Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
damit ich wieder halbwegs normal atmen kann.«
    Amirah bemerkte einen warmen Schimmer in seinen blauvioletten Augen, der sie höchst nervös machte.
    Um die Spannung etwas zu mildern, legte sie ihre Unterwäsche mit knappen, militärischen Bewegungen ab und warf sie zu den übrigen Kleidern. Dann nahm sie die Seife, prüfte die Wassertemperatur mit der Zehe und ließ sich schließlich bis zum Hals in das Becken sinken.
    Das Wasser war so warm und wohltuend, daß jeder Muskel ihres Körpers erleichtert aufzuseufzen schien. Sie tauchte den Kopf ins Wasser, um auch ihr Haar naßzumachen. Als sie wieder hochkam, bemerkte sie, daß Tahn sich auf die Bank gesetzt hatte.
    Amirah nahm die Seife, wusch ihre langen Beine und seifte sich dann das Haar ein. Tahn sah ihr eine Weile schweigend zu und sagte dann: »Erzählen Sie mir etwas über sich?«
    »Was interessiert Sie denn, abgesehen von dem, was in meiner Akte steht? Und wo wir gerade davon sprechen – wie haben Sie überhaupt Zugriff auf vertrauliche Personalakten bekommen?«
    Tahn lächelte amüsiert. »Auf die gleiche Weise, wie wir die Flugpläne der Kreuzer erhalten. Sie wurden auf Rusel drei geboren, richtig?«
    »Ja. Meine Eltern starben, als ich dreizehn war. Sie wurden bei dem pegasianischen Angriff getötet.«
    »Tatsächlich? Dann haben wir mehr gemeinsam, als ich dachte. Meine Eltern starben, als ich sechs war.«
    »Ich erinnere mich.« Es war während der carinischen Invasion auf Delphinus geschehen. Tahn war es gelungen, aus dem zerstörten Haus zu entkommen und sich im Unterholz zu verbergen. Von dort aus hatte er mit angesehen, wie seine Eltern ermordet wurden. Die Carinianer hatten die barbarische Gewohnheit, ihren Opfern die Innereien herauszureißen und dann zu beobachten, wie sie qualvoll starben. Als die magistratischen Streitkräfte eine Woche später erschienen und die Carinianer vertrieben, hatte Captain Juan Moreno vom Schlachtkreuzer Quillon einen halb wahnsinnigen kleinen Jungen gefunden, der sich noch immer an die verwesende Leiche seiner Mutter klammerte. »Sie braucht mich!« hatte Tahn immer und immer wieder geschrien. Moreno hatte Cole zwei Stunden lang zugeredet, seine Mutter sei tot und er müsse sie nicht länger bewachen, doch am Schluß war er trotzdem gezwungen, den Jungen mit Gewalt von der Leiche loszureißen.
    Tahn legte ein Bein auf die Bank. »Hat man Sie in eins dieser regierungseigenen Waisenhäuser gesteckt?«
    »Nein. Anders als Sie hatte ich eine Großmutter, die mich aufgezogen hat.«
    Angenehme Erinnerungen an Sefer Raziel erfüllten sie. Amirah konnte sie vor sich sehen, wie sie in ihrem Schaukelstuhl auf der sonnenüberfluteten Veranda vor ihrem kleinen Häuschen saß. Der Stuhl knirschte, während Sefer die frischgepflückten grünen Bohnen auslöste und einer jungen Amirah dabei die alten Geschichten erzählte. Sie erinnerte sich gut an die eintätowierte Nummer auf dem Unterarm der alten Frau, und auch an die Narben in ihrem Gesicht. Als sie Sefer einmal danach fragte, hatte sie nur gelacht und gesagt: »Dein Vater würde bestimmt nicht wollen, daß ich dir davon erzähle. Aber eines Tages … vielleicht kann ich es dir dann ja sagen. Wir müssen abwarten, was in der Galaxis geschieht.« Amirah hatte die magere alte Frau von ganzem Herzen geliebt – und liebte sie noch immer, trotz all der Jahre, die vergangen waren, seit ihre Großmutter verschwand. Als Amirah schließlich wieder aufsah, bemerkte sie, daß Tahn sie freundlich anblickte.
    »Sie muß eine gute Frau gewesen sein«, stellte er leise fest.
    »Sie hat mich sehr gut behandelt.«
    »War sie es auch, die Ihnen beigebracht hat, zu kämpfen?«
    »Sie meinen die Art des Kampfes, die man nicht auf der Akademie lernt? Ja, zu kämpfen und nach der Wahrheit zu suchen.« Sie lächelte, als eine neue Erinnerung auftauchte. »Großmutter pflegte zu sagen: ›Es gibt tausend Wege, die zum Garten der Wahrheit führen, Amirah. Finde den deinen.‹«
    Tahn runzelte die Stirn. »Wissen Sie, daß das …«
    »Ein gamantischer Spruch ist? O ja, sie war eine Gamantin.«
    Tahn lehnte sich zurück. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber er blickte zu ihr hinüber, als würde er durch einen Schleier schauen, der ihre Züge teilweise verhüllte.
    Amirahs gamantische Vorfahren waren ihre höchst private Hölle, doch Tahn davon zu erzählen, mochte ihn verwirren und ihn dazu bringen, ihr mehr zu vertrauen. Einige ihrer frühesten Erinnerungen zeigten ihre Mutter, die sie schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher