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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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…«
    »Wir müssen lediglich diese Konditionierung überwinden. Sicher, das braucht seine Zeit, möglicherweise sogar Wochen, aber am Ende werden wir es schaffen. Genau wie bei der Mannschaft der Hoyer. Wir bekommen die gewünschte Information, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Wir haben aber keine Zeit, Doktor. Slothen ist hinter diesem Tahn her, und er hat nicht sehr viel Geduld. Und was das angeht – ich auch nicht.«
    »Die Befragung braucht Zeit, Councillor. Wir arbeiten, so schnell wir können. Oder wollen Sie, daß wir unsere Informationsquelle umbringen? Wollen Sie das?«
    Councillor? Carey versuchte, einen Blick auf den Mann zu werfen. Ein Mitglied des militärischen Beirats? Ihre Furcht kehrte zurück. Warum dieser Aufwand? Und weshalb waren sie plötzlich so dringend hinter Cole her? Nach all den Jahren …
    Ein heftiger Schauder überlief Carey, als eine weitere Dosis der Droge ihren Körper überschwemmte. Die Lampen an der Decke schienen näherzukommen; sie füllten ihr Blickfeld wie riesige, herabstürzende Monde. Fast hätte sie vor Angst aufgeschrien.
    »Entspannen Sie sich, Lieutenant. Es ist alles in Ordnung. Wie fühlen Sie sich?«
    Carey antwortete nicht.
    »Nun kommen Sie schon, Lieutenant. Carey, wir sind Ihre Freunde. Sie können uns alles erzählen. Tahn kämpft für den gamantischen Untergrund, nicht wahr?«
    »Tot«, flüsterte Carey. »Er ist … tot.«
    »Bitte zwingen Sie mich nicht, Ihnen wehzutun. Ich füge meinen Patienten nur höchst ungern Schmerzen zu.«
    »Verdammter Lügner«, keuchte Carey. »Dreckige … Bande.«
    Der Doktor lehnte sich zurück. Sein Haar bewegte sich. Carey spürte ein Prickeln, als liefe elektrischer Strom über ihren Körper. Die Sonden drangen tiefer ein und riefen ein Gefühl hervor, als würden Millionen winziger Ameisen in ihr Gehirn krabbeln.
    Erinnerungen tauchten auf, als die Sonden die neuralen Schaltkreise stimulierten. Sie sah das Gesicht ihrer Mutter, die sie anlächelte, während sie die Früchte auf ihrer Plantage sortierte. Der süße Duft der Orangenblüte erfüllte die Luft. Andere Szenen blitzten auf, Kämpfe zumeist. Sie hörte das Krachen der Schüsse und die Schreie der Verwundeten. Carey wand sich in ihrem Sessel und dachte an Horeb. Waren Cole und Jeremiel inzwischen dort? Hatten sie Mikael und Sybil gerettet? Dann tauchte Jeremiels Gesicht vor ihr auf, und ihre Ängste schwanden. Sein blondes Haar schimmerte im Sonnenlicht, das durch die Bäume auf Garotman 2 gefiltert wurde. Die Liebe in seinen blauen Augen erfüllte Carey mit Wärme. Sie lächelte ihn an und bemerkte die leicht unterschiedliche Färbung seiner Augen. Vor einem Dutzend Jahren hatte man ihn auf Tikkun gefoltert, und dabei war sein rechtes Auge ausgebrannt worden. Nachdem Rudy und die Reste der Untergrundflotte sie gerettet hatten, mußte Jeremiel sich einer schmerzhaften Transplantation unterziehen. Und niemand außer Carey war bisher aufgefallen, daß sein linkes Auge eine winzige Schattierung dunkler war als das rechte. Sie gab sich ganz den zärtlichen Erinnerungen an ihren Ehemann hin. Sie hatten auf einer von Wildblumen übersäten Wiese gelegen, miteinander geredet und gelacht, und sie genoß die sanften Berührungen seiner Hände.
    Eine aufgeregte Stimme drang in ihre Gedanken. »Da! Ja, genau das ist es, Lieutenant. Erzählen Sie uns von Commander Baruch. Wo hält er sich im Moment auf?«
    Panische Angst erfüllte Carey. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, warf sich nach vorn und schrie: »NEIN!«

 
KAPITEL 9
     
     
    Yosef Calas, ein kleiner, rundlicher Mann mit sanften braunen Augen, warf einen Blick auf die vergilbte Karte in seiner Hand. Nach dem Plan zu urteilen, gab es Dutzende von Bibliotheken allein auf dieser Ebene. Offenbar hatten die alten Könige von Edom viel für Bücher übrig gehabt. Yosef rückte sich die Brille zurecht und betrachtete stirnrunzelnd das Durcheinander in dem vor ihm liegenden Korridor. Roter Staub und mehr oder weniger große Trümmerstücke bedeckten den Boden sämtlicher Gänge auf Ebene elf und erschwerten die Orientierung. Sie waren bereits an Hunderten durchnumerierter Räume vorbeigekommen, und zudem zweigte ein wahres Labyrinth von Seitengängen von dem Hauptkorridor ab, auf dem sie sich befanden. Selbst wenn sie tausend Jahre lebten, würden sie es nicht schaffen, jedes mögliche genizah zu prüfen. Yosef legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die beschädigte Decke. Sie erweckte den Eindruck, als könne sie

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