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Die Gassen von Marseille

Die Gassen von Marseille

Titel: Die Gassen von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilles Del Pappas
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ich einen muskulösen, durchtrainierten Körper. Sie gehört zu den girelles, die einfach nicht stillsitzen können und ständig in Bewegung sind.
    Mit ihrer hellen Stimme wendet sie sich an meinen Freund.
    »Ich habe die ersten Ergebnisse der vorläufigen Untersuchung, Kommissar.«
    Ich gehe über den Platz in Richtung Café-Toilette und lasse die beiden einen Moment allein. Unterwegs treffe ich Esther, die gerade mit voller Einkaufstasche vom Markt zurückkommt.
    Spontan lade ich sie auf einen Kaffee ein.
    »Was ist denn passiert?«, fragt sie mich neugierig. »Als ich mit meinem Fleisch vom Metzger kam, war das ganze Treppenhaus voller Leute. Sehr unfreundliche Polizisten. Vor allem einer … Der wollte mich gar nicht reinlassen, obwohl ich ihm erklärt habe, dass ich da wohne. Als er es endlich kapiert hatte, hat er sich nicht mal entschuldigt.«
    In knappen Worten berichte ich ihr von meinen Abenteuern.
    »Oh boudie, was für eine Geschichte!«, ruft sie. »Was für engatses …«
    Ich lotse Esther an unseren Tisch und stelle sie der jungen Polizistin vor. Die Sonne brennt mittlerweile ziemlich heiß vom Himmel. Philippe steht auf.
    »Gut, ich muss jetzt los.«
    Der verstohlene Seitenblick, den er mir zuwirft, gefällt mir gar nicht. Er wendet sich an seine Kollegin, die sich anschickt, ihm zu folgen.
    »Eine Sekunde noch, Claudia … Sie wohnen doch allein, nicht wahr?«
    Ihr Gesicht ist ein einziges Fragezeichen.
    »Ja … Aber ich verstehe nicht …«
    Er deutet auf mich.
    »Das hier ist ein wichtiger Zeuge, der eine Weile versteckt werden soll. Warum, müssen wir noch herausfinden. Bis dahin sind Sie für seinen Schutz zuständig. Er muss an einen sicheren Ort … Sie haben ihm das Leben gerettet, das war wirklich ein Glück. Jetzt müssen Sie nur noch dafür sorgen, dass er es auch behält. Sein Leben … und seine Gesundheit.«
    Wir sind beide verdutzt, die Inspektorin und ich.
    »Moment mal, Philippe! Willst du damit sagen, ich …«
    Aber sie kommt mir zuvor.
    »Er soll zu mir? Nach Hause?«
    Sie ist nicht wirklich glücklich über diesen Vorschlag. Ich kann sie verstehen. Was mich angeht, habe ich das Gefühl, dass ich in der ganzen Sache sowieso nicht gefragt werde … Ich bin ein Möbelstück, mehr nicht … Der Kommissar bleibt hart.
    »Ja, Claudia … Es bleibt mir nichts anderes übrig, als seine Wohnung für die Dauer der Untersuchung zu versiegeln. Ich stelle Sie so lange frei. Sie werden sich um Constantin kümmern, ihn verstecken, ihn verhätscheln und ihn beschützen. Und seien Sie vorsichtig, ich will keine Ausfälle in meiner Mannschaft. Sie wissen doch … Sie sind meine beste Mitarbeiterin …«
    Trotz dieses Kompliments wirkt sie nicht gerade außer sich vor Freude. Genauso wenig wie ich.
    »Philippe, was fällt dir ein?«, protestiere ich. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich habe meine Gewohnheiten, mein Leben …«
    So langsam verliere ich die Geduld.
    »Verdammt noch mal … Ich störe deine Kollegin doch nur. Außerdem schnarche ich nachts, und …«
    Da kommt mir noch ein weiteres Argument in den Sinn.
    »Hast du vergessen, dass ich nach dem Foto suchen soll? Dafür brauche ich mindestens zwei, drei Tage …«
    Aber der Kommissar hat auf alles eine Antwort.
    »Keine Sorge! Ich lasse dir deine Fotokisten zu Mademoiselle Vidal bringen, zusammen mit Kleidern zum Wechseln und allem, was du sonst noch brauchst.«
    Mit einem Mal braust er auf und schlägt mit der Faust auf die Tischplatte. Wir zucken angesichts dieser unbeherrschten Geste zusammen. Die Tassen und Löffel tanzen klirrend Cha-Cha-Cha, während Claudia und ich reglos auf unseren Stühlen sitzen und keinen Mucks mehr von uns geben.
    »Zum Teufel, ihr geht mir auf die Nerven, ihr zwei … Es ist doch nur für ein paar Tage. So lange werdet ihr es doch wohl miteinander aushalten, oder? Es ist mir im Übrigen auch egal, so wird es jetzt einfach gemacht … Qué testards …«
    Er wendet sich wieder an seine Mitarbeiterin.
    »Und vergessen Sie nicht, seine Aussage aufzunehmen! Ich schicke Ihnen morgen früh einen Motorradpolizisten …«
     
    Mit einer Fremden zusammenzuwohnen deprimiert mich. Oder besser gesagt, bei jemand anderem zu wohnen, gefällt mir nicht. Noch dazu bei einer Polizistin … Ich frage mich, wie es wohl bei ihr zu Hause aussieht. Bestimmt hat sie Katzenfotos und Ramboposter an der Wand hängen … Esther mischt sich ein.
    »Ich glaube, es wäre besser, wenn du auf den Herrn Kommissar hörst. Ich kann es

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