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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Antwort liegt in der Definition von Allmacht. Es bedeutet nicht, daß Gott alles tun kann, was er will, sondern daß er die Kontrolle über alle Macht besitzt, die ihm zur Verfügung steht.«
    »Und was steht ihm nicht zur Verfügung?«
    »Oh, beispielsweise jener winzige Teil, der uns gehört. Ehrlich gesagt, verstehe ich das auch nicht ganz, aber ich weiß, daß es einige Dinge gibt, die er nicht tun kann. Bei der letzten gamantischen Revolte konnte Epagael den Krieg nicht selbst beenden. Deshalb mußte ich durch die Himmel reisen und von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen, um die siegreiche Strategie von ihm zu erfahren.«
    »Heißt das nicht zugleich, daß Epagael auch Grenzen gesetzt sind, soweit es Güte, Wahrheit und Schönheit betrifft?« fragte Carey nachdenklich.
    Zadok zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Sollen wir gehen und ihn fragen?«
    »Glauben Sie, er wird es uns sagen?«
    »Zu mir war er immer aufrichtig. Ich habe unbegrenztes Vertrauen in seinen Wunsch, das Überleben der gamantischen Zivilisation zu sichern.« Zadok erhob sich ächzend und nahm Careys Arm. »Kommen Sie, ringen wir mit dem Dämon, damit wir endlich in den zweiten Himmel gelangen. Ich wage mir kaum auszudenken, mit welcher Narretei Sedriel uns diesmal aufhalten wird.«
    Sie schlenderten durch das duftende Gras der Wiese und erstiegen einen sanften, baumbestandenen Hügel. Als sie die Kuppe erreichten, zog Carey scharf die Luft ein. Zadok hob den Kopf und sah den messerscharfen Bogen des ersten Tores vor sich. Neben dem Tor stand Sedriel, lässig gegen den Bogen gelehnt. Er trug ein champagnerfarbenes Gewand mit einer roten Schärpe um die Hüften. Seine strahlendweißen Flügel bewegten sich leicht, um die Mückenschwärme zu vertreiben, die über seinem Kopf tanzten.
    Als sie sich dem Tor näherten, erklärte Sedriel hochnäsig: »Du kommst spät, Zadok, wie üblich.«
    »Was kümmert es dich?« knurrte Zadok. »Du hast ja doch nichts anderes zu tun.«
    Sedriel verzog sein kristallenes Gesicht. »Vorsicht, Zadok! Du hast so schon Probleme genug. Diese Hexe Rachel spielt mit dem Feuer und weiß es nicht einmal.«
    Zadok spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er schaute Carey erschrocken an. »Ich … ich verstehe das nicht. Ich habe Jeremiel doch gesagt, er soll Rachel Eloel töten. Hat er das nicht getan?« Rachel – Aktariels Dienstmagd, der Antimashiah der Legenden. Er hatte ihren Namen auf dem heiligen Schleier vor dem Thron Gottes gelesen, jenem Schleier, auf dem alle Ereignisse der Schöpfung verzeichnet waren.
    Careys Augen schimmerten hart. »Nein. Zu dem Zeitpunkt glaubte er, daß Aktariel auf seiten der Gamanten kämpfte, gegen die Magistraten.«
    Zadok schloß die Augen voller Verzweiflung. »O mein Gott.«
    Sedriel warf Carey einen höhnischen Blick zu. »Oh, ich kann es kaum erwarten, daß ihr Epagael davon erzählt. Was nicht heißen soll, ihr würdet je dorthin gelangen. Weder du noch Zadok dürfen das Tor durchschreiten.«
    »Warum nicht?« fragte Zadok.
    »Weil Epagael dich nicht gerufen hat, deshalb. Ich darf dir nicht einmal irgendwelche Fragen stellen, solange Epagael nicht zugestimmt hat. Und das hat er nicht, also bleibt der Durchgang verschlossen. Geht zurück in die Leere.« Mit diesen Worten drehte Sedriel ihnen den Rücken zu.
    Zadok schaute Carey an. »Sehen Sie? Ich habe ja gleich gesagt, daß er unerträglich ist. Jetzt paß mal auf, Sedriel. Diese Frau wurde von einem Engel geschickt. Vielleicht kannst du mir den Durchgang verwehren, aber sie hat sicher das Recht, weiterzugehen!«
    Sedriel schnaubte und fragte über die Schulter: »Welcher Engel soll das gewesen sein, Zadok?«
    »Nun, ich … ich weiß nicht …«
    »Er hat mir seinen Namen nicht genannt«, warf Carey ein. »Aber er sah dir ziemlich ähnlich.«
    Sedriel flatterte indigniert mit den Flügeln. »Für euch dumme Menschen sehen wir alle gleich aus. Ihr könnt euch doch nicht einmal voneinander unterscheiden, wie wollt ihr da einen Engel erkennen?«
    Carey stemmte die Hände in die Hüften und flüsterte Zadok laut zu: »Sie haben recht, er ist ein arroganter Mistkerl.«
    »Das habe ich gehört!« rief Sedriel und wirbelte herum. »Jetzt lasse ich dich erst recht nicht mehr durch das Tor, Zadok, ganz gleich, wie viele Fragen du richtig beantwortest!«
    Zadok schnitt dem Engel eine Grimasse. »Diese gerade Haltung kenne ich von dir ja gar nicht, Sedriel. Du siehst aus, als hättest du einen Besenstiel verschluckt.«
    Sedriel

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