Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
mich auch schon gefragt.«
    »Was gefragt?«
    »Weshalb der Engel, mit dem Sie gesprochen haben, Sie nicht gleich im siebenten Palast abgesetzt hat. Gewiß besaß er doch die Macht dazu. Ich mußte natürlich all die Jahre den schwierigen Weg nehmen, weil die Engel zu eigensinnig waren, um mir zu helfen. Aber in Ihrem Fall … Ich verstehe das nicht. Warum hat er Sie überhaupt in die Leere geführt?«
    Carey fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Ich weiß nicht. Es sei denn, ihm war bekannt, daß Sie sich dort aufhielten, und er wollte, daß wir zuerst miteinander sprechen. Sie sind übrigens eines der ganz großen Vorbilder meines Mannes. In den letzten zwölf Jahren habe ich Jeremiel oft klagen hören, wie anders alles aussähe, würden Sie noch leben. Vielleicht dachte der Engel ja auch, er könnte Jeremiel auf dem Umweg über mich helfen.«
    Zadok zwang sich zu einem Lächeln. »Vielleicht. Wie geht es Jeremiel?«
    Careys Gesichtsmuskeln spannten sich, und Zadok erkannte, wie sehr die Sorge um ihren Mann sie quälte.
    »Jeremiel geht es gut. Vor zwölf Jahren wäre er auf Tikkun fast gestorben, aber …«
    »Fast gestorben? Was ist passiert?«
    »Oh, das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen zum Teil schon erzählt habe. Erinnern Sie sich, wie ich von Cole Tahns Angriff auf Horeb berichtet habe? Die Attacke löste eine Reihe verheerender Brände aus, die den ganzen Planeten erfaßten. Nachdem Jeremiel die Hoyer erobert hatte, versuchte er, so viele der Überlebenden wie möglich an Bord zu schaffen. Später erhielt die Hoyer den Befehl, nach Tikkun zu fliegen, um die Aufstände zu unterdrücken, die überall aufflammten. Jeremiel blieb nichts anderes übrig, als den Befehl zu befolgen, sonst wäre sofort klar gewesen, daß Cole nicht mehr die Kontrolle über den Kreuzer besaß. Doch in der Zwischenzeit fand Jeremiel heraus, daß die Magistraten bezüglich der Hoyer Verdacht geschöpft und fünf Kreuzer in Marsch gesetzt hatten, um das Schiff über Tikkun in die Zange zu nehmen. Jeremiel wußte, daß seine einzige Chance, die gamantischen Flüchtlinge zu retten, darin bestand, sie in einer abgelegenen Gegend auf Tikkun abzusetzen. Doch zuvor wollte er sich selbst von der Lage auf Tikkun überzeugen. Er zwang Tahn, zusammen mit ihm eine der ›Forschungseinrichtungen‹ zu inspizieren, die von den Magistraten auf Tikkun errichtet worden waren. Jeremiel wurde von Major Johannes Lichtner gefangen und schlimm gefoltert. Lichtner zwang ihn zu einem Spießrutenlauf zwischen zwei Reihen von Soldaten, die mit Elektrostäben bewaffnet waren. Einer der Zeugen meinte später, Jeremiels Haut habe regelrecht gekocht, als er das Ende der Reihe erreichte.« Sie hielt inne, als würde ihr die Erzählung Schmerzen bereiten. »Jeremiels Haut habe zu mehr als achtzig Prozent Verbrennungen dritten Grades erlitten. Wenn Cole und Rachel ihn nicht gerettet hätten, wäre er jetzt tot.«
    Zadok ballte die Fäuste. Jeremiel hatte praktisch sein ganzes Leben lang gekämpft, die Gamanten und ihre Kultur zu schützen. Und Zadok erinnerte sich noch gut, fast zu gut daran, wie sanft und zugleich respektvoll Jeremiel ihn gehalten hatte, als er an jenem regnerischen Tag vor zwölf Jahren auf Kayan gestorben war.
    »Ich danke Epagael, daß Sie und Cole Tahn sich dem Untergrund angeschlossen haben.« Mit einer impulsiven Bewegung beugte er sich vor und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    Carey lächelte und tätschelte seine Hand. Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. »Ich weiß nicht, wie ich das fragen soll, ohne Sie zu beleidigen, Zadok.«
    »Oh, ich bin schon so oft beleidigt worden, da werde ich es diesmal wohl auch überleben. Was wollen Sie denn wissen?«
    »Es geht um Epagael. Warum hat er Sie zu so einem furchtbaren Schicksal verdammt? Es muß doch schrecklich gewesen sein, so ganz allein in der Schwärze zu leben.«
    Zadok stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das war es auch. Manchmal dachte ich, ich würde verrückt. Doch dadurch bekam ich auch die Möglichkeit, mit meinem Enkel zu sprechen. Wissen Sie, da mein Körper tot war, konnte Epagael mich nicht wieder zurückschicken. Es gab kein Gefäß mehr, das meine Seele aufnehmen konnte.«
    »Aber wenn Gott allmächtig ist, hätte er dann kein neues Gefäß schaffen können? Wenn er wirklich wollte, daß Sie das gamantische Volk führen …«
    »Ich habe mich das auch schon gefragt. Genau genommen habe ich sogar schon seit Jahrhunderten darüber nachgedacht. Ich glaube, die

Weitere Kostenlose Bücher