Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Knie und ihr Gesicht strahlte. »Der Herr! Gott sei’s gedankt, der Herr ist zurück!«
Udalrich wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, während er die Unruhe mit leichtem Lächeln überblickte. Nach einer Weile bedeutete er allen mit einer Geste, sich zu erheben. Er schwang sich vom Pferd und winkte Gudrun näher. »Morgen werden Herzog Burchard und meine Frau auf Buchhorn eintreffen. Ich wünsche ein Festmahl. Ich gehe davon aus, dass du das schaffst.«
»Seid unbesorgt, Herr«, versicherte Gudrun. »Wir haben eine neue Magd. Wollt Ihr sie sehen? Sie …«
Udalrich brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich lege die Vorbereitungen in deine Hände«, sagte er freundlich, aber sein Blick schweifte bereits suchend über den Hof. Er runzelte die Stirn. »Wo ist Rigbert?«
Eckhard gab sich einen Ruck. Er trat vor und verbeugte sich. »Herr, dazu kann ich Auskunft geben. Gefallen wird sie Euch aber nicht.«
»Sprecht!«
»Ich denke, ich habe die Morde geklärt.« Eckhard senkte die Stimme. »Vielleicht …« Er nickte vielsagend zum Haupthaus hinüber.
»Sprecht!«
»Euer Stallmeister wird nicht kommen.« Eckhard faltete die Hände. Die Adern traten dunkel hervor. »Er ist geflohen.«
»Geflohen?«
»Geflohen wie Kain, nachdem er Abel erschlagen hatte. Herr, Rigbert hat seinen Bruder Reinmar ermordet. Ich bin mir nicht ganz schlüssig, ob er auch mit dem Mordanschlag in Konstanz zu tun hat oder ob Reinmar nur erfahren hat, dass Rigbert Eure Pferde stiehlt, aber …«
Udalrich hob die Hand. »Wie war das?«
»Rigbert bestiehlt Euch, indem er Eure Pferde verkauft.«
»Und dafür habt Ihr Beweise?« Seine Worte klangen weniger wütend als müde.
Eckhard nickte. »Einen Pferdehöker. Gerald hat ihn festgesetzt. Der Mann hat die Tiere, die Rigbert krank machte, aufgepäppelt und weiterverkauft. Reinmar ist dahintergekommen und musste sterben.«
Udalrich fuhr sich mit der Hand über die Stirn und winkte Gerald näher. »Wo ist der Mann?«
»In der ›Buche‹, Herr. Er erwartet Euer Urteil.«
»Und das wird er erhalten. Um wie viele Pferde geht es?«
»Neun, Herr. Den Falben habe ich Euch zurückgebracht.«
Der Graf fasste sich an die Schläfen. »Rigbert ein Dieb! Ein Mann, der an meiner Seite gekämpft hat. Aber so ist das eben.« Für die Dauer einiger Herzschläge verschleierte sich sein Blick, ehe er sich wieder scharf auf Gerald richtete. »Und du hältst ihn auch für einen Mörder?«
Gerald sah hilfesuchend zu Eckhard, der mit versteinertem Gesicht neben ihm stand. »Ja.«
»Schau mich an!«
Gerald wurde rot. »Ich … ja … nun ja … Es deutet viel darauf hin.«
»Und was nicht?«
»Sein Geld!«, platzte Gerald heraus. »Es liegt noch in seiner Kammer. Und er ist nicht verletzt, Herr!«
»Der Reihe nach, Mann!«
Auf Geralds Stirn bildeten sich feine Schweißtropfen. Aus den Augenwinkeln sah er Eckhards Mund eine dünne Linie bilden. »Wulfhard hat mich darauf gebracht. Der Mörder hat ihm aufgelauert. Sie haben gekämpft, und Wulfhard schwört, dass er den Mann verwundet hat. Er selbst ist auch verletzt.«
»Aber nicht tot?« Udalrichs Stimme war keine Gefühlsregung anzumerken. »Nun?«
»Nein, Herr.« Da Udalrich ihn weiter schweigend musterte, setzte er gepresst hinzu: »Es ist keine leichte Wunde. Meine Frau hat ihn verarztet.«
»Soso. Und Rigbert hat keine Verletzung.«
»Keine sichtbare, Herr«, warf Eckhard steif ein.
Udalrichs Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Mönch. »Ich will Rigbert! Findet ihn! Möglicherweise ist er mit einem Boot geflohen. Findet den, der ihn übergesetzt hat.«
»Niemand aus Aeschach oder Wasserburg hat ihm geholfen«, erklärte Eckhard. »Wir haben nachgefragt.«
»Er kennt die hiesigen Fischer«, unterbrach Udalrich ihn schroff. »Ihr habt Zeit, bis der Herzog eintrifft. Dann will ich Ergebnisse. Salomo hält große Stücke auf Euch, und ich vertraue seinem Urteil. Seht zu, dass Ihr mich nicht enttäuscht.« Er drehte sich um und ging mit langen Schritten zum Haupthaus.
Sekundenlang stand Eckhard reglos, schließlich löste er die Faust. Auf seiner Handfläche hatten seine Fingernägel blaurote Halbmonde eingegraben. »Ja, Herr«, zischte er. »Natürlich, Herr!«
»Eckhard …«
Der Mönch fuhr herum. »Und du hast mich bloßgestellt! Mich! Dass Wulfhard den Mörder verletzt hat, wissen wir nur von ihm!«
»Glaubst du ihm auf einmal nicht mehr? Außerdem ist deine Logik mehr als löchrig. Wenn es wirklich nur
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