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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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»Vielleicht hat Dietger ganz recht, wenn er mich einen Geist nennt«, flüsterte er und stieß ein Lachen aus, das in ein schmerzhaftes Husten überging. »Aber der Mönch hat gesagt, dass Gott etwas mit mir vorhat. Ich hab nicht deswegen überlebt, um jetzt von einem Wahnsinnigen abgestochen zu werden.«
    Irgendwann sah er einen schwachen Lichtschein am Ortsrand. Wulfhard wusste, wessen Heim das war. Er biss die Zähne zusammen. Er wollte nicht darüber nachdenken, was geschehen würde, wenn der Schmied ihn abwies.
    Er taumelte der Hütte entgegen und ließ seine Hand zwei, drei Mal gegen das nasse Holz fallen. »Holla, Schmied?« Von drinnen antwortete erst Schweigen, dann hörte er Schritte. »Ich brauche Hilfe«, sagte er so leise, dass ihn drinnen niemand verstehen konnte. »Ich …« Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand, um nicht umzufallen.
    Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet. Ein Gesicht erschien hinter einer Kerzenflamme, und eine Frauenstimme sagte: »Wulfhard? Ihr?«
    »Helft mir! Um Christi Barmherzigkeit willen!« Er schwankte und fühlte, wie sich ein Arm um ihn schlang. Die Kerze verlosch.
    »Ist das Blut?«, fragte Fridrun erschrocken.
    »Ja. Ich …«
    »Egal! Kommt erst einmal herein!« Sie packte ihn mit überraschender Kraft unter den Achseln und schleppte ihn in die kleine Hütte. Ein Binsenlicht gloste im Fenster, und die Glut der Feuerstelle spendete eine zweite kärgliche Lichtquelle. Fridrun riss einen groben Vorhang zur Seite und schob Wulfhard vorwärts. »Setzt Euch.«
    Wie in Trance nahm er wahr, dass er auf Geralds Ehebett zusammengebrochen sein musste. Er machte eine matte Geste, aber der Schmerz zwang ihn innezuhalten. »Danke.«
    »Wo seid Ihr verwundet?«, fragte Fridrun sachlich.
    »Im … Rücken. Seite.«
    Ihre Schritte entfernten sich, und wenig später kehrte sie mit der brennenden Kerze zurück. »Dreht Euch um«, befahl sie sanft. Er gehorchte und fühlte im nächsten Augenblick, wie kühle Hände sein Wams nach oben streiften.
    »Oh mein Gott«, flüsterte Fridrun. »Oh Gott! Sind das Peitschenstriemen?«
    »Folter«, würgte er hervor. »In Bregenz. Nicht schlimm.«
    »Na, wenn Ihr meint. War das ein Messer?«
    Er nickte erschöpft.
    »Reinmars Mörder?«
    Seine Antwort ging in einen Schmerzensschrei über. »Wollt Ihr mich umbringen?«, keuchte er.
    Fridrun starrte auf die Wunde, aus der immer noch Blut floss. »So ein Stich hat damals den Knappen des Herrn umgebracht«, sagte sie gepresst.
    »Das baut mich jetzt aber auf.«
    Sie stieß ein helles Lachen aus. »So war das nicht gemeint. Legt Euch auf den Bauch. Ich werde sehen, ob ich den Blutfluss aufhalten kann. Bewegt Euch vorsichtig und drückt die Hand so lange auf die Wunde.«
    Er gehorchte, so gut er konnte. Aus dem Wohnraum drangen schabende Geräusche. Als Fridrun zurückkehrte, trug sie eine Holzschale mit einer zähen Paste und eine weitere mit Wasser ans Bett. »Die Kräuter sind von Gudrun«, erklärte sie, während sie sich neben das Bett kauerte und behutsam die Wunde säuberte. »Also werden sie hoffentlich helfen. Stillhalten! Das …«
    Wulfhard schnellte mit dem Oberkörper in die Höhe und stieß ein Heulen aus, als sie die Kräuterpaste auf die Wunde strich.
    »… kann ein wenig brennen!«, schloss Fridrun. In ihrer Stimme schwang ein unterdrücktes Lachen.
    Er grub die Zähne in die Faust und stöhnte.
    »Stellt Euch nicht so an!«, befahl Fridrun belustigt. »Ich hab noch im Ohr, wie Ihr früher mit Euren Heldentaten geprahlt habt.«
    »Früher?«, nuschelte er.
    »Im ›Grünen Felchen‹, in Bregenz.« Sie drückte seinen Kopf nieder, da er sich mit einer unvorsichtigen Bewegung aufrichten wollte. »Ich habe dort als Schankmagd gearbeitet. Ihr habt mich wirklich nicht erkannt.« Fridrun ging zur Truhe unter dem Fenster und nahm eine Handvoll Leinenstreifen heraus. Sie waren so oft gewaschen, dass das raue Gewebe weich und mürbe geworden war. »Das wird jetzt noch einmal weh tun!«, warnte sie, während sie begann, einen festen Verband um seine Mitte zu wickeln.
    Diesmal gelang es Wulfhard, das Stöhnen zurückzuhalten. »Ich kann mich wirklich nicht an Euch erinnern«, murmelte er in den Strohsack hinein. »Ich hoffe, ich habe Euch nie …«
    Fridrun kicherte. »Nicht schlimmer als andere. Keine Sorge, ich erzähle Gerald nichts. So, fertig.« Sie zog den letzten Knoten straff. »Könnt Ihr aufstehen? Ich würde Euch ja gern ausruhen lassen, aber ich kann unmöglich allein

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