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Die Gassen von Marseille

Die Gassen von Marseille

Titel: Die Gassen von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilles Del Pappas
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gemacht …
    Nachdenklich verfolgt er weiter seinen Gedanken.
    »Constantin … Die Karre ist nicht von allein in Flammen aufgegangen, und es war auch nicht der Heilige Geist. Ich frage mich …«
    Ich sage kein Wort. Versuche zu verstehen, was er meint. Er spricht weiter.
    »Zwei Jungs …«
    Endlich hab ich’s kapiert.
    »Das kann doch nicht sein! Die jungen Kerle, die …«
    Er nickt.
    »Doch, doch … Sie wollten die Kiste klauen … Als Übung für ihr späteres Dasein als cacou … Vierzehn und fünfzehn Jahre alt … Hier in deinem Viertel werden die Kids ganz schön früh straffällig …«
    Er seufzt.
    »Ja … Aber sie sind nur auf den Gedanken gekommen, weil sie gesehen haben, wie so ein Typ unter der Motorhaube rumgefummelt hat … Als er damit fertig war, hat er sich vom Acker gemacht! Daraufhin haben die kleinen Scheißer beschlossen, sich den Flitzer auszuleihen … für eine Spritztour … Es war ein Kinderspiel, das Schloss aufzubrechen, die Kabel kurzzuschließen … Und bumm … Die Welt ist direkt unter ihrem Arsch explodiert.«
    Scheiße! Ich muss diesen Kleinen tausendmal auf der Straße begegnet sein … In dem Alter macht man nun mal Dummheiten …
    »Wie schrecklich! Die armen Jungen. Und ihre Familien …«
    Philippe macht eine unbestimmte Geste.
    »Du kannst dir das nicht vorstellen! Sie waren gestern Abend in meinem Büro. Furchtbar …«
    Ich bin erschüttert. Was für ein schrecklicher Tod … Wie hat Philippe nur so schnell herausgefunden, wie sich alles abgespielt hat …
    »Du bist erstaunlich gut informiert. Woher weißt du, dass der Typ die Bombe angebracht hat … Und den Rest?«
    »Die Jungs waren zu dritt. Aber der Dritte wollte nicht mitfahren … Er hatte zu viel Schiss vor seinem Vater … Das hat ihm das Leben gerettet. Ein strenger Vater hat auch sein Gutes …«
    Wie wahr! Ein Hoch auf die autoritäre Erziehung!
    »Konnte er den Bombenleger beschreiben?«
    Negativ!
    »Nichts Genaues. Er würde ihn erkennen, wenn er ihn noch mal sehen würde, das schon … Aber für ein Phantombild reicht es nicht …«
    »Und was ist mit dir? Hast du eine Idee? Wer könnte so eine Wut auf dich haben? Ganoven, die beschließen, einen Bullen umzulegen, gibt’s ja vermutlich nicht wie Sand am Meer … Oder gehst du gerade einem hohen Tier so richtig auf die Nerven?«
    Schweigen.
    »Ich muss gestehen, ich habe nicht den blassesten Schimmer … Im Moment bearbeite ich nur den Fall der aufgehängten Frau im Hafen … Es sei denn …«
    Er sieht aus, als hätte er eine Idee. Sein Gesichtsausdruck weckt meine Neugier. Ich schenke mir noch einen Kaffee ein.
    »Es sei denn was?«
    Er wendet den Kopf ab, als wäre die Idee doch nicht so gut.
    »Nein, ich dachte nur … Vielleicht war das Ganze bloß ein Fehler … Eine gewaltige Dummheit. Vielleicht haben sich die Kerle im Wagen geirrt … Oder sie wissen nicht, dass er einem Bullen gehört … Aber andererseits haben wir in unserem Beruf tatsächlich häufig mit Irren zu tun … Ich weiß nicht …«
    Beim Wort »Fehler« macht es klick! Etwas Flüchtiges in meinem Geist, als hätte ich das schon einmal erlebt … Doch die verschwommene Erinnerung verschwindet sofort wieder …
    Ich sollte mein Gedächtnis trainieren. Wenn das so weitergeht, vergesse ich irgendwann noch meine eigene Telefonnummer. Obwohl … wenn es um Juliette geht, ist noch alles im grünen Bereich!
    Diese Erinnerungen sind sogar ziemlich aufdringlich. Ich erinnere mich noch ganz genau an die kleinen Flecken in ihrem Auge. An die Form ihrer Brüste, die Farbe ihrer Haare, wenn sie gerade aus dem Wasser kam, an ihre Finger, ihre Haut, ihre intimen Gerüche … Kurz gesagt, in diesem besonderen Fall wäre es mir lieber, mein Gedächtnis würde mich endlich in Frieden lassen.
    Philippe steht auf.
    »Also gut, an die Arbeit. Was steht an? Ach ja … Die Identifizierung der toten Frau aus dem Hafen … Ich schicke dir gleich das Foto.«
    Das hatte ich ganz vergessen.
    »Ach ja, das Bild …«
    Philippe küsst mich zum Abschied.
    »Ciao, bambini.«
    Ich antworte mit einem Spruch, über den meine Großmutter immer zu lachen pflegte.
    »Mögest du die Krätze kriegen, und mögen dir beide Arme abfallen!«
    Das Treppenhaus trägt sein herzhaftes Lachen nach oben, bis es im Straßenlärm untergeht.
     
    Ich krame die Kisten mit den alten Schwarzweißnegativen heraus. Mir fällt auf, dass darin ein ziemliches Durcheinander herrscht. Es wird mich ein gutes Stück Arbeit kosten, da ein wenig

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