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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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streckte Major Rasch die Hand aus und packte den Arm seines vorgesetzten Offiziers.
    »Bitte warten Sie, General Ornias.« Er machte ein paar Schritte vorwärts und starrte Saaydya Deo an, eine junge blonde Frau mit großen blauen Augen. Ihre kleine, dreijährige Tochter Temnath klammerte sich am Bein der Mutter fest. Arikhas Herz klopfte heftig. Sie und Saaydya waren schon seit dem Kindergarten befreundet. Saaydya strich ihrer Tochter beruhigend über das platinblonde Haar und hielt dem prüfenden Blick des Majors stand.
    »Sind Sie eine Gamantin?« fragte Rasch ungläubig.
    »Ja.«
    »Aber Gamanten sind doch üblicherweise dunkelhaarig und …«
    »Wir sind Gamanten!« rief Saaydya heftig. Stolz und Entschlossenheit sprachen aus jeder Linie ihres Gesichts, doch Arikha konnte sehen, daß ihre Knie zitterten. »Sie können uns alles nehmen«, flüsterte Saaydya haßerfüllt, »aber das nicht. Wir sind Gamanten!«
    Rasch senkte den Blick, als bedaure er die Tatsache, daß sie ihm durch ihre Erklärung jede Möglichkeit genommen hatte, sie zu retten. Müde wandte er sich ab und kehrte zu Ornias zurück. »Lassen Sie uns die Sache wenigstens schnell und sauber hinter uns bringen, General.«
    Ornias lächelte grimmig. »Empfindsame Seelen können wir in unseren Reihen nicht brauchen, Major. Reißen Sie sich gefälligst zusammen.« Er trat vor die Soldaten, hob die Hand und ließ sie dann mit einer raschen Bewegung sinken. Violette Blitze zerrissen die Dunkelheit. Schreie wurden laut, als die Frauen und Kinder zusammenbrachen. Arikha versuchte wegzulaufen, doch zwei tote Frauen stürzten über sie.
    Eingeklemmt unter den Leichen hielt sie den Atem an und sah zu Rasch hinüber. Der Major zuckte bei jeder neuen Salve zusammen. Sein Gesicht wirkte grau und eingefallen.
    Als das Feuer eingestellt wurde, war schmerzerfülltes Stöhnen zu hören. Eine alte Frau und Temnath Deo hatten das Gemetzel schwer verletzt überlebt. Die Frau schluchzte verzweifelt, als sie ihre Finger ins Gras krallte und sich Zentimeter um Zentimeter weiterzog. Temnath lag halb unter mehreren Leichen begraben und streckte flehend ihre Hände nach Rasch aus. Ihr blondes Haar war blutverklebt.
    Ein Stöhnen entrang sich Raschs Kehle. »General! Töten Sie die beiden. Schnell!«
    Ornias nahm gemächlich einem der Soldaten das Gewehr ab und erschoß die alte Frau und das Kind. Arikha liefen die Tränen über das Gesicht. Ornias richtete sich hoch auf und gab das Gewehr dem Soldaten zurück. Dann bedachte er Rasch mit einem Blick, als wäre er stolz auf seine Tat und die Effizienz seiner Mannschaft.
    Doch Rasch hatte seine Augen abgewendet. Voller Grauen blickte er auf den Blutstrom, der den Schnee rot färbte.
    »General«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Darf ich das Wort an Ihre Truppe richten?«
    »Selbstverständlich, Major. Ab morgen sind das ja Ihre Männer.«
    »Danke, Sir.«
    Rasch ging zu dem Erschießungskommando hinüber, wischte sich den Schweiß von der Stirn und rief: »Soldaten, ich weiß, daß ihr eine schwere Pflicht zu erfüllen habt. Dennoch dürft ihr euch nicht beirren lassen. Die gamantische Bedrohung der galaktischen Sicherheit wächst von Tag zu Tag. Wenn wir den Frieden dauerhaft sichern wollen, sind Operationen wie diese unumgänglich …«
    Arikha schluchzte lautlos. Schenkten diese Soldaten seinen Worten Glauben? Ja, ohne Zweifel. Blut rann von den auf ihr liegenden Leichen herab und durchtränkte ihren Schlafanzug. Eine Viertelstunde lang blieb sie regungslos liegen, bis Ornias zu Major Rasch hinüberging und dessen Rede unterbrach. »Das reicht jetzt, Major. Unsere Soldaten sind sich ihrer Pflichten der Regierung gegenüber bewußt. Kommen Sie, im Hauptquartier wartet noch Arbeit auf uns.«
    Arikha beobachtete, wie die Soldaten zu ihren Schiffen zurückkehrten. Lichter flammten auf und strichen über die Toten hinweg, als die Jäger wendeten, an Höhe gewannen und jenseits der Baumwipfel verschwanden.
    Arikha kroch unter den Leichen hervor und lief zu den Bäumen hinüber. Der General hatte gesagt, es gebe Rebellennester auf Satellit 4. Das war ihr Ziel – sie mußte den Menschen dort berichten, was hier in diesem finsteren Wald geschehen war. Mit zitternden Beinen stolperte sie durch die Dunkelheit.

 
KAPITEL 33
     
     
    Amirah tigerte in ihrer Kabine auf und ab, schlug gegen die Wände oder trat gegen die Stühle. Seit sie als Kind im brennenden Haus ihrer Eltern beinahe gestorben wäre, hatte sie sich nicht mehr so hilflos

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