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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Angst. War das real? Oder eine Illusion?
    Die Stimme des Engels drang ihr wieder ins Bewußtsein. »… Die Leere ist erfüllt von den Gesichtern all jener, die jemals den Pfad der Erleuchtung beschütten haben. Sie sind nicht real.«
    Gleich neben Carey formte sich eine weitere Gestalt, eine blonde Frau, die im Gebet kniete, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Carey bemühte sich, die Worte zu verstehen, doch die Klage der Frau war zu leise. Dann verschwand das Bild in einem plötzlichen Lichtblitz.
    Carey schaute stirnrunzelnd nach vorn. In der Ferne war ein schwacher, grauer Punkt aufgetaucht, der wie ein Nadelstich im Gewebe der Unendlichkeit wirkte. Carey nahm ihre Wanderung wieder auf. Das Mea strahlte jetzt blendend hell.
    Als sie sich dem Licht näherte, kam ihr ein kleiner Mann entgegen. Er wirkte sehr alt, war völlig kahl und hatte eine gewaltige Hakennase. Sein Blick war nachdenklich zu seinen Füßen gerichtet.
    Carey stieß einen Seufzer aus. Wie sollte sie je den Thron Gottes erreichen, wenn sie immer wieder von solchen Erscheinungen abgelenkt wurde? Sie marschierte weiter und ging direkt auf den kleinen Mann zu. Als sie noch drei Schritte voneinander entfernt waren, hob er den Kopf und riß erstaunt die Augen auf.
    »Gesegnet sei Epagael«, murmelte er. »Du mußt neu sein. Ich dachte, ich kenne jedes Gesicht in der Leere.«
    Carey neigte fragend den Kopf. Keine der anderen Illusionen hatte zu ihr gesprochen. »Können Sie mich sehen?« fragte sie.
    Der Mann zuckte zusammen und betrachtete sie stirnrunzelnd, dann machte er einen Schritt vorwärts und berührte ihren Arm. »Lieber Himmel, Sie sind real!« Er starrte sie atemlos an. »Wer sind Sie?«
    »Carey Halloway. Und Sie?«
    Er bildete mit seinen Händen das heilige Dreieck und verneigte sich. »Zadok Calas. Ich war …«
    »Zadok?« platzte Carey heraus. Der Mann zuckte zurück. »Aber Sie sind tot! Sie sind vor über einer Dekade gestorben!«
    »Ja, ich weiß. Aber davon abgesehen fühle ich mich ganz wohl.«
    Als Carey seinen Gruß ebenfalls mit dem heiligen Dreieck erwiderte, ließ er die Hände sinken und schaute sie neugierig an. »Sie sind keine Gamantin«, sagte er.
    »Nein.«
    »Warum sind Sie dann hier? Warum folgen Sie dem Weg zu einem Gott, an den Sie nicht glauben?«
    »Aber ich glaube an Epagael. Und davon abgesehen«, meinte sie mit einem schiefen Lächeln, »hat mich ein Engel hergeschickt. Offenbar ist es nötig, daß ich mit Gott spreche.«
    Zadok warf ihr einen langen, forschenden Blick zu. »Welcher Engel?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Haben Sie denn nicht gefragt?«
    »Doch, aber er wollte es mir nicht sagen.«
    Die Augen des alten Mannes spiegelten plötzlich aufkeimende Furcht wieder. Nervös strich er über den Stoff seines braunen Gewandes. »Nun, das beunruhigt mich.«
    Carey bemerkte den Argwohn auf seinem Gesicht. Sie hatte diesen Ausdruck schon öfter gesehen, wenn bei ihren Strategiesitzungen alte Männer in Gebetsschals Jeremiel vorwarfen, er sei vom Erzbetrüger besessen. »Weil Sie glauben, es könnte Aktariel gewesen sein, der mich hergeschickt hat?«
    »Ja.«
    »Und was würde das ausmachen? Ist es nicht immer gut, mit Gott zu sprechen? Und vielleicht war es ja gar nicht Aktariel. Warum sollte der Betrüger Wert darauf legen, daß überhaupt jemand die Wahrheit direkt aus Gottes Mund erfährt?«
    »Das, meine Liebe, ist eine gute Frage. Und zudem eine, die ich auch nicht beantworten kann. Doch Aktariels Wege sind oft sehr verschlungen.«
    Carey nickte zustimmend. »Ich habe genug gamantische Geschichtsbücher gelesen, um dieser Ansicht zuzustimmen. Trotzdem habe ich immer noch vor, mit Gott zu reden, Zadok. Niemand wird mich daran hindern. Es wäre mir allerdings lieb, wenn Sie mich begleiten würden. Ich habe Ihnen sehr viel darüber zu berichten, was den Gamanten seit Ihrem Tod widerfahren ist. Aber wenn Sie befürchten, in Versuchung geführt zu …«
    »Über die Gamanten? Was wissen Sie denn von den Gamanten?«
    »Ein wenig schon. Ich bin stellvertretende Kommandantin des Untergrundkreuzers Zilpah.«
    Zadok zog die Brauen hoch. »Des gamantischen Untergrunds? Wann hat Jeremiel denn angefangen, Nicht-Gamanten zum Dienst zu verpflichten?«
    »Als er eine von ihnen geheiratet hat.«
    Zadok starrte sie verblüfft an. »Sie sind Jeremiels Frau?«
    »Ja«, erwiderte sie und warnte ihn insgeheim, jetzt irgend etwas über ›fremde Frauen‹ von sich zu geben.
    Zadok stieß einen erleichterten

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