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Die Gauklerin

Die Gauklerin

Titel: Die Gauklerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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musste.»
    Nach dreimaligen Fanfarenstößen und einem kurz gehaltenen Tremolo der Heerpauken war der offizielle Empfang ihres Generalissimus beendet, auf Geschützdonner hatte man wohlweislichverzichtet. Da die herzogliche Leibgarde die Bewachung des Palais übernahm, durfte sich Matthes mit seiner Kompanie zurückziehen.
    Wenn Wallenstein nicht gerade hohe Gäste empfing oder einen seiner unzähligen Briefe an Diplomaten, Machthaber oder Regimentsobristen diktierte, ritt er schweigend am Stadtgraben spazieren. Nur der Hufschlag seines edlen Hengstes war dann zu hören, seine Trabanten hüllten sich wie er in Schweigen. Überhaupt war es nahezu eine Friedhofsruhe, die sich mit seiner Ankunft über die Stadt gelegt hatte. Alles ging geregelt und wohl geraten seinen Gang, die Bürger widmeten sich mit stillem Fleiß und in aller Zurückhaltung ihrer täglichen Arbeit, priesen die Milde und Großzügigkeit ihres fremden Stadtherrn. Denn tatsächlich enthielt sich Wallenstein jeglicher Einmischung in die Angelegenheiten der städtischen Verwaltung. Er wies seine Leute zu Ordnung und Anstand an, ja mehr noch: Er ließ sogar Almosen an die Kranken und Bedürftigen verteilen. Doch mit dem einst bunten, lauten Treiben auf Gassen und Märkten verschwand zugleich das Lebenslustige der Memminger. Es war, als würde ein munter plätschernder Bergbach in einen zäh dahin fließenden Festungsgraben verwandelt. Die zunehmend schwüle Hitze tat ihr Übriges.
    Eine Woche nach Wallensteins Einzug rollte eine dunkle Kutsche vor das Portal des Fuggerbaus. Auf dem Schlag prangte das viergeteilte Wappen der Württemberger. Im Zunfthaus der Kramer machte flugs die Runde, zwei lutherische Herren aus Stuttgart hätten um Audienz gebeten. Bittsteller des Herzogs, der um Schonung seiner württembergischen Lande flehe.
    «Es sieht aus», vermeinte ein älterer Wachtmeister, während sie beim Mittagsmahl saßen, «als würde doch nichts aus unserm Marsch gegen Mantua. Schade eigentlich, Italien soll einem Paradies gleichen.»
    «Sehr schade», stimmte ein anderer mit vollem Mund zu.«Stattdessen müssen wir uns wohl mit diesen aufsässigen Württembergern herumschlagen, die ihre Kirchen und Klöster nicht rausrücken wollen. Hab gehört, die Bauern dort stünden mit solch eisernem Willen hinter ihrem Landesherrn, dass sie die Kirchenportale mit Sensen und Mistgabeln bewachen.»
    «Glaubt ihr wirklich, dass Seine Kaiserliche Majestät Befehl gegeben hat, nach Württemberg einzumarschieren, um das Edikt mit roher Gewalt zu erfüllen?» Matthes sah zweifelnd in die Runde.
    «Ich hätt nichts dagegen.» Der Kornett, ein hoch gewachsener, strohblonder Bursche, der für seinen Wagemut bekannt war, langte mit fettigen Fingern nach seiner dritten Schweinshaxe. «Seit Wochen sitzen wir hier herum wie der Vogel im goldenen Käfig. Nicht einmal die Mädchen lassen einen ran, weil ihnen die geringste Bandelei mit uns verboten ist. Was für ein ödes Leben, da bleibt einem nur noch das Fressen.»
    «Gib Acht, dass du nicht noch fetter wirst. Sonst bist du deinen Rang als Fähnrich schneller los, als du deine Haxen runterschlingst», feixte der Ältere. «Aber im Ernst: Der Kaiser hat wohl tatsächlich Order zum Einmarsch gegeben, und dann ist ja auch bald der Kurfürstentag. Dieser Tage schon soll Seine Majestät in Regensburg eintreffen – ich denke, dann wird sich einiges entscheiden.»
    «Bislang», warf ein anderer ein, «hat sich Wallenstein gegen das Edikt ausgesprochen. Er hegt für einen Einmarsch keinerlei Sympathie und behauptet, Kaiser Ferdinand habe zwar Befehl gegeben, jedoch ohne eigenen Willen, sondern getrieben von den Pfaffen am Hofe.»
    «Na, auf dem Reichstag werden die Kurfürsten unserem General gehörig den Rost runterkratzen, wenn er sich weiterhin weigert, kaiserliche Befehle auszuführen.»
    In diesem Augenblick betrat ein Bote die Stube. «Ist unter den Feldweybeln ein Wachtmeister mit Namen Marx?»
    Matthes erhob sich.
    «Ein Schreiben für Euch.» Der Kurier überreichte ihm einen versiegelten Brief und drehte sich um.
    «Halt, wartet», rief der Kornett. «Wisst Ihr, ob die Audienz der beiden Württemberger beendet ist?»
    «Ja. Die Herren haben eben die Stadt verlassen.»
    «Und? Habt Ihr sie gesehen? Ich meine, wirkten sie bedrückt?»
    «Im Gegenteil. Sie schienen rechtschaffen erleichtert.»
    Matthes hatte sich an den Kachelofen im Hintergrund zurückgezogen. Verunsichert erbrach er das Siegel und begann zu lesen:
    Zu

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