Die Gauklerin
dass der Marderzahn ihn schützen und fest gegen Kugel, Hieb und Stich machen würde.
«In zwei Tagen geht es los.» Gottfried ließ sich neben ihm ins Gras sinken. «Wenn dieser Dänenkönig nicht auf Usedom aufgekreuzt wäre, hätten wir längst Frieden im Land. Glaubst du, dass es zur Schlacht kommt?»
Matthes zuckte die Schultern. «Ich weiß nicht. Dieser Christian soll ein Schlappschwanz und Saufloch sein. Gut möglich, dass er Usedom und die Festung Wolgast aus freien Stücken räumt. Wenn nicht, werden unsere Truppen ihn zerschmettern und Stadt und Insel befreien. Ein Kinderspiel.»
«Ein Kinderspiel? Denk an Stralsund.»
Matthes schwieg. Ein nebensächliches Ärgernis, so hatte es zunächst geschienen, als das pommersche Stralsund sich im Januar als einzige Hafenstadt geweigert hatte, eine kaiserliche Garnison aufzunehmen. Nach wochenlangem diplomatischen Geplänkel hatte sich Wallenstein gezwungen gesehen, fünfundzwanzigtausend Mann vor die Stadt zu schicken. Das Kommando hatte er Oberst Hans Georg von Arnim übergeben, der, obgleich oder gerade weil er als Lutheraner einst den Schwedischen gedient hatte, als besonnen und klug galt.
Auch Matthes’ und Gottfrieds Dragonerkompanie war nach Stralsund beordert worden, sie hatten sich in den Teichen und Morasten rings um die Stadt zermürbende Scharmützel mit der Bürgerwehr geliefert. Und die Belagerung wäre erfolgreich verlaufen, hätten die halsstarrigen Pommern sich nicht von den Dänen Sukkurs geholt und sich schließlich sogar den Schweden anheimgegeben. So geriet ihr Festungssturm vor wenigen Wochen zur einer einzigen Niederlage. Zu sehr hatten ihre Truppen in den letzten Monaten gelitten, an Hunger und Pestilenz, und so musste Wallenstein, wollte er nicht Schlimmeres riskieren, nach zwei Tagen und zwei Nächten den Befehl zum Abzug geben. Zwölftausend Mann hatten sie verloren, und Stralsund war zum schwedischen Stützpunkt auf deutschem Boden geworden.
Matthes hatte diese Widerborstigkeit der Stralsunder Bürger nie begriffen, denn hatte sich eine Stadt erst mal gefügt, dann konnte sie sich Wallensteins Fürsorge sicher sein. So wie in Wismar, wo er seinen Marketendern den Handel verbot, um das Soldatengeschäft den einheimischen Krämern zugute kommen zu lassen.
Vom Lager her kündete Trommelschlag den Rundgang des Herolds an, der in Kürze die Befehle für den kommenden Tag ausrufen würde. Als Matthes aufsprang, schüttelte ihn ein heftiger Hustenanfall. Gottfried blickte ihn besorgt an.
«Du solltest dich vom Feldscher untersuchen lassen.»
«Schwätz nicht daher wie ein Weib. Mir fehlt nichts. Und Wolgast kann ich kaum erwarten.»
13
Eine halbe Meile vor Wolgast hatten sie Aufstellung genommen. Den dritten Tag nun schon warteten sie, dass sich der Feind rührte. Sie hatten ihn mit Artilleriebeschuss gegen die Festung und mit kleineren nächtlichen Ausfällen gehörig provoziert, doch alles blieb ruhig. Umso reizbarer machte diese brütende Augusthitze samt den verdammten Stechmücken.
Matthes sah hinüber zum Rittmeister, der sie in drei Mann tiefen Reihen formiert hatte: die vorderen mit geladener Muskete auf der Gabel, die glimmende Lunte eingespannt, die beiden hinteren zu Pferde, mit Pike und Schwert bewaffnet. Matthes stand mit Gottfried in der zweiten Reihe. Sie würden, kaum wäre die erste Salve abgefeuert, lospreschen, mitten hinein in das Geviert der feindlichen Fußknechte, würden vom Pferd springen und ihre Schwerter schwingen. Doch bislang war außer einigen krüppligen Kiefern am Rande eines Morasts nichts zu erkennen.
Nervös ritt der Kompanieführer vor ihnen auf und ab, drei Pferdelängen nach rechts, drei Pferdelängen nach links, immer wieder, und das gerötete Gesicht unter dem schwarzen Vollbart blickte zusehends finsterer. Trotz der Hitze bedeckte eine dicke Pelzkappe sein schwarzgrau gelocktes Haar, die Leinenhosen in den hohen Stiefeln leuchteten grellweiß. Dieser Mann, von allen nur Krabat genannt, da er Kroate war, galt als jähzornig und gefährlich, als Katzbalger und Haudegen. Ohne Zweifel würde er in Kürze explodieren wie ein Pulverfass.
«Wenn es heute nicht zur Schlacht kommt», flüsterte ihm Gottfried zu, «wird der Krabat seine Wut an uns auslassen, da verwette ich meinen Arsch.»
«Ich hab gehört, der Dänenkönig hockt auf seiner Insel und lässt sich voll laufen.»
«Oder er säuft sich Mut an für die Attacke.»
«Maul halten, dahinten», brüllte der Rittmeister.
Matthes biss sich
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