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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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den Geheimnissen der gamantischen Patriarchen nicht vertraut, Herr. Wenn ich …«
    »Oh, es handelt sich um eine ganz andere Frage, Halloway. Sie ist gewissermaßen für dich maßgeschneidert.«
    »Und welche?«
    Gabriel machte einen Schritt vor und breitete die Flügel aus, bis sie das Tor vollständig verdeckten. »Du kennst doch Maxwells Konstante des Lichts, nicht wahr?«
    »Natürlich.«
    »Und bist du auch mit Epimenides’ Paradox vertraut?«
    Carey überlegte kurz. »Nein, tut mir leid.«
    »Nun, dann werde ich dir diesen Teil schenken. Epimenides war ein Kreter, der behauptete: ›Alle Kreter sind Lügner‹. Er …«
    »Ach, dieses Paradoxon. Ja, das kenne ich natürlich. Godels berühmtes Unvollständigkeitstheorem basiert darauf.«
    »Ich sage dir jetzt die reine Wahrheit, Halloway«, erklärte Gabriel. »Alle Engel sprechen die Wahrheit. Und ich sage dir nun, daß der Erzbetrüger, ein Engel von höchstem Rang, niemals gelogen hat. Wie ist das möglich?«
    Carey runzelte die Stirn. Wenn Engel niemals logen, konnte der Erzbetrüger, da er selbst ein Engel war, ebenfalls nicht lügen. Doch da er der Erzbetrüger war, konnte er auch nicht die Wahrheit sagen. Das war in der Tat ein Paradoxon.
    »Was hat das mit Maxwells Konstante zu tun, Gabriel?«
    »Licht existiert seiner wahren Natur nach gar nicht in deinem Universum, richtig?«
    »Ja. Im absoluten Sinn sind Photonen zeit- und raumlos, obwohl sie …«
    »Wieso nehmen wir das Licht dann trotzdem wahr?« Gabriel deutete auf den prachtvollen Sonnenuntergang, der die Ränder der Wolken verfärbte.
    »Wenn die Photonen auf unsere Retina treffen, wird ihre Bewegung unterbrochen und die elektromagnetische Energie von unserem Gehirn in ein Bild umgewandelt.«
    »Was einige Gehirne besser beherrschen als andere, insbesondere gamantische Gehirne.«
    Ein plötzlicher Gedanke durchzuckte Carey. War das der Grund, weshalb die Magistraten mit den gamantischen Gehirnstrukturen experimentierten? Und was erwarteten sie zu entdecken? »Mir ist nicht ganz klar, worüber wir eigentlich sprechen.«
    Gabriel stocherte mit dem Fuß in dem feinen Sand, den der Wind am Fundament des Tabernakels aufgehäuft hatte. »Offenbar dient doch unser Gehirn als Instrument des Phasenwechsels. Unsere Beobachtung erschafft erst das Objekt, das beobachtet wird, und bringt das Licht von außerhalb des Universums in sein Inneres hinein, nicht wahr?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf Gott.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Verstehst du noch immer nicht? Was glaubst du denn, wird geschehen, wenn Epagael beschließt, dein Universum nicht mehr zu beobachten?«
    »Nun, wäre er der einzige Beobachter, würde ich sagen, es hört zu existieren auf. Doch da es in meinem Universum eine unendliche Zahl eigenständiger Bewußtseine gibt …«
    Gabriel stieß ein leises, höhnisch klingendes Lachen aus. »Aber, aber, Halloway. Jetzt versuch mal, die Dinge aus einer höheren Warte zu betrachten. All diese Bewußtseine sind abgeleitete Realitäten. Deines beispielsweise ist nichts anderes als ein Aspekt des holistischen universellen Bewußtseins, das durch das Reshimu geschaffen wurde. Würde man alles Bewußtsein in deinem Universum zusammenfassen, entstünde daraus lediglich eine Wellenfunktion und nicht etwa eine Reihe von Beobachtungen. Zumindest, solange man keine fundamentale Leinwand bereitstellt, auf der die Bilder erscheinen könnten. Und welches ist das einzige zugrunde liegende Prinzip, das weder du noch ein anderes Bewußtsein in deinem Universum direkt beobachten können?«
    »Ich … ich …« Carey rang mit sich selbst. Verdammt, sie war schließlich Mathematikerin und sollte in der Lage sein, die Lösung zu finden. Doch was hatte das mit Gott und dem Paradox des Lügners zu tun? »Ich weiß es nicht, Gabriel.«
    »Nein?« Der Engel lächelte und deutete auf die Säulen, deren Sockel eine Art Bank bildeten. »Warum nimmst du nicht dort Platz? Es könnte sein, daß du für geraume Zeit hier bleibst.«
     
    Rudy kroch über den Boden der raucherfüllten Brücke der Orphica. Sein verletztes Bein hinterließ eine breite Blutspur auf dem Teppich. »Merle?« rief er.
    Der Rauch war zu dicht, um sie zu entdecken. Die dreiundsechzig Bildschirme wirkten wie verwaschene Farbflecken, doch Kopal wußte, daß einige von ihnen erloschen waren. Zerstörte Decks. Die Alarmsirenen waren irgendwann während des letzten Angriffs verstummt. Sie hatten den Sternenseglern und Frachtern so lange wie eben

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