    Rachel rückte so nahe an Tahn heran, daß ihr Haar über seinen Arm fiel und er den Duft von fremdartigen Blumen wahrnahm, der von ihr ausging.
    »Sehen Sie«, sagte Tahn und deutete auf die betreffenden Ziffern, »hier und hier fügen Sie Korrekturen entsprechend dem jeweiligen Ereignishorizont ein. Bekanntermaßen besitzen aufgeladene Schwarze Löcher deren zwei. Einer reflektiert die Masse, der andere die Ladung. Doch diese Stelle hier verwirrt mich ein wenig. Wenn Sie die Ladung vergrößern, wie es diese Reihe von fünf Gleichungen zeigt, wächst der innere Ereignishorizont, während der äußere schrumpft. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Nicht genau.«
    »Nun, die größtmögliche Ladung erreichen wir, wenn der innere und der äußere Ereignishorizont sich berühren. Richtig?«
    Rachel nickte, wirkte dabei jedoch reichlich unsicher. »Machen Sie weiter.«
    Sie hatte zwar die Stirn in tiefe Denkerfalten gelegt, doch Tahn gewann immer mehr den Eindruck, daß sie überhaupt keine Ahnung hatte, wovon er eigentlich sprach. »Was ich Ihnen zu erklären versuche, ist die Befürchtung, daß Sie sich plötzlich einer nackten Singularität gegenüber sehen, wenn Sie diese spezielle Sequenz durchführen.«
    Rachels Gesicht wurde blaß. »Was ist das? Etwas Unanständiges?«
    »Haben Sie diese Gleichungen selbst ausgearbeitet?« fragte Tahn.
    »Beantworten Sie meine Frage.«
    Tahn lehnte sich zurück. »Fangen wir mit den Grundlagen an. Eine Singularität, ein Schwarzes Loch, ist ein Punkt im Raum, dessen Gravitation so stark ist, daß praktisch ein ›Loch‹ ins Raum-Zeit-Gefüge gerissen wird. Rings um diesen Abgrund bildet sich ein Horizont in der Geometrie des Raums. Man nennt ihn den Ereignishorizont. Wenn dieser Horizont, oder diese Horizonte, falls es sich um ein aufgeladenes oder rotierendes Schwarzes Loch handelt, verschwindet, haben Sie eine nackte Singularität.« Er legte die Hände auf den Tisch. »Sie haben diese Gleichungen nicht aufgestellt, stimmt’s?«
    »Ein Freund hat es getan. Er meinte, ich könnte sie eines Tages brauchen.«
    Tahn überlief ein Kribbeln, als er merkte, daß Rachel ihn gar nicht ansah, sondern mit einer Art Seherblick durch ihn hindurchschaute.
    »Weshalb meinte Ihr Freund, Sie würden sie brauchen?«
    »Wenn ich das Zentrum des Kerkers, die Quellen des Chaos erreiche, soll ich einen der Saphire …«
    Rachel zuckte zusammen und sah so verwirrt aus, daß Tahn fast den Wunsch verspürte, sie zu trösten. Statt dessen schob er den Stuhl zurück und stand auf. Rachel beobachtete ihn wachsam.
    »Seien Sie unbesorgt. Ich habe nicht vor, Sie anzugreifen. Ich bin nämlich ein Gefangener, müssen Sie wissen«, erklärte Tahn mit einem zynischen Lächeln, das allerdings schwand, als er sah, wie sich ihr Gesicht verdüsterte.
    »Wir alle sind Gefangene, Captain. Ich möchte einfach nur nach Hause. Aber ich habe kein Heim mehr, wohin ich gehen könnte.«
    Eine Weile blickten sie sich an und teilten ihr stillschweigendes Einverständnis.
    »Gibt es noch etwas, das Sie mich fragen wollten, Rachel?«
    »Captain, Sie sind schon überall gewesen, an Orten, von denen ich nur träumen kann. Was glauben Sie, was in diesem Universum vorherrscht – Glück oder Leid? Hängt es davon ab, wo man sich befindet? Gibt es vielleicht Teile der Galaxis, wo das Glück zunimmt?«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Tahn leise. »Überall dort, wo ich in den vergangenen Jahren war, schien das Leid vorzuherrschen.«
    »Oh …«
    »Warum fragen Sie mich das?«
    Rachel erhob sich unsicher.

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