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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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anderen wählen müssen? Wie würden Sie sich dann entscheiden? Übrigens, am nächsten Quergang müssen wir uns rechts halten.«
    Amirah dachte über die Frage nach und bog nach rechts. Wie würde sie sich entscheiden? Ihr Gewissen versicherte ihr, sie würde natürlich zugunsten der Bürger handeln. Aber … stimmte das wirklich? Sie hatte Magistrat Slothen alles zu verdanken. Sollte sie nun etwa den Nachweis erbringen, daß er sie falsch eingeschätzt hatte?
    Als sie etwa die Hälfte des Gangs hinter sich gebracht hatten, wurde es wärmer, und Wasserdampf erfüllte die Luft. Am Ende des Korridors befand sich eine Tür, die von einem grünen Vorhang verdeckt wurde.
    »Mir scheint, wir haben es gefunden«, bemerkte Amirah.
    »Ich nehme an, Sie haben nicht vor, meine Frage zu beantworten?« erwiderte Tahn.
    »Im Moment habe ich keine Lust auf einen weiteren Streit.« Wenn ich zuerst durch diesen Vorhang gehe, dann kann ich …
    »Halt, Amirah!«
    Zögernd gehorchte sie und drehte sich um. »Was gibt’s?«
    Tahn schob sich an ihr vorbei, ging zum Vorhang, zog ihn beiseite und warf einen prüfenden Blick in den Raum. Wasserdampf drang auf den Flur hinaus. Tahn winkte Amirah mit der Pistole. »Ganz vorsichtig jetzt. Gehen Sie hinein, und bleiben Sie neben der Urne dort stehen.«
    Was, zum Teufel, war da los? Konnte er Gedanken lesen? Jedesmal, wenn sie glaubte, sie hätte eine Chance, machte er alles durch einen sofortigen Gegenzug zunichte. Nun, dann mußte sie ihn eben irgendwie ablenken. Sie brauchte nicht mal eine Sekunde, um ihm einen mörderischen Tritt zu versetzen. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn tot auf dem Boden liegen – und empfand dabei ein Gefühl des Bedauerns. Irgendwie mochte sie ihn.
    Sie betrat den Raum und blieb neben der Urne stehen, einem fast metergroßen keramischen Meisterwerk, das von oben bis unten mit seltenen lytolianischen Saphiren und Rubinen besetzt war. An der nördlichen Wand des eher kleinen Raums befand sich ein sechseckiges, mit Jadekacheln verkleidetes Becken. Aus einem Speier rann ein stetiger Wasserstrom. An der Außenkante des Bades war eine Art Sitzbank aus dem Felsen gehauen worden. Davor standen mehrere Kisten und Truhen.
    Tahn betrat vorsichtig den Raum und zog den Vorhang hinter sich zu. Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und setzte die Lampe auf der Bank ab. »Schauen Sie mal in die Kiste hinter Ihnen. Laut Plan enthält sie ›Vorräte‹.«
    Amirah kniete sich hin, öffnete die Kiste und zog zwei wasserdicht verpackte Handtücher sowie ein Stück Seife heraus. Sie riß die Verpackungen auf, warf die Handtücher auf die Bank und schnupperte an der Seife. »Hm, horebianischer Wildjasmin.«
    »Tatsächlich? Woher wissen Sie das?«
    »Sie wird überall im Sculptor-Sektor verkauft. Angeblich soll sie auch als Aphrodisiakum wirken.«
    »Ach, ja? Haben Sie es mal ausprobiert?«
    Amirah warf die Seife auf die Bank und stemmte die Hände in die Hüften. »Aha, jetzt werden wir beleidigend, wie? Wollen Sie mich bestrafen, weil ich Ihre Frage nach der Pflicht nicht beantwortet habe? Nun, nur zu Ihrer Information, ich habe nichts gesagt, weil ich nicht wußte, was ich antworten sollte.«
    Tahn setzte einen Fuß auf die Bank und stützte die Pistole auf das Knie. Sein Mund verzog sich zu einem leisen Lächeln. »Das dachte ich mir schon. Im Grunde wollte ich auch nur, daß Sie einmal darüber nachdenken – Sie könnten schließlich auch in eine solche Situation geraten.«
    »Sie sind ein arroganter Mistkerl, wissen Sie das?« sagte sie und schnitt eine Grimasse, als sein Lächeln breiter wurde. »Ich ziehe mich jetzt aus. Sie haben doch nichts dagegen, oder?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Amirah schlüpfte aus den Stiefeln und schob sie unter die Bank. Dann zog sie das Hemd über den Kopf und ließ es auf den Boden fallen. Als nächstes streifte sie die Hose ab, stand nur noch in Unterwäsche da und sah zu ihm hinüber. Tahn beobachtete sie aufmerksam. Seine Miene war ernst geworden.
    »Mein Gott, sind Sie schön«, sagte er in leiser Bewunderung und rieb sich die Stirn.
    »Sie sind der erste Mann, der das sagt. Danke«, antwortete sie aufrichtig und fragte sich im gleichen Moment, weshalb sie das zugegeben hatte. Ihre mißglückten Erfahrungen mit Männern hatte sie noch nie jemandem eingestanden.
    Tahn schaute sie ungläubig an. »Dann bin ich vielleicht der einzige, der so empfindet. Jedenfalls würden Sie mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie ins Becken stiegen,

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