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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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senkte.
    »Herr?«
    Der blonde Mann packte ihn am Kragen und riss ihn hoch. Einen Moment lang schien die Welt nur aus seinen hellen grünlichen Augen zu bestehen. »Du sagst, dass du etwas über die Welfen weißt? Damit willst du dir dein Leben erkaufen? Nun, habe ich recht?«
    Wulfhard schwieg.
    »Gut, ich brauche deine Antwort nicht. Hör mir einfach nur zu: Mir ist es egal, ob du lebst oder verreckst. Aber der Frieden in meinem Herzogtum ist mir nicht gleichgültig, und du wirst keinen meiner Grafen anschwärzen. Wenn doch, kannst du dich gleich in diesem Bottich da ersaufen, haben wir uns verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    »Gut!« Der blonde Hüne ließ Wulfhard los. »Vergiss es nur nicht!« Mit diesen Worten schmetterte er die Tür hinter sich zu. Wulfhard holte ein paar Mal tief Luft. Er griff nach dem Rasiermesser, stellte aber fest, dass seine Hände zu stark zitterten. »In was bist du hier hineingeraten?«, flüsterte er. »Und wie kommst du wieder heraus?«
    »Bist du fertig da drin?«
    »Gleich!« Hastig schabte Wulfhard sich die schmierigen Stoppeln aus dem Gesicht und trat ins Freie. Das strahlende Sonnenlicht tauchte den Hof in einen Glanz, der ihm göttlich vorkam.
    Der Soldat bedachte ihn mit einem schrägen Blick. »Mach dir nur keine zu großen Hoffnungen«, brummte er. »Der König findet einfach keinen Gefallen an stinkenden, schmutzigen Gefangenen. Und jetzt komm.«
    Er packte Wulfhard am Arm und führte ihn über den Hof zum Hauptgebäude des Bischofssitzes. Ganz allmählich fühlte Wulfhard, wie Angst die Oberhand über die Euphorie gewann. »Wer war das eigentlich vorhin?«, fragte er gepresst.
    Der Soldat stieß ein Lachen aus. »Das? Das war der Herzog von Schwaben. Du musst wirklich ein wichtiger Mann sein. Und jetzt schweig, wir sind da.«
    Wulfhard biss sich auf die Lippen. Der Mann hatte recht. Er war wichtiger, als ihm lieb war. Vor der Tür des Audienzsaals versetzte sein Bewacher ihm einen letzten Rippenstoß, aber er sagte nichts. Stattdessen öffnete er die Tür.
    »Ich bringe den Gefangenen.«
    »Er soll vor uns treten.«
    Zum ersten Mal in seinem Leben drohte seine Frechheit Wulfhard im Stich zu lassen. Er schluckte trocken und überschritt die Schwelle.
    Hinter dem langen Tisch am Ende des Raumes saßen vier Männer. Zwei von ihnen kannte er, Udalrich und Burchhard. Der Alte mit dem kahlen Schädel musste der Fürstbischof sein. Die Worte des Soldaten klangen ihm plötzlich in den Ohren. ›Der König liebt den Anblick stinkender Gefangener nicht.‹ Er sah den vierten Mann an und fiel wortlos auf die Knie.
    »Erhebe dich, im Namen Gottes!«, gebot Salomo mit einer ruhigen Geste. Aus den Augenwinkeln bemerkte Wulfhard, wie Burchard finster die Brauen zusammenzog, aber da kein Einwand kam, gehorchte er. Plötzlich wusste er nicht mehr, wohin mit seinen Händen. Er verschränkte sie hinter dem Rücken und ballte sie zu Fäusten. Keines der vier Gesichter ließ auf Gnade schließen.
    »Schwörst du bei Gott«, begann Salomo, der offensichtlich den Vorsitz führte, »dass das, was du Graf Udalrich erzählt hast, der Wahrheit entspricht?«
    »Ich schwöre.«
    »Du kannst den Mann, der das Komplott mit Junker Ludowig von Bregenz geschmiedet hat, eindeutig identifizieren?«
    Burchard beugte sich vor. In seinen Augen loderten grünblaue Flammen. Wulfhard starrte ins Leere. »Den Mann nicht, aber sein Pferd.« Er lauschte seinen eigenen Worten nach und verwünschte sie dafür, dass sie so lächerlich klangen. Gleichzeitig sah er, wie der Herzog sich mit einem grimmigen Lächeln zurücksinken ließ.
    »Sein Pferd?« Heinrich sah von Salomo zu Udalrich. Seine Hände bewegten sich unruhig. »Soll das ein Scherz sein? Ihr klagt einen Mann aufgrund seines Pferdes an? Sprich, was meinst du damit?«
    Am liebsten wäre Wulfhard erneut auf die Knie gefallen. Seine Beine zitterten. »Herr, es war meine Aufgabe, für die Pferde meines damaligen Herrn, des Junkers, zu sorgen, ebenso wie für die seiner Gäste. Und darunter befand sich auch ein Rapphengst mit weißer Zeichnung. Ich habe selten ein schöneres Tier gesehen. So eines verkauft ein Mann nicht, Herr.«
    »Und dieses Tier gehört Ottmar von Altdorf!«, rief Udalrich.
    »Schweigt! Bringt Ottmar her. Ich will hören, was er zu sagen hat.«
    »Aber Herr …«
    »Auch Ihr werdet schweigen, Herzog!«, befahl der König scharf.
    Wulfhard hatte das Gefühl, als erstarre alles um ihn herum, während sie auf den jungen Welfen warteten. Als der

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