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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Thron Gottes abschirmt. Auf dem Schleier sind alle Ereignisse der Schöpfung verzeichnet, auch die Identität des wahren Mashiah und des Antimashiah. Rachel Eloel hat sich definitiv mit dem verderbten Engel Aktariel verbündet.«
    Carey nickte, bezweifelte aber dennoch die Wahrheit dieser Worte. Oh, es mochte natürlich durchaus so erscheinen, als würde Rachel mit dem Erzbetrüger zusammenarbeiten – doch sie erinnerte sich noch sehr gut an die letzten Stunden der Hoyer, als sie selbst als Doppelagentin gearbeitet hatte. Was konnte Rachel gewinnen, wenn sie vorgab, der Antimashiah zu sein? Zeit? Eine Gelegenheit, Aktariel zu vernichten?
    Carey drehte nachdenklich die Blüte in ihrer Hand. »Und wen verzeichnet der Schleier als Mashiah?«
    Zadok lächelte, doch zugleich wirkte seine Miene beinahe schmerzerfüllt. »Meinen Urenkel Nathan.«
    »Mikaels Sohn?«
    »Ja.«
    »Wann wurde Nathan geboren?«
    »Erst vor kurzem, glaube ich. Es ist schon sehr lange her, seit Gott mich den Schleier schauen ließ. Zehn Jahre ungefähr, nach dem, was Sie mir erzählt haben. Aber ich erinnere mich, daß Nathan zur Mitte des Jahres 5426 geboren wurde.«
    Carey warf dem kleinen Patriarchen einen besorgten Blick zu. Hoffentlich hatte Mikael den Krieg auf Horeb lange genug überlebt, um den versprochenen Erlöser zu zeugen. Die geheimen Untergrundberichte, die sie direkt vor ihrem Abflug nach Kiskanu erhalten hatte, klangen nicht sehr hoffnungsvoll.
    Der Weg führte einen Hügel hinab und dann über einen schmalen Holzsteg durch einen baumbestandenen Sumpf. Es roch nach feuchtem Gras und Moos, als sie in die dunklen Schatten eintauchten.
    Als sie den Sumpf hinter sich gelassen hatten und eine grüne Wiese hinaufstiegen, konnte Carey das sechste Tor vor sich erkennen. Es erhob sich vor dem Hintergrund der Bäume wie ein archaisches, verhangenes Tabernakel. Zwei Reihen mit je sieben Säulen aus grauem Marmor liefen darauf zu. Das Tabernakel selbst besaß ein verziertes Giebeldach und direkt über dem Tor ein großes Fenster aus bleigefaßtem Buntglas. Rechts und links hingen orangefarbene Vorhänge, die wie Flammen leuchteten. Und direkt vor dem Tor kniete der Engel Gabriel im Gebet. Die langen goldenen Locken fielen weit über sein rotes Gewand herab.
    Als sie näherkamen, durchzuckte Carey ein plötzlicher Gedanke. »Zadok, wer hat den Schleier beschriftet? Gott?«
    Der Patriarch schüttelte den kahlen Kopf. »Nein. Die Legenden besagen, daß Aktariel die Worte gleich nach der Schöpfung niederschrieb, um Gott die Formen zu zeigen, die in der Zukunft aus den chaotischen Mustern erwachsen würden.«
    »Um Gott zu warnen?«
    »Ich weiß es nicht, Carey. Ich glaube, das weiß niemand. Vielleicht, um Gott zu warnen. Vielleicht auch, um Gott von der Notwendigkeit zu überzeugen, das Universum zu zerstören, bevor ihm die Dinge aus der Hand glitten. Aktariel war immer gegen die Schöpfung.«
    »Ich bin erstaunt«, bemerkte Carey.
    »Worüber?«
    »Daß Sie glauben, was auf dem Vorhang steht. Wenn es vom großen Betrüger niedergeschrieben wurde …«
    »Aber soweit ich weiß, stand dort nie etwas Falsches, meine Liebe. Ich bin sicher, Epagael hat Aktariel bei der Niederschrift genau über die Schulter geschaut.«
    »Wirklich? Dann besitzen Sie mehr Vertrauen als ich, Zadok. Es würde meiner Meinung nach sehr gut zu Aktariel passen, die Ereignisse am Ende der Zeiten zu fälschen, um Gott von seinem endgültigen Ziel abzubringen, was immer das auch sein mag.«
    Zadok warf ihr einen stirnrunzelnden Blick zu. »Ich weiß, Sie glauben nicht so recht, daß Rachel der Antimashiah ist, aber ich wüßte wirklich nicht, wie Aktariel Gott betrügen könnte. Würde dieser Teil des Vorhangs nicht stimmen, hätte Gott ihn sicher schon längst berichtigt.«
    Rachel betrachtete das Tabernakel. Die Glasfenster warfen ein buntes Muster über den Weg.
    Als sie noch fünf Schritte vom Torwächter entfernt waren, zupfte Zadok an Careys Ärmel und bedeutete ihr, sich ebenfalls hinzuknien. Beide bildeten mit den Händen das heilige Dreieck.
    Leise betete Zadok: »Bitte, o Gabriel, wir stehen vor dem Tor und klopfen. Gewähre uns Einlaß.«
    Gabriel fuhr herum, als hätte er sich zutiefst erschrocken. »Zadok? Was machst du denn hier? Du siehst ja schlimmer aus als die Verhungerten Canaans.«
    »Es ist mehr als eine Dekade her, o Herr.«
    »Das ist nur für dich eine lange Zeit, Patriarch.«
    »Ich weiß, daß du uns nicht erwartet hast, Herr, doch der

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