Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
warf ihrem Mann einen hasserfüllten Blick zu.
Das Untier hüpfte näher, aber Tankmar rollte beiseite, riss sein Schwert hoch und stach es von unten in den Bauch des Drachen. Der fiel mit einem Brüllen um. Unter dem begeisterten Applaus der Buchhorner rappelte Tankmar sich auf. »Möge es jedem Werkzeug des Satans so ergehen«, sagte er laut und verbeugte sich. Als er sich wieder aufrichtete, blinzelte er und deutete auf die Akrobaten, die mit Kappen in den Händen in die Menge traten. »Und mögen die Taten edler Leute stets ihre Belohnung finden.«
Wieder lachte das Publikum, gleichzeitig fühlte Isentrud, wie ihr Mann ihren Arm fasste und sie fortzog.
»Das fehlte noch, dass wir dene unser sauer verdientes Geld gebe!«, schnaubte er. »Du packsch dich jetzt nach Haus. Aber hurtig, damit der Herr seine Honigkuche rechtzeitig bekommt.«
»Und du?«
»Das geht dich gar nix an, Frau. Und wehe, ich erwisch dich, wenn du mit dem Gauklerpack auch nur ein Wort wechselsch.« Er verstärkte den Druck seiner Hand, bis Isentrud aufstöhnte, dann ließ er sie los. »Fort jetzt!«
Wortlos drehte sie sich um und schob sich durch die Menge. Ihre Zähne bearbeiteten ihre Unterlippe, aber ihre Augen waren trocken. Sie hob den Kopf nicht, weil sie den Menschen nicht ins Gesicht sehen wollte.
»Isentrud?«
Die Frau des Imkers blieb zögernd stehen.
Fridrun lächelte scheu. »Geht es Euch gut? Ich hab gehört, dass Ihr der Frau des Sängers geholfen habt. Hat Euer Mann Euch deshalb …« Sie berührte mit den Fingerspitzen ihre Wange unterhalb des Auges.
Isentrud presste die Lippen aufeinander.
»Ihr solltet das behandeln.«
»Das lohnt nicht.«
Fridruns Hand sank herab. »Oh«, machte sie leise.
Isentrud verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. »Ihr habt den Mörder gepflegt. Hat Euer Mann Euch nicht geschlagen?«
»Gerald?« Um Fridruns Lippen zuckte ein Lachen, aber sie biss es zurück. »Nein, er würde mich nie schlagen. Obwohl er wirklich verärgert war.« Ein Schatten fiel über ihr Gesicht.
Isentrud stieß mit der Zungenspitze so heftig gegen den losen Zahn, dass es schmerzte. »Dieser Wulfhard«, zischte sie.
»Ach, ich weiß nicht«, Fridrun zwinkerte verschmitzt, »vielleicht ist er gar nicht so schlimm. Was Frauen angeht, ist er ein ziemlicher Maulheld, glaube ich. Ich bin sicher, dass er mich nicht einmal mit der Fingerspitze anrühren würde.«
»Aber Ihr seid hübsch!«, platzte Isentrud heraus.
»Und eine ehrbare Frau.« Jetzt konnte Fridrun das Kichern nicht mehr zurückhalten. »Nein, wenn der keine willige Magd findet, die für ihn die Beine breit macht, wird er hier eine einsame Zeit verleben. Eine anständige Frau würde er nie … was habt Ihr denn?«
»Er ist ein Dreckskerl. Er …« Isentrud schlug die Hände vor das Gesicht und zuckte, als sie die aufgeschlagene Lippe berührte. »Ich muss fort!« Fridruns überraschter Abschiedsgruß folgte ihr, aber sie blieb nicht stehen.
H
Gerald saß ab und folgte Eckhard zum Brunnen. Der Rücken des Mönchs wirkte schmal und sehr gerade. Gerald unterdrückte einen Seufzer. »Wulfhard scheint sich an den kleinen Kerl gewöhnt zu haben«, sagte er und nickte zu dem Streuner hinüber, der kläffend zwischen ihnen und dem Stall hin- und herrannte.
»Vielleicht hat er endlich Demut gelernt.« Eckhard drehte mit wütender Energie an der Kurbel des Brunnens und tauchte seine Hände in das eiskalte Wasser. Glitzernde Tropfen rannen ihm über Stirn und Wangen, als er Gerald endlich Platz machte, damit dieser seinen Durst löschen konnte.
»Wir finden ihn sicher noch!«, beruhigte der Schmied zwischen zwei Schlucken. »Wenn der Nebel sich ganz gelichtet hat …«
»Wenn der Nebel sich gelichtet hat, ist Rigbert längst über alle Berge!« Eckhards Augen funkelten. »Gerald, wir haben es mit einem Mörder zu tun.«
»Ich weiß.«
»Dann wäre ich dir dankbar, wenn du die Sache mit etwas mehr Ernst angehen würdest. Ich …« Er unterbrach sich mit einem scharfen Atemholen. Die Blässe auf seinen Wangen vertiefte sich.
Gerald drehte sich um. »Ich werd verrückt!«, stieß er hervor und beugte das Knie. »Ich dachte, der kommt erst morgen.« Auffordernd schaute er zu dem Mönch empor, der der näherkommenden Reiterschar mit zuckenden Lippen entgegensah. Gerald senkte den Kopf. Gleichzeitig wurde es auf dem Hof lebendig. Knechte liefen herbei, und wenig später erschien auch Gudrun im Seiteneingang des Haupthauses. Sie fiel auf die
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