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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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könnte ihr helfen, falls sich ihr Verdacht bezüglich der Natur Gottes bestätigen sollte. Wo mochten die beiden jetzt sein?
    Irgendwo hinter den Hügeln heulte ein Koyote, und gleich darauf stimmte die ganze Meute in das Lied ein. Merkwürdig, daß es in diesem Himmel so viele irdische Tierarten gab. Der vierte Himmel hingegen war von sonderbaren Wesen erfüllt, wie Carey sie noch nie gesehen hatte.
    Zadok klopfte ihr sachte aufs Knie. »Was ist mit der anderen Frage, Carey? Welches ist das zugrundeliegende Prinzip, das niemand beobachten kann?«
    »Die Zeit.«
    »Die Zeit? Aber wenn ich sehe, wie die Sonne über den Himmel wandert, beobachte ich doch die Zeit.«
    »Nein«, erwiderte Halloway, »man leitet die Zeit aus der Bewegung ab. Alles, was man tatsächlich sieht, ist eine Bewegung.«
    Zadok kratzte sich nachdenklich am Ohr. »Dann ist es also unmöglich, die Zeit zu beobachten?«
    »Das würde ich nicht unbedingt sagen. Rein theoretisch bedeutet eine Beobachtung der Zeit, daß der Beobachter zurückgehen und seine Beobachtung beliebig oft wiederholen kann – unendlich oft, um genau zu sein.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich es selbst verstehe. Selbst wenn wir Zugang zu Paralleluniversen hätten, würde allein unsere Anwesenheit als Beobachter die experimentellen Parameter verändern, so daß wir die gleiche Beobachtung nicht unbegrenzt wiederholen könnten.«
    »Aber …«
    »Ich vermute, Zadok, daß ein Beobachter, der sich außerhalb der Schöpfung befindet – jemand, der nicht an unsere physikalischen Gesetze gebunden ist – tatsächlich seine Messungen der Zeit unbegrenzt wiederholen könnte. Und allein dadurch würde er die Existenz der Schöpfung erhalten.« Carey biß sich auf die Lippe. Was geschieht, wenn Gott beschließt, nicht mehr zu beobachten?
    Als die Dunkelheit zunahm, wurden am Himmel ferne Galaxien sichtbar, die wie schimmernde Schleier über den Baumwipfeln hingen. Carey runzelte die Stirn. War ein zeitloser Beobachter demnach gleichermaßen erforderlich wie ausreichend, um die Existenz der Zeit zu bedingen? Verschwand die Realität ohne die ständige Wiederholung der Beobachtung im Reich unendlicher Möglichkeiten? In einer universellen Wellenfunktion? Innerhalb des Universums wurde der Beobachter zum Teil dessen, was er beobachtete. Doch was war, wenn der Beobachter außerhalb existierte? Hatte Gott sich im Staub der Schöpfung verfangen? Oder war er frei?
    Carey erhob sich, ging zum Tabernakel hinüber und rief: »Gabriel?«
    Zadok trat neben sie und wartete geduldig, bis der Erzengel heraustrat.
    Carey schaute zu ihm auf und sagte: »Die Zeit, Gabriel. Sie ist das einzige, das wir nicht direkt beobachten können. Und der Erzbetrüger muß stets in irgendeinem alternativen Universum die Wahrheit gesagt haben.«
    »Sehr gut, Halloway.« Der Engel zog den Vorhang beiseite und machte eine einladende Handbewegung. »Du darfst das Tor passieren.«
    Zadok, der mit der wankelmütigen Art der Engel wohlvertraut war, eilte voran und verschwand durch das Tor. Carey jedoch blieb neben Gabriel stehen und runzelte die Stirn. Der Engel hob fragend die Augenbrauen.
    »Was gibt es noch, Halloway?«
    »Deine Fragen … die Zeit, multiple Universen, die Natur des Beobachters. Es geht um den Anfang der Kosmogenese, nicht war? Das ist es, wonach Aktariel sucht. Er will die Uhr zurückdrehen, um alle Beobachtungen meines Universums zu tilgen, richtig?«
    »Nicht nur die deines Universums, sondern auch die aller benachbarten, Halloway. Weißt du jetzt, wer er ist?«
    »Ja, der Engel, der zu mir kam. Welche Rolle spiele ich in seinem Plan, Gabriel?«
    Der Erzengel beugte sich zu ihr hinab, nahm ihre Hand und küßte ihr die Fingerspitzen. »Eine fundamentale Rolle. Doch jetzt beeile dich. Michael, dieser leichtgläubige Narr, hat bereits eine Audienz bei Epagael arrangiert.«

 
KAPITEL
40
     
     
    In der vergangenen Stunde hatte sich eine bleierne Stille über den Maschinenraum gelegt, die Mikael zunehmend beunruhigte. Jeremiel hatte ihm geraten, das Schiff lahmzulegen, indem er die Energieerzeugung auf das absolute Minimum reduzierte. Außerhalb des Maschinenraums funktionierte praktisch nichts mehr, nicht einmal die Nahrungsmittelspender. Und auch die Lampen glommen nur noch schwach.
    Mikael saß auf einem Stuhl neben Sybils Bett und bewachte ihren Schlaf. Es ging ihr schon erheblich besser, doch sie brauchte viel Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Rad

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