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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Gründen der Höflichkeit nicht laut aussprechen wollte. »Was ich gerade sagen wollte – ich hatte daran gedacht, vielleicht ein Bad zu nehmen. Sie müssen natürlich nicht baden, wenn Sie nicht wollen.«
    »Gibt es denn hier ein Bad?«
    »Ja. Ein Stück den Flur hinunter. Jedenfalls ist es so in den Karten eingetragen. Ich weiß natürlich nicht, ob es noch funktioniert, aber das werden wir ja sehen. Möchten Sie gern baden?«
     
    Amirah dachte nach. Würde er sie allein lassen? Wenn ja, fand sie vielleicht eine Möglichkeit, ihm irgendwie aufzulauern, oder auch ein Hilfsmittel, das sie gegen ihn einsetzen konnte. »Ja, das möchte ich«, sagte sie und erhob sich.
    »Gut. Dann darf ich also annehmen, daß Sie nicht schüchtern sind?«
    »Wieso?«
    »Ihnen ist doch klar, daß ich Sie nicht aus den Augen lassen darf, oder? Nicht eine Sekunde.«
    Amirah stemmte die Hände in die Hüften und meinte spöttisch: »Ich habe Ihre Akte sehr gründlich studiert, aber ich kann mich nicht erinnern, dort etwas über voyeuristische Tendenzen gelesen zu haben.«
    Tahn lachte. »Haben Sie nicht? Gut. Das heißt, ich habe das Bestechungsgeld gut angelegt, für das der Zwischenfall auf Iesu 2 aus meiner Akte gelöscht werden sollte.«
    Amirah runzelte die Stirn. Dann fiel ihr alles wieder ein. »Ja, richtig, Iesu 2. Der Ort, an dem Sie arrestiert wurden, weil Sie in einem Striplokal eine Schlägerei angefangen hatten. Lieutenant Hatfield hat damals zu Protokoll gegeben, Sie hätten auf dem Weg in die Zelle ununterbrochen gelächelt. Seiner Meinung nach waren Sie stolz darauf, daß Sie allen vier Gegnern innerhalb von zwanzig Sekunden die Kiefer gebrochen hatten.« Sie schürzte abschätzig die Lippen.
    Tahn zog die Augenbrauen hoch. »Und wann genau ist dieser Vorfall in meine Akten eingetragen worden?«
    »Nach der Affäre auf Tikkun. Die Magistraten wollten ein umfassendes psychologisches Bild von Ihnen erstellen. Sie haben jeden sondiert, der jemals zusammen mit Ihnen Dienst getan hat.«
    Tahns Lächeln verschwand, und seine Kiefermuskeln spannten sich. »Ich verstehe.«
    »Sie haben das zum Wohl der Flotte getan, Cole.«
    »Sicher. Ganz recht. Slothen hat immer nur das Wohl aller im Sinn.« Er hob eine der alten Tischdecken auf und schleuderte sie wütend in die Ecke. Eine Staubwolke wirbelte auf. »Kommen Sie, nehmen wir ein Bad.«
    »Wäre mir sehr recht.«
    Tahn deutete zu den Kisten hinüber, die aufgereiht an der Wand standen. »Dort drüben finden Sie neben den Nahrungskonzentraten saubere Kleidung. Suchen Sie sich etwas aus.«
    »Gern.«
    Amirah ging in gebührendem Abstand um Tahn herum und kniete neben der Kiste nieder. Sie wühlte in den vielfarbigen Gewändern und zog schließlich eines heraus, daß ungefähr ihre Größe zu haben schien. Es bestand aus blaßgoldener Seide und fühlte sich so weich wie Pelz an. Sie drückte das Kleid an die Brust und erhob sich.
    »Schön, Captain«, sagte Tahn. »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich mir jetzt auch etwas aussuchen. Treten Sie bitte ein paar Schritte zurück.«
    Amirah gehorchte. Tahn fischte ein rotes Gewand aus dem Haufen, warf es über die Schulter und zog die Pistole. Mit der linken Hand holte er dann die Taschenlampe hervor und befahl: »Gehen Sie jetzt bitte durch die Tür und dann nach links. Anschließend marschieren Sie weiter geradeaus, bis ich Ihnen sage, daß Sie abbiegen sollen. Haben Sie verstanden?«
    Amirah nickte, ging durch die Tür und wandte sich nach links. Hinter sich hörte sie seine Schritte. Der Gang roch nach Kräutern und Gewürzen. Sie fragte sich, ob die Steine den Geruch der Männer angenommen hatten, die sich jahrhundertelang durch diese Höhlen bewegt hatten.
    Sie schaute über die Schulter und fragte: »Was wissen Sie über die Wüstenväter, die dieses Labyrinth früher bewohnt haben?«
    »Nicht viel. Nur daß sie ein Gelübde der Keuschheit und Armut abgelegt haben und bei dem Bürgerkrieg vor einer Dekade eine wesentliche Rolle spielten.«
    »Als Sie den Planeten abgefackelt haben?«
    »Ja.« Seine Stimme klang bitter.
    »Die waren es, die den Vertrag von Lysomia gebrochen haben, nicht Sie. Die Pflicht verlangte, daß …«
    »Pflicht?« Tahn lachte höhnisch. »Was ist das, Captain? Und wem schulden Sie diese Pflicht? Den Magistraten? Oder den Bürgern, die Sie ja eigentlich schützen sollen?«
    »Beiden.«
    »Wirklich? Und wenn die Magistraten Sie und Ihr Schiff an einen Platz setzen, wo Sie zwischen dem einen und dem

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