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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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löschen. »Was ist am Ende passiert?«
    Jeremiel legte die Hand auf den Papierstapel, als handle es sich um ein heiliges Buch. »Sie wurde entdeckt. Heydrich prügelte sie fast zu Tode, vergewaltigte sie und überließ sie dann seinen Soldaten. Sie schaffte es irgendwie, die sechs Monate zu überleben, bis Calas den Krieg gewann und alle Gefangenen freigelassen wurden.«
    Baruch schwieg und beobachtete Amirah, als würde er sich fragen, wie es möglich war, daß sie, eine magistratische Offizierin, von derart loyalen Gamanten abstammen konnte. »Ihre Großmutter war eine außergewöhnliche Frau.«
    »Ich weiß, Commander. In den schlimmsten Jahren meines Lebens war sie meine beste Freundin.«
    Baruch erhob sich und blieb vor ihr stehen. Er wirkte größer, als Amirah ihn in Erinnerung hatte. »Wissen Sie, was aus ihr geworden ist, Captain?«
    Amirah schüttelte den Kopf. »Nein. Sie?«
    Baruchs Gesicht blieb ausdruckslos. »Nein. Sefers Kontaktleute auf Rusel 3 berichten, magistratische Soldaten hätten ihr Haus am Zwanzigsten Tishri 5411 umstellt. Sie und Sefer wurden gewaltsam herausgeholt, auf ein kleines Schiff verfrachtet und nach Palaia gebracht. Seitdem hat man nie wieder etwas von Sefer gehört.« Er machte eine kurze Pause. »Erinnern Sie sich an jenen Tag, Captain?«
    Amirah schüttelte heftig den Kopf, während Panik in ihr aufstieg. Was, zum Teufel, ist mit dir los? »Ich glaube nicht, daß so etwas jemals geschehen ist, Commander!« rief sie mit scharfer Stimme.
    Baruch betrachtete ihr gespanntes Gesicht und die sich verkrampfenden Hände. Warum verkrampften sich ihre Hände immer, wenn sie an Großmutter dachte? Dunkle, unvertraute Szenen blitzten in ihrer Erinnerung auf … Großmutter, die sie angsterfüllt ansah, weinend …
    Plötzlich gaben die Beine unter Amirah nach. Sie fiel auf die Knie und schluchzte unkontrolliert. Was ist los mit dir? Um Gottes willen, steh auf! rief der logische Teil ihres Verstandes, doch sie war nicht dazu in der Lage. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr die Seele aus der Brust gerissen worden. Weitere Bilder krochen wie Krebsgeschwüre in ihren Verstand, doch sie kämpfte sie nieder. Einige Sekunden später verwandelte sich ihr Schluchzen in ein fast unhörbares Wimmern.
    Baruch kniete vor ihr nieder. Er blickte so ernst wie einer der rächenden Engel aus Sefers Geschichten. »Sie haben keine Kontrolle darüber, nicht wahr? Und die Anfälle werden immer schlimmer? Häufiger? Lebendiger?«
    Also hatte Tahn ihm tatsächlich von ihren Wahnvorstellungen erzählt. Gott … Sie starrte auf den Boden und weigerte sich zu antworten.
    Baruch erhob sich wieder. »Warum wollten die Magistraten, daß Sie dem Untergrund in die Hände fallen, Captain Jossel?«
    Amirah lachte bitter auf. »Seien Sie nicht albern.«
    Baruch verschränkte die Arme vor der Brust. »Mindestens einer unserer Offiziere hat den Angriff auf Kiskanu überlebt und ist später unter den Gehirnsonden zusammengebrochen. Fragen Sie mich jetzt nicht, woher ich das weiß. Jedenfalls erlangten die Magistraten auf diese Weise genaue Kenntnis über unseren Angriffsplan für Horeb. Trotzdem schickten sie Ihnen keine Verstärkung, Captain. Und sie ordneten an, daß Sie lediglich in Begleitung von zwei Sicherheitsleuten auf Horeb landen sollten. Die Magistraten haben vier Schlachtkreuzer geopfert, damit wir Sie fangen konnten.« Er machte einen Schritt vorwärts, kniete abermals nieder und blickte ihr genau ins Gesicht. »Ich will wissen, weshalb.«
    Amirah hockte stumm da. Es klang alles sehr logisch, doch es war unmöglich. Slothen würde sie niemals opfern, wenn es nicht unumgänglich wäre. Falls die Regierung aber über Informationen bezüglich des bevorstehenden Angriffs verfügt hätte, dann hätte Slothen sie bestimmt in Kenntnis darüber gesetzt. Also war Baruch auf etwas anderes aus. Suchte er nach Informationen über die Überlebenden von Kiskanu? Seine Frau war doch auch dort gewesen, oder nicht? Amirah stieß ein höhnisches Lachen aus. Natürlich. Cole hatte ja auch ständig im Schlaf über Carey Halloway geredet. Sowohl Baruch wie Tahn mußten krank vor Sorge sein, daß Halloway gefangengenommen und nach Palaia gebracht worden waren. Darum ging es also – Baruch suchte nach Informationen über seine Frau.
    Amirah blickte in Baruchs blaue Augen und überlegte, wie sie diesen Umstand am besten gegen ihn einsetzen konnte. »Regen Sie sich ab, Commander. Wenn Ihre Frau sich seit zwei Wochen auf Palaia

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