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Die Gassen von Marseille

Die Gassen von Marseille

Titel: Die Gassen von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilles Del Pappas
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umgelegt hat, die Bombe in deinen Wagen gepackt hat, weil er mich gestern Abend hat fahren sehen …«
    Philippe schlägt sich in die Hand.
    »Oh, verdammt, das stimmt ja. Du bist gestern gefahren …«
    Er denkt einen Moment nach, ehe er hinzufügt: »Ziemlich übel für die beiden Kleinen … Aber mir hat es das Leben gerettet. Da muss also noch einer sein … Mindestens einer. Und den gilt es aufzutreiben, bevor er dich findet … Und wegen des Motivs …«
    Der Polizist ist bekannt im Viertel, was ja auch kein Wunder ist. Hin und wieder grüßt ihn jemand oder versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Je nachdem. Ein Bulle ist eben ein Bulle …
    Wir setzen uns an einen Tisch unter den Platanen auf dem alten Platz. Hier haben die Griechen einst die Agora der Stadt erbaut, die Akropolis. Heute steht an dieser Stelle die Église des Accoules, deren Name entweder von Anchovis, anchois, abgeleitet sein soll oder von den encoules, den kleinen Bögen, die die Kirche stützen. Die Historiker behaupten, dass die Kinder hier früher nach der Messe eine Pastete und eine Wurst bekamen. Man sprach sogar von Unserer Lieben Frau der Würste. Ich habe mich immer gefragt, wie diese Heilige wohl aussah … Und vor allem die Pastete und die Wurst …
    Die Place de Lenche selbst verdankt ihren Namen einer korsischen Familie, die durch den Korallenhandel reich geworden ist. Sie liegt an einem Hang, so dass man dort seinen Pastis trinken und dabei auf den Alten Hafen, das Meer und die Pointus hinunterschauen kann.
    Philippe macht sich Sorgen um mich.
    »Könntest du nicht für eine Weile bei Freunden untertauchen? Dieses Viertel hier ist für dich im Moment ziemlich ungesund …«
    Mein Viertel ist ungesund? Dann fällt mir wieder ein, worum er mich gebeten hat.
    »Soll ich denn nicht mehr nach dem Foto suchen?«
    »Doch, natürlich. Wie auch immer, ich werde für eine Weile in deine Wohnung ziehen. Vorerst … So kann ich dich besser im Blick behalten und auf dich aufpassen …«
    Er verzieht das Gesicht zu einem Lächeln, das eher wie eine Grimasse wirkt … Das gefällt mir nicht, ganz und gar nicht.
    Geradezu machiavellistisch! Er hat eine Idee …
    »Es sei denn …«
    Ich rechne mit dem Schlimmsten. Er spricht ungerührt weiter.
    »Wie findest du eigentlich Inspektor Claudia Vidal?«
    Jetzt ist es raus! Ich glaube zu ahnen, worauf er hinauswill … Er kennt mich gut, der Mistkerl. Natürlich weiß er genau, welchen Zauber diese junge Frau auf mich ausübt. Ich beschließe, ihm die Freude nicht zu schnell zu gönnen.
    »Ein sehr schöner Vorname … Lateinischen Ursprungs …. Von claudus, lahm … Claudia war die Mutter von Sankt Linus, dem zweiten Papst der Christenheit, einem Märtyrer … Ich weiß das, weil eine meiner Tanten auch so hieß. Sie hatte immer eine Weißblechdose im Auto, falls sie unterwegs mal musste … Ich fand das ekelhaft … Am Kinn hatte sie ein langes Haar …«
    »Deine Tante ist mir scheißegal …«
    Ich spiele den Gekränkten.
    »Meine Verwandten sind dir scheißegal?«
    »Genau! Aber so was von scheißegal. Ich spreche von einem hübschen Gesicht voller Sommersprossen …«
    Ich gehe wieder auf Angriff.
    »Sie hat mir das Leben gerettet. Ein echter Profi. Sie ist wirklich gut. Du solltest sie befördern, wenn du kannst …«
    Er wischt meine bewundernden Bemerkungen mit einer Handbewegung beiseite und macht einfach weiter. Der Mann ist stur.
    »Sicher, aber … so rein äußerlich … Ich meine, als Frau … Eine richtige girelle royale, findest du nicht?«
    Ich tue so, als hätte ich jetzt erst verstanden. Ich kann auch stur sein, so ist das nicht.
    »Ach so, äußerlich meinst du!«
    Anklagend deute ich mit einem Finger auf seinen Bauch und setze eine empörte, moralinsaure Miene auf.
    »Du …! Du willst deiner kleinen Inspektorin die Unschuld rauben. Das ist wirklich hinterhältig! Und es überrascht mich eigentlich, dass so was von dir kommt. Vorsicht! Die feministischen Verbände werden außer sich sein. Du darfst deine Rolle als Vorgesetzter dieser jungen Frau nicht ausnutzen, um sie zu verführen. Das ist sexuelle Belästigung …«
    Er läuft rot an und fällt mir ins Wort.
    »Nein, nicht doch, bougre de stasi, dich meine ich. Sie ist doch nicht schlecht, oder? Und außerdem Single. Ich habe mich erkundigt …«
    Ich muss lachen. Krieg mich kaum noch ein. Genau in dieser Situation stößt Claudia zu uns.
    Sie trägt ein eng anliegendes Ensemble aus Jeanshemd und -hose. Unter dem Stoff erkenne

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