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Die Gassen von Marseille

Die Gassen von Marseille

Titel: Die Gassen von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilles Del Pappas
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Patzer des Fotografen ans Licht. So bin ich überhaupt erst zum Fotografieren gekommen. Denn der Vorgang ist magisch. Zu sehen, wie die dunklen Flecken langsam hervortreten und sich zu Menschen formen, einer Landschaft, einer Katze, meinem Pointu, Juliette …
    Es klopft an der Tür.
    »Claudia?«
    »Ja, Kaffee … Der Kaffee ist fertig.«
    »Kommen Sie rein, ich habe alles wieder zugemacht.«
    Sie hält ein Tablett mit zwei Tassen in den Händen und sieht völlig erledigt aus.
    »Sind Sie nicht müde?«
    »Nein, im Gegenteil, und wenn ich jetzt noch Kaffee trinke, kann ich gleich gar nicht mehr schlafen … Stört es Sie, wenn ich hierbleibe? Die Fotografie hat mich schon fasziniert, als ich noch ein kleines Mädchen war …«
    Ich lächle und tätschele ihre Hand.
    »Wer die Fotografie liebt, kann kein schlechter Mensch sein. Kommen Sie, mein Kind, und schauen Sie dem Künstler bei der Arbeit über die Schulter.«
    Ich mache mich wieder ans Werk. Es läuft fantastisch. In weniger als einer Stunde ist alles erledigt. Die Abzüge sollen ja nicht künstlerisch wertvoll werden. Ich lasse die Fotos, die ich ausgesucht habe, trocknen.
    Ich habe, was ich brauche.
    Claudia streckt sich. Unter der Tür lugt das erste Tageslicht herein.
    »Also ich würde jetzt am liebsten nach Hause fahren, schön heiß duschen und mich dann aufs Ohr hauen … Sind Sie fertig?«
    Sie sieht hinreißend aus mit diesen Sommersprossen. Aber ich bin nicht müde.
    »Wissen Sie was, Claudia, ich würde jetzt am liebsten an den Strand fahren und den Sonnenaufgang beobachten … Von der Corniche aus zum Beispiel! Würden Sie das für mich tun?«
    »Sie sind ein komischer Kerl, Constantin. Wollen Sie das wirklich?« Sie schließt die Augen und fügt mit müder Stimme hinzu: »Ich bin total erledigt.«
    Ich schenke ihr mein verführerischstes Lächeln.
    »Bitte, bitte … Sie werden es auch bestimmt nicht bereuen. Wirklich, das rückt einem den Kopf wieder zurecht.«
    Ich lege die Fotos in eine leere Gelatineschachtel und schließe die Labortür ab. Corniche, wir kommen.
    Wie sehr liebe ich diese Tageszeit.
    Wir fahren durch den Tunnel, der unter dem Alten Hafen, dem Herzen der Stadt, hindurchführt.
    Die Sonne ist aufgegangen.
    Wir lassen das Monument zum Gedenken an die Gefallenen der Orientarmee hinter uns, ein modernes Pendant zur Porte d’Aix.
    Claudia fährt geschmeidig, ganz ruhig, ohne den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.
    Sie hält in der großen Kurve gleich hinter dem Vallon des Auffes. Von dort aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf den Sonnenaufgang und die Inseln. Wir schweigen lange, dann breche ich den Zauber.
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich kurz reinspringe und eine Runde schwimme? Darauf hätte ich jetzt richtig Lust.«
    Sie ist überrascht und amüsiert.
    »Sie wollen schwimmen? Haben Sie denn eine Badehose dabei?«
    »Nein. Aber um die Zeit ist doch niemand hier …«
    Schicksalsergeben folgt sie mir. Sie sehnt sich nach ihrem Bett, und ihre Haltung macht deutlich, dass sie sich nur widerwillig den Launen eines verantwortungslosen Hallodris beugt. Wir steigen durch die verwinkelten Gässchen hinunter ins Vallon des Auffes. Ich führe die junge Frau auf die Felsen, die hier einen kleinen Deich bilden. Dann ziehe ich mich aus und – platsch – ab ins Wasser … Wow! Klasse! Es ist kühl und erfrischend, genau wie ich es mag … Ich tauche, bis meine Lungen um Hilfe schreien …
    Dann schwimme ich mit kräftigen Zügen unter dem Bogen der Brücke hindurch, die sich über den Hafen spannt.
    Plötzlich spüre ich jemanden neben mir. Es ist Claudia, sie hat mich fast eingeholt. Ich warte auf sie.
    Ihr Kopf bricht durch die Oberfläche. Das Wasser rinnt über ihre Sommersprossen.
    »O Gott, ist das eisig …«
    »Sie übertreiben … kühl, ja … Aber doch nicht eisig. Man merkt, dass Sie ein Kind des Südens sind. Sie schwimmen ja fast so schnell wie ich.«
    Sie lacht und spritzt mich nass.
    Wir schwimmen hin und her, über und unter Wasser. Manchmal sehe ich beim Tauchen ihren nackten, gebräunten Körper. Ganz hübsche Proportionen, soweit ich das bei meiner verzerrten Sicht beurteilen kann.
    Sie hat kein Problem damit, nackt neben mir herzuschwimmen, das gefällt mir. Und vor allem ist sie gesund, lebendig, lebendig! Sorry, Juliette! Sie liebt die Sonne, das Meer, das Leben … Hin und wieder berühren sich unsere Körper flüchtig, und ich habe den Verdacht, dass es Claudia gefällt.
    Ich bekomme Angst! Vor mir, meinen

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