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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Sollte das eine Anspielung auf meine Loyalität sein?«
    »Was? Oh, jetzt verstehe ich. Hexen und dergleichen. Nein, ich meinte nur …«
    »Es ist unerheblich, was du meinst. Verschwinde lieber von hier, bevor ich wirklich wütend werde und Feuer und Schwefel auf dich herabrufe …« Er kratzte sich nachdenklich am Hals. »Oder etwas ähnlich Farbenprächtiges.«
    Zadok murmelte eine uralte Obszönität über die Mütter von Engeln und warf die Hände hoch. »Tut mir leid, Carey, aber wenn Sedriel uns nicht passieren läßt …«
    »Ich werde durch dieses Tor gehen«, sagte Carey entschlossen. »Ob es diesem Humanoiden nun gefällt oder nicht. Ich will mit Epagael sprechen. Schließlich habe ich den langen Weg nicht umsonst gemacht.«
    »Humanoid!« brüllte Sedriel erregt und flatterte so heftig mit den Flügeln, daß Zadok zwei Schritte zurückgetrieben wurde.
    »Jetzt beruhige dich wieder«, rief er. »Sie kennt das Ritual nicht. Carey«, wandte sich Zadok dann an die Frau, »wenn Sedriel sagt, daß wir nicht passieren dürfen, fürchte ich, bleibt uns nichts anderes übrig, als fortzugehen und inständig zu beten, daß Epagael unser Flehen erhört.«
    Carey Augen schimmerten stählern. »Nein. Ich verlange, mit dem Archistrategos Michael zu sprechen.«
    »Michael ist beschäftigt«, verkündete Sedriel. »Und jetzt verschwindet.«
    »Ich verlange eine Audienz bei ihm. Das ist schließlich mein Recht, oder? Ich darf meinen Fall einer höheren Instanz vortragen.«
    Sedriels Gesicht verzog sich mißmutig. »Woher weißt du das?«
    »Von dem Engel, der mich hergebracht hat.«
    »Tja, sicher war er schon länger nicht mehr hier. Wir haben diese Regel schon vor Jahrhunderten geändert. Heutzutage trifft jeder Torwächter die letzte Entscheidung. Und jetzt geht. Ich kann nicht den ganzen Tag an euch Geschmeiß verschwenden.«
    Carey zog eine Augenbraue hoch und meinte: »Er hat mich als Geschmeiß bezeichnet.«
    »Da hätten Sie mal hören sollen, wie er mich genannt hat, als ich das letzte Mal hier war: einen bedeutungslosen, aus einem weißen Tropfen geborenen Lumpen.«
    Carey lachte, doch mit einem so gefährlichen Unterton, daß Zadoks Augen sich weiteten. Mit einer plötzlichen Bewegung wirbelte Carey herum und trat Sedriel gegen die Kniescheibe. Sedriel jaulte auf und stolperte zur Seite. Er mußte sich am Torbogen festhalten, um nicht zu stürzen.
    »Sie … Sie …«, stotterte er jammernd, »sie hat mich geschlagen, Zadok! Sie hat einen Engel geschlagen!«
    Zadok wußte nicht, was er sagen sollte. Wäre er nicht schon tot gewesen, hätte er sich jetzt ernsthafte Sorgen gemacht. Er deutete auf den jammernden Sedriel und starrte Carey an. »Sehen Sie, was Sie getan haben? Wie konnten Sie nur?«
    »Alles nur Training«, erwiderte sie kühl, packte Zadok beim Ärmel und zerrte ihn mit sich durch das Tor.
    Sie gelangten auf den Pfad, der zum zweiten Himmel führte. Zadok schaute zum Tor zurück und sah Sedriel, der noch immer sein Knie hielt und kreischte: »Das könnt ihr doch nicht tun! Kommt zurück, bevor ich es Epagael erzähle!«
    »Verdammt«, fluchte Carey. »Ich wollte, ich hätte eine Pistole!«
    Zadoks Mund klappte auf. »Meine Liebe, irgendwie haben Sie die falsche Einstellung, was den Himmel betrifft.«
    »Nein, Zadok. Es ist nur so, daß ich nichts mehr zu verlieren habe. Vielleicht bin ich sogar schon tot. Und wenn nicht, dann wohl nur, weil die Ärzte vielleicht hoffen, sie könnten mich irgendwie aus dem katatonischen Zustand herausholen. Was nichts anderes bedeutet, daß sie meinen Körper am Leben erhalten wollen, um mir noch schlimmere Dinge anzutun.« Sie warf einen Blick auf Sedriel, der noch immer klagte. »Meine einzige Hoffnung – und ich fürchte, auch die einzige Hoffnung für den Untergrund – besteht darin, zu Epagael zu gelangen und ihn zu fragen, was, zum Teufel, hier eigentlich vorgeht.«
    Zadok fand keine Worte. Ihr Körper wurde einer Gehirnsondierung unterzogen? Gesegneter Gott! »Mir war nicht klar …«
    »Ist schon gut, Zadok.« Sie warf einen Blick über die Schulter. »Richten Sie sich lieber darauf ein, loszurennen. Dieser verdammte Engel ist gerade durch das Tor gestolpert und kommt direkt auf uns zu.«
    Zadok schaute zum Himmel empor und wartete auf Vergeltung von höherer Stelle.
    »Zadok?«
    Die volltönende dunkle Stimme grollte durch den Himmel, und Zadok sah den Erzengel Michael über den Baumwipfeln heranschweben. Seine milchweißen

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