Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
Vom Netzwerk:
mit Euch bleiben. Wird es gehen?«
    »Natürlich.« Er stemmte sich auf die Füße und kämpfte gegen den Schwindel an. »Ich werde allein gehen. Da draußen läuft ein Mörder herum. Euch darf ich nicht in Gefahr bringen!«
    Er sah das schalkhafte Zucken ihrer Mundwinkel und biss sich auf die Lippen. »So schlimm?«, fragte er kleinlaut.
    »Schlimmer.« Sie nahm ein Tuch aus der Truhe, warf es sich über Kopf und Schultern und leuchtete mit der Kerze den Weg. »Wird es gehen?«, fragte sie noch einmal.
    Er nickte und schlang die Arme um sich, als sie die Tür aufstieß und ihm die Kälte in die nassen Kleider fuhr.
    Fridrun warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Wir wollen es hoffen.«
     
    H
     
    In der ›Buche‹ brannten die Kerzen allmählich herunter. Regen wehte durch die schmalen Fensteröffnungen und ließ die kleinen Flammen erzittern. Die Männer, die sich an den Tischen zusammendrängten, waren nur Schemen. Die Kunde von dem Geist, den Dietger gesehen hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Dorf, immer wieder drängten Neugierige herein, und wer kam, der blieb, denn das Unwetter tobte unvermindert heftig.
    Hannes war zufrieden. Er befestigte das flatternde Tuch vor dem Fenster erneut und gesellte sich zu Gerald und Eckhard, die in ihrer Ecke fast unsichtbar waren.
    »Jetzt sagt schon, ist er tot oder nicht? Ich sag es auch nicht weiter. Wäre ja dämlich, wenn ich mir das Geschäft selbst verderben würde.«
    Eckhard lächelte leicht. »Er wurde jedenfalls nicht hingerichtet.«
    »Wusste ich es doch! Er ist wieder hier. Warum denn?«
    Die Falten in Eckhards Augenwinkeln vertieften sich, als er den Finger an die Lippen legte. »Ich dachte, du kannst schweigen.«
    »Er ist begnadigt worden. Jetzt ist er auf dem Anwesen des Herrn.« Geralds Stimme klang angespannt. »Wir sollten es Dietger endlich sagen, Eckhard. Er wird stocksauer sein, wenn er es erfährt!«
    »Hannes, noch drei Krüge!«, klang es aus dem vorderen Teil der Schenke.
    »Komme gleich!« Vergnügt vor sich hinkichernd schob Hannes seinen massigen Leib zum Ausschank.
    Eckhard sah ihm nach. Seine dunklen Augen glitzerten. »Was hast du dagegen, wenn Dietger ein bisschen Demut lernt?«
    »So wie ich, als Wulfhard mich niedergeschlagen hat? Du spielst mit den Menschen, Eckhard.«
    »Ich helfe ihnen zu lernen. Wir alle müssen das.« Der Mönch blickte stumm aus dem Fenster. »Es ist wirklich eine Nacht, in der man glauben kann, die Toten stiegen aus ihren Gräbern.«
    »Glaubst du, sie tun das?«, fragte Gerald. »Hast du schon einmal einen Geist gesehen?«
    »Ja«, gestand Eckhard. »Er war der Grund, warum ich Mönch wurde.«
    »Hat er zu dir gesprochen?«
    Eckhard schaute in den fast leeren Bierkrug und trank ihn aus. »Es gibt viele Arten von Geistern. Meine sind bei meinem Eintritt ins Kloster verschwunden. Deshalb denke ich, es war vielleicht eine Vision. Oder ein Engel. Jedenfalls habe ich gelernt.«
    »Wie sah dein Engel aus?«
    Eckhard seufzte. »Hör auf! Merkst du nicht, dass du über Dinge redest, die du nicht verstehst?«
    »Verzeih!«
    »Schon gut. Es ist nicht deine Schuld. Hannes, noch zwei Krüge!« Eckhards klare Stimme durchschnitt eine zufällige Gesprächspause. Alle Köpfe drehten sich.
    Dietger schob die Umstehenden zur Seite und kam auf Eckhard und Gerald zu. Er bewegte sich mit den langsamen, konzentrierten Schritten eines Betrunkenen. Er beugte sich nieder und hauchte Eckhard seinen alkoholgetränkten Atem ins Gesicht. »Ein Mönch muss doch wisse, was der Teufel vorhat! Was soll ich ’n jetzt mache?« Er zitterte.
    Gerald warf Eckhard einen mahnenden Blick zu und öffnete den Mund, aber ein Tritt gegen das Schienbein ließ ihn verstummen.
    Der Mönch faltete die Hände auf der rauen Holzplatte und sah mit ernstem Gesicht zu Dietger auf. »Du hast Schuld auf dich geladen. Sag, was dir auf der Seele brennt. Was weißt du zum Beispiel über Reinmars Tod?«
    Dietger machte ein verblüfftes Gesicht. »Ha, nix! Was hat ’n der mit Wulfhard zu tun?«
    Eckhard lächelte hintergründig. »Wer weiß? Wie standen Reinmar und Rigbert zueinander?«
    »Die habe sich ghasst.« Dietger hob die Augenbrauen. »Aber das isch kei’ Geheimnis. Mei Weib hat die mal gsehe, wie die gschtritte habe. Das war, als der Reinmar Verwalter worde isch.«
    Eckhard nickte zufrieden, während Hannes die beiden Krüge abstellte.
    »Hört nicht auf das Großmaul. Der hat Reinmar doch gar nicht gekannt.«
    »Doch, hab ich! Wie du weisch, brenn ich

Weitere Kostenlose Bücher