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Die Gauklerin von Kaltenberg

Titel: Die Gauklerin von Kaltenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Freidank
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wie Mün chen zu genießen, das war in der Tat ein Huldbeweis des Königs. Dass er nichts kostete, musste kein Nachteil sein, so hatten beide Seiten etwas davon. Man mochte über Ludwig sagen, was man wollte, aber er war geschickt. Raoul hielt es nicht mehr aus, er stieg vom Pferd und drückte seinem Diener die Zügel in die Hand. Er wartungsvoll drängte er sich nach vorn.
    »… Undgebieten allen Unseren Amtleuten, dass sie denselben Bür gern von Landsberg behilflich seien und sie schirmen vor jedermann, da mit ihnen die vorgenannte Gnade ruhig und unzerbrochen bleibe. Und zur Urkund geben Wir ihnen den Brief mit Unserem Insiegel versiegelt. Der ist gegeben zu München des Sonntags nach St. Martinstag, so man zählt von Christi Geburt Dreizehnhundert Jahr und darnach im fünf zehnten Jahr, im ersten Jahre Unseres Reiches .«
    Die Leute waren in heller Aufregung. Frauen banden sich Kränze aus bunten Blättern ins Haar. Kinder spielten mit Holz schwertern und Steckenpferden Schlachten, die nie stattgefunden hatten. Irgendwo zirpte die Rebec eines Spielmanns, und die Leute begannen zu tanzen. Der König reichte die Urkunde dem Bürgermeister. Dann wechselte er ein paar Worte mit seinem Landrichter und sprang von der Estrade. Dies war der Moment, den Raoul mit jeder Faser seines Körpers herbeigesehnt hatte.
    »Euer Gnaden!«, rief er und kniete vor dem König nieder.
    Die Lachfalten um Ludwigs breiten Mund glätteten sich. Er hielt den Deutschherrn, der neben ihn trat, mit einer Handbewe gung zurück. Die großen Augen musterten Raoul schnell und si cher. Ludwig mochte gutmütig sein und nicht immer zielstrebig. Doch er würde einen Mann zu beurteilen wissen. Mit einem Blick auf Raouls schmucklose Cotte fragte er: »Wer ist Euer Herr? Ihr tragt kein Wappen.«
    »Weil ich noch kein Recht habe, es zu tragen.« Obwohl er die Frage erwartet hatte, überlief Raoul eine heiße Welle des Zorns. Die Worte wollten nicht über seine Lippen. Aber wenn er diesen Augenblick nicht nutzte, würde er seine Hoffnungen für immer begraben müssen. Entschlossen fuhr er fort: »Meine Mutter war eine Christin aus Akkon. Mein Vater ist einer Eurer Ministerialen.«
    Genauso gut hätte er sich selbst offen als ehrlos brandmarken können. Ludwig wechselte einen überraschten Blick mit dem Landrichter. Raoul beobachtete ihn aufmerksam, doch das Gesicht verriet nur Verblüffung. Der Deutschherr verschränkte nach denklichdie Arme. Die Bürgerinnen, die Raoul vorhin heimlich gemustert hatten, wichen enttäuscht zurück. Einige Kinder, die scheu zu ihm aufgeblickt hatten, richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Steckenpferde. Ein Bastard war kein Ritter, den es zu bewundern galt. Obwohl es ihm nichts Neues war, kam die alte Wut in Raoul auf.
    Der König gab ihm ein Zeichen fortzufahren. Raoul spürte, wie er so nahe seinem Ziel zu zittern begann. Es gelang ihm nur schwer, sein heißes Blut zu beherrschen. »Ich kenne den Namen der Burg meines Vaters«, bejahte er mit bebender Stimme.
    »Er war im Heer von Friedrich!«, rief ein Junge vorlaut. »Ich habe ihn gesehen, als er hierherkam! Es heißt, er sei verflucht!«
    Raoul sprang auf, seine Hand lag auf dem Schwert. So kurz vor dem Ziel durfte er nicht scheitern.
    Ludwig schaffte mit einer Handbewegung Ruhe. Er schien zu überlegen. Der Ordensritter machte eine halblaute Bemerkung, er nickte und wandte sich wieder an Raoul: »Nennt mir den Na men Eures Vaters!«
    Raoul atmete tief durch. Tausendmal hatte er sich vorgestellt, wie es wäre, diese Worte auszusprechen. Monate, Jahre hatte er sie mit sich herumgetragen, und nun stand er vor dem Menschen, dem er sie hatte sagen wollen. »Mein Vater ist der Herr von Kaltenberg.«
    Er atmete auf, als hätte er eine zentnerschwere Last vor dem König abgeladen. Nun lag sein Schicksal in Ludwigs Händen. In den Händen eines Mannes, dessen Vater selbst einige Bastarde gezeugt hatte.
    Angespannte Stille hatte sich auf dem Platz ausgebreitet. All mählich begannen die Leute verstohlen zu tuscheln.
    »Kein Wunder, der alte Rohrbacher hat ja nichts anbrennen lassen.«
    »Neben dem Ehebett gezeugt! So einer kann nichts taugen.«
    »Wenn jeder Bankert am Tisch seines Vaters sitzen wollte, wo kämen wir denn da hin!«
    Entschlossenkniete Raoul vor dem König nieder und neigte den Kopf. »Euer Gnaden, wie Ihr wisst, gibt es auch für einen Mann, der in Schande gezeugt wurde, eine Möglichkeit, seine Ehre und alle Privilegien seines Standes zu erlangen: wenn

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