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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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noch suchten, hatte sie erwähnt, sie hätte die Bücher nicht weit von Edoms Schlafkammer entdeckt.
    »Natürlich erinnere ich mich«, erklärte Yosef indigniert.
    »Schön, dann laß uns weitergehen. Vielleicht ist ja sieben-null-drei der gesuchte Raum.«
    Yosef schob sich an einem Trümmerstück vorbei, das den größten Teil des Gangs versperrte. Sein vorstehender Bauch schrammte über das Gestein, das einen roten Schmutzstreifen auf dem braunen Stoff seines Gewandes hinterließ. Er unternahm den halbherzigen Versuch, den Staub abzuklopfen. Sie durchforschten diese Ebene jetzt schon seit Tagen, und mittlerweile sahen beide aus, als wären sie durch Abwassergräben gekrochen.
    Ari folgte seinem Freund durch die Lücke, und dann mußten beide feststellen, daß der Weg vor ihnen durch Steine und Tragebalken, die wie Speere aus den Trümmern ragten, versperrt war. Links von ihnen öffnete sich jedoch ein schmaler Gang.
    »Tja, und was machen wir jetzt?« fragte Ari mißmutig.
    »Können wir Raum 703 erreichen, wenn wir einen Umweg durch diesen Gang machen?« Yosef hob die Lampe, damit Ari den Plan besser studieren konnte.
    »Die Linien sind so verblaßt, daß ich es nicht genau erkennen kann. Aber wie es aussieht, bleibt uns gar nichts anderes übrig.«
    Yosef bog in den schmalen Durchgang ein und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Hier lagen so gut wie gar keine Trümmer, nur eine dünne Schicht aus Staub und Sand bedeckte den Boden. Yosefs Stiefel knirschten bei jedem Schritt.
    »Yosef, halt.«
    Yosef wandte sich um. Ari kniete auf dem Boden und blies den Staub von einem dunklen Fleck auf den weißen Bodenfliesen. Yosef ging zu ihm und beugte sich über seinen Freund. »Was gibt’s denn?«
    Ari schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, aber es sieht wie … wie Blut aus.«
    Yosef bückte sich und berührte die rotbraune Masse. Ein paar Flocken blieben an seinen Fingern kleben, und er rieb sich hastig die Hand an seiner Kleidung ab. Als er sich umsah, entdeckte er zwei weitere Flecken.
    »Ari, schau dir das an. Siehst du, wie regelmäßig die Abstände sind?«
    Ari beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Ja, es sieht fast so aus, als wäre jemand in eine Blutlache getreten und dann weitergelaufen.«
    Ein unheimliches Gefühl beschlich Yosef. Er wechselte einen Blick mit Ari, der ganz ähnlich zu empfinden schien. Sie folgten den Spuren, die sich einer Tür links am Ende des Flurs näherten und dabei unregelmäßiger wurden, als wären die Schritte desjenigen, der sie hinterlassen hatte, immer unsicherer geworden.
    »Yosef, warte einen Moment. Laß uns erst hier nachsehen.«
    Ari war vor der ersten Tür auf der rechten Seite stehengeblieben. Yosef kam mit der Lampe zurück und hielt sie hoch, während Ari die Türe aufschob. Beide gingen hinein, und Yosefs Augen weiteten sich vor Staunen.
    Die Wände des großen Raums waren mit reichverzierten Teppichen geschmückt, die waldreiche Panoramen wiedergaben, auf denen sonderbare, unbekannte Tierarten zu sehen waren. An einer Seite des Zimmers stand eine Reihe hochlehniger Stühle aus kostbarem Rotholz. Und direkt vor ihnen befand sich ein breites Bett, dessen Laken und Decken zerwühlt waren, als hätte erst gestern jemand darin geschlafen. Ein schwacher Duft von Sandelholz hing in der Luft.
    Links neben dem Bett lag ein kleiner Rucksack, der weibliche Unterwäsche enthielt.
    Yosefs Knie zitterten. Ihm war, als spüre er durch die Sohlen seiner Schuhe die Schritte anderer Stiefel, die diesen geisterhaft stillen Raum durchmaßen. »Ari, dieser Ort kommt mir vertraut vor. So, als wäre ich hier schon einmal gewesen. Vielleicht in meinen Träumen.«
    »Vermutlich eher in deinen Alpträumen«, bemerkte Ari. Er nahm Yosef die Lampe ab, machte ein paar Schritte vorwärts und betrachtete nachdenklich das Bett. »Glaubst du, dies ist der Ort?«
    Yosef wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Du meinst, wo Rachel und Adom ihre letzte gemeinsame Nacht verbracht haben? Ja. Ich … ich glaube schon.«
    Funk beugte sich über das Bett, schlug die Decke zurück und betrachtete das Laken mit prüfendem Blick. Nach wenigen Sekunden ging er noch näher heran und suchte den Stoff Zentimeter für Zentimeter ab. Schließlich zog er eine Augenbraue hoch und erklärte: »Nein, kann nicht sein.«
    Yosef blinzelte. »Wieso nicht?«
    »Keine ›Spuren‹. Du weißt doch, in ihrer letzten Nacht haben sie …«
    »Was ist nur los mit dir?« Yosef schüttelte die Faust.

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