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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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vor Gudrun bleibt nichts verborgen!«
    In der Küche fanden sie die Frauen in heller Aufregung vor.
    »Der Herr kommt morgen zurück!«, ächzte die Köchin. »Kunigunde, sieh nach, wie viele Hühner wir noch haben. Anna, du holst deinen nichtsnutzigen Bruder!«
    »Eberhard ist zurück?«, fragte Eckhard hastig, aber Gudrun schob ihn einfach beiseite.
    »Nicht nur der Herr, der Herzog kommt auch. Ein leibhaftiger Herzog! Etwa 100 Mann im Tross. Wir werden Fleisch in rauen Mengen brauchen! O heilige Muttergottes, wie sollen wir das nur schaffen! Anna, ist Eberhard endlich da? Er soll bei den Bauern Vieh zusammentreiben!«
    Eckhard gab Gerald einen verstohlenen Wink. »Hier bekommen wir nichts zu essen, fürchte ich. Und für unsere Neuigkeiten finden wir auch kein Gehör.«
    »Zurück in die ›Buche‹?«, fragte Gerald.
    Eckhard machte ein zweifelndes Gesicht. »Aber Rigbert …« Er unterbrach sich, da er mit Wulfhard zusammenstieß, der eben in die Küche platzte.
    »Hat gerade jemand Rigbert erwähnt? Sein Pferd ist wieder da.«
    »Ha!«, rief Eckhard. »Jetzt wird er uns Rede und Antwort stehen!«
    »Wohl kaum, wenn Ihr nicht mit Tieren sprechen könnt.« Wulfhard schüttelte mit einem flüchtigen Grinsen den Kopf. »Sein Pferd ist zurück, Mönch. Von ihm habe ich nichts gesagt!«
    »Er ist geflohen! Verdammt!«
    »Ohne Pferd?«
    Eckhard öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Verbissen drehte er sich zu Gerald um. »Wir müssen ihn finden. Wir reiten den Weg entlang, den er genommen haben muss. Wulfhard, du bleibst hier. Schon deine Wunde. Ich werde dich später brauchen.«

XI
    Dietger schob sich durch die Menge, die sich um den freien Platz vor der Leutkirche drängte. Isentrud zerrte er am Handgelenk hinter sich her. »Komm schon! Ich zeig dir, was für ein sündiges Pack das isch!«
    »Ja, Mann.«
    »Und danach red ich mit dem Pfaffe ein ernschtes Wort.«
    Isentrud nickte nur.
    Dietger drängte zwei Männer beiseite und baute sich in der ersten Reihe auf, ohne auf die Umstehenden zu achten. Jetzt konnten er und Isentrud den ganzen Platz überblicken, auf dem die Menge einen Halbkreis bildete, der von ein paar Bäumen überschattet wurde. Die Spielleute stimmten gerade ein neues Lied an. Die bekannte Melodie entlockte den Umstehenden beifälligen Applaus. Ansgars tiefe Stimme hallte über den Platz, woraufhin Isentrud den Kopf hob. Wehmütig dachte sie daran, wie brüchig sie geklungen hatte, als er Gott angefleht hatte, seine Frau und sein ungeborenes Kind zu retten. Sie blinzelte die Tränen zurück und konzentrierte sich auf die derben Verse, die die Menschen immer wieder zu Lachsalven antrieben. Sie glaubte Dietgers Blick zu spüren und klatschte halbherzig mit. Irgendwo hörte sie das helle Lachen des Pfaffen.
    Während das Publikum begeistert in den letzten Vers einstimmte, bemerkte Isentrud, wie sich im Schatten der Leutkirche drei Männer bewegten. Sie erkannte die Spielleute, die bis vor Kurzem auf dem Anwesen des Grafen gefangen gewesen waren, und ballte ihre Hände zu Fäusten. Ihre Gesichter schillerten noch von den Schlägen, und Isentrud wusste aus eigener Erfahrung, was es sie kostete, ein Humpeln zu verbergen. Während Ansgar sich unter dem Beifall der Menge zurückzog, nahmen sie den Platz der Musikanten ein, und sofort tanzten bunte Bälle und Holzmesser durch die Luft. Beinahe automatisch tastete Isentrud mit der Zunge über einen lockeren Backenzahn und warf ihrem Mann einen verstohlenen Blick zu.
    Dietgers kantiges Gesicht hatte sich verfinstert. »Ich glaub das net«, rief er halblaut, »das sind die Mörder!«
    Obwohl die Spielleute die Worte gehört haben mussten, flogen ihre Bälle lustig weiter, und einer der drei wirbelte in waghalsigen Überschlägen über den Platz. Erst beim dritten Salto stürzte er. Nur Isentrud stimmte nicht in das Gelächter ein. Sie schaute sich um. Ganz Buchhorn war gekommen. Sie erkannte den Pfaffen, der mit zerzaustem Haar und hellen Augen der Vorstellung folgte und offenbar keinen Anstoß an dem Treiben der Gaukler nahm. Auch Hannes entdeckte sie. Der massige Wirt sah von Zeit zu Zeit über die Schulter und lachte. Isentrud kniff die Augen zusammen, da sie eine flüchtige Bewegung im Schatten einiger Bäume wahrnahm. Überrascht stellte sie fest, dass dort die Frau des Schmieds, Fridrun, stand, die offensichtlich keinen Wert darauf legte, gesehen zu werden. Isentruds Gesicht verzog sich zu einem bitteren Lächeln, denn sie überlegte, ob die junge

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