Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
au Met, guten Met. So bin ich mit Reinmar ins Gspräch komme.«
»Und? Worum ging es?«
»Um Met halt.«
»Nicht etwa um deine Isentrud? Auf die hatte Reinmar doch auch einmal ein Auge geworfen!«
Dietger stierte Hannes an. In seinem Gesicht arbeitete es. »Es ging um Met«, flüsterte er verbissen. »Nur um Met. Und ich hab ihn halt doch kannt!«
»Und Rigbert?«, unterbrach Eckhard. »Hast du mit dem auch über Met gesprochen?«
»Nee, der wollt mir mal nen alte Gaul andrehe. Weil ich doch ab und zu auf’n Markt nach Aeschach gehe tu. Aber da fahr ich immer mit’m Bauern hin.«
»Rigbert wollte dir ein Pferd verkaufen?«
»Ja, so ’n Klepper. Und mei Frau ist anschtändig. Wenigschtens das!«
»Ja, ja, schon gut, du Geisterseher.« Hannes schob Dietger aus dem Weg. »Setz dich und trink noch ein Bier, wenn du es bezahlen kannst. Aber fang keinen Streit an.« Er gab dem Imker einen leichten Stoß, während er leise brummte: »Der Kerl macht mich rasend.«
Eckhard blickte nachdenklich zu der Gruppe hinüber, die sich wieder um Dietger geschlossen hatte. »Ist es wahr, dass Reinmar auch seiner Frau nachgestellt hat?«
Hannes zuckte die Achseln. »Es gab Gerede. Und damals war sie auch noch recht ansehnlich, die Isentrud. Bevor er aus ihr das gemacht hat, was sie heute ist.«
Die Tür wurde erneut aufgestoßen. Unter dem eisigen Luftzug bogen sich die Kerzenflammen, und das Geräusch des prasselnden Regens verschluckte die Stimmen. Zwei Gestalten schoben sich in die schützende Wärme der Schenke.
Ein Schemel stürzte polternd um.
»Ihr Heilige, rettet mich! Der Tote isch komme!«, kreischte Dietger und fiel auf die Knie.
Gleichzeitig sprang Gerald auf. Seine Lippen bebten vor Wut. »Wulfhard, du Schwein! Weg von meiner Frau!«
Unbeschreiblicher Lärm folgte, die Gäste sprangen zurück, Bier floss aus umgestürzten Krügen, eine Tischplatte krachte auf den Boden. Eckhard saß wie erstarrt und blickte abwechselnd auf die kopflosen Trinker und den bleichen Mann in seinem blutbefleckten Wams, der in der Tür lehnte. Aus den Augenwinkeln sah er Geralds Bewegung und warf sich über den Tisch. Im letzten Moment bekam er den Gürtel des Schmieds zu fassen und zerrte ihn zurück. »Setz dich!«, zischte er, während er ins Licht der Feuerstelle sprang und die Arme hochriss. »Im Namen Gottes, beruhigt euch, Leute!« Seine Stimme trug weit, aber es dauerte einige Zeit, ehe tatsächlich Ruhe einkehrte. Er schaute in die bleichen, verunsicherten Gesichter.
»Teufelsspuk!«, wimmerte Dietger. »Der Tote isch aus’m Grab auferschtande!«
»Das ist er nicht! Wulfhard lebt!«
Lähmende Stille breitete sich aus. Alle starrten auf Wulfhard, der die Aufmerksamkeit scheinbar unberührt an sich abprallen ließ. Erst jetzt bemerkten die meisten Fridrun, die sich schutzsuchend gegen die Wand gedrückt hatte.
»Er … lebt?«, fragte einer. »Er ist nicht tot?«
Eckhard nickte. »Er lebt. Er konnte aus der brennenden Scheune gerettet werden. Seid dankbar, dass Gott euch die Sünde des Mordes erspart hat. Und nun zu dir, Wulfhard. Was um aller Heiligen willen ist dir passiert?« Er schob sich durch die aufgewühlten Männer, die bereitwillig vor dem Mönch zur Seite wichen. Da er Wulfhard in den Schankraum ziehen wollte, stellte sich Hannes ihm in den Weg.
»Den will ich nicht in meiner ›Buche‹ haben!«
»Hannes, kennt Ihr keine Barmherzigkeit?«
Der Wirt zuckte zusammen, als sich eine kleine, eiskalte Hand auf seinen Arm legte. Fridruns Stimme zitterte. »Er ist Reinmars Mörder nur knapp entkommen. Wollt Ihr ihn jetzt wirklich in die Nacht hinausjagen?«
Hannes musterte die zierliche Frau und machte ein verlegenes Gesicht.
»Sie hat recht«, mischte sich Eckhard ein. »Bring«, er streifte Wulfhard mit einem flüchtigen Blick, »ein Bier und etwas zu essen. Ich zahle für ihn. Ist es wahr, war es Reinmars Mörder?«
Wulfhard setzte zu einer Antwort an, doch Gerald stieß ihn vor die Brust. »Was macht meine Frau hier?«
Wulfhard japste vor Schmerz. »Sie hat mir das Leben gerettet, Schmied. Ob es Euch gefällt oder nicht, sie ist eine gute Christin.«
Gerald knurrte etwas und winkte Fridrun mit einer barschen Handbewegung zu sich. Sie gehorchte mit gesenktem Kopf.
»Und jetzt erzähl«, befahl Eckhard ungeduldig. Er riss Hannes den Krug fast aus der Hand und hielt ihn Wulfhard hin. »Setz dich!«
»Mit dem sitze ich nicht an einem Tisch!« Gerald wollte aufstehen, aber Eckhard drückte ihn auf seinen
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