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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Besonderes gegen die Trolle hatte, dass er nur Mitglied der Gruppe sein wollte und in Tanyas Nähe. Es war ihm egal, was sie hier heute Nacht anstellten, solange er bei ihnen sein konnte. Aber das konnte er nicht zugeben, also dachte er an seinen ersten Nachmittag auf der Promenade, als der Penner plötzlich vor ihm gestanden und ihn angebettelt hatte. Er erinnerte sich an den verrückten Blick des Mannes, an die braunen Zähne und an den säuerlichen Gestank. Er erinnerte sich an seine Verwirrung und seinen Ekel. Aber vor allem erinnerte er sich an seine Angst – die Angst, die bewirkt hatte, dass er sich klein und hilflos und jämmerlich vorkam.
    Er konnte selbst den Hass in seiner Stimme hören, als er sagte: »Ich hasse sie. Sie hängen hier rum und belästigen jeden. Sie hauen dich wegen Geld an. Sie sind dreckig und stinken. Sie benehmen sich merkwürdig. Sie sind widerlich. Ich denke, man sollte sie mit dem Müll wegschmeißen. Sie sind nichts anderes als Müll. Wenn sie mich nach Geld fragen, würde ich ihnen am liebsten die Fresse einschlagen.«
    »Das ist mein Mann«, sagte Samson und schlug ihm auf die Schulter.
    »Weiter so«, sagte Liz.
    »Sie sind absolut ekelhaft«, sagte das Mädchen, das sich Shiner nannte, »aber das ist noch nicht alles. Sie sind böse . Deshalb kommen wir hierher, Nacht für Nacht. Sie tun Böses. Sie greifen Leute an. Sie lassen Leute verschwinden .«
    Ein paar von den anderen nickten. Alle stimmten ihr zu. Jeremy spürte, wie seine Knie weich wurden. »Sie lassen Leute verschwinden?«, fragte er und versuchte, seine Stimme nicht zittern zu lassen, aber es gelang ihm nicht so recht.
    »Wir haben das noch nicht direkt gesehen«, sagte Heather.
    »Wir haben eine begründete Vermutung«, erklärte Randy, »dass die Trolle dafür verantwortlich sind.«
    »Sie müssen es einfach sein«, sagte Shiner. »Sie haben sich meine Schwester geschnappt. Sie ging eines Nachts am Strand spazieren und ist … einfach verschwunden. Die haben sie geholt.«
    »Wir wissen das nicht sicher«, sagte Nate. »Wir wissen nicht, was mit Shiners Schwester oder mit den anderen passiert ist. Aber Leute verschwinden hier spurlos. Wahrscheinlich passiert so was überall, aber hier passiert es auffällig oft.«
    »Es passiert sogar mit unseren Trollen«, sagte Samson. »Mit denen, die wir fertigmachen. Die meisten haben wir nie wieder gesehen.«
    »Wir dachten zuerst, wir hätten sie verscheucht«, sagte Nate, »aber jetzt sind wir nicht mehr so sicher.«
    »Sie werden geschnappt.« Liz kicherte.
    »Wir nehmen an«, fuhr Nate fort, »dass unsere Trolle kommen, sobald wir weg sind.«
    »Und für uns aufräumen«, sagte Liz.
    »Lieber Gott«, murmelte Jeremy.
    Samson nickte. »Wenn wir sie nicht an irgendwas fesseln oder kleben oder sie irgendwo festhalten, wo keiner hinkommt, dann sind sie morgens verschwunden. Meistens jedenfalls. Einige bleiben, aber nur wenige.«
    »Was … was machen die Trolle mit ihnen?«
    »Sie fressen sie auf«, sagte Liz und kicherte wieder.
    »Wir wissen es nicht«, sagte Nate.
    Jeremy ächzte.
    »Du musst nicht mitmachen«, sagte Nate.
    »Aber man braucht keine Angst zu haben«, sagte Heather. »Sie haben nie einen von uns erwischt.«
    »Wir erwischen sie «, fügte Liz hinzu.
    »Aber du wolltest wissen, worum es geht«, sagte Nate. »Was wir hier tun, ist nicht ungefährlich. Wenn du mitmachst, bist du vor dem Gesetz ein Komplize. Was immer einer von uns mit einem Troll macht, wir sind alle gleich schuldig, weil wir dabei gewesen sind. Hast du das verstanden?«
    »Klar«, sagte Jeremy.
    »Bisher sind uns die Bullen nicht zu nahe gekommen. Aber das könnte sich ändern. Wir könnten Pech haben. Früher oder später wird man ein paar von uns erwischen. Es könnte auch dich treffen.«
    »Wenn du uns verpfeifst«, sagte Liz, »bekommst du gewaltigen Ärger.«
    »Ich würde euch nie verpfeifen.«
    »Willst du immer noch mitmachen?«, fragte Nate.
    »Aber klar doch!«
    »Okay«, sagte Tanya. »Dann lasst uns mit der Einweihung anfangen.«
    Einweihung? Das rief bei Jeremy Bilder von Qualen hervor, von Prüfungen, wo man der Grausamkeit der anderen ausgesetzt war. Aber wenn er die Prüfung bestehen würde, wäre er akzeptiert. Nicht mehr länger ein Außenseiter. Einer von ihnen.
    Jeremys Herz schlug schneller, und er fühlte sich, als wür den kalte Hände nach seinen Eingeweiden greifen. »Heute Nacht«, sagte Tanya, »bist du der Köder. Wir warten hier, und du gehst die Promenade auf und

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