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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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pathetisch gewesen, so dankbar für ein kleines bisschen Freundlichkeit, das ihr entgegengebracht wurde? Sie zwang sich, Kayla in die Augen zu sehen. »Ich hatte eine Abtreibung.«
    Hannah wartete auf den unvermeidlichen Rückstoß – auf die Reaktion, die sie aufgrund ihrer Überzeugung sechs Monate früher selbst noch gezeigt hätte, doch Kayla nickte nur.
    »Manchmal muss man eben Dinge tun, die man tun muss.«
    Hannah zögerte, dann fragte sie: »Denkst du so über die Tötung deines Stiefvaters? Dass du es einfach tun musstest?«
    »Oh, ich habe ihn nicht getötet.« Sie klang, als würde sie dies bedauern.
    »Aber warum bist du dann eine Rote und keine Grüne?«
    »Mein Stiefvater ist weiß und reich. Das ist die Kombination eines Siegers.« Hannah zog die Brauen zusammen, und Kayla sagte: »Oh, komm schon, erzähl mir nicht, du hättest diesen ganzen Mist über unsere sogenannte postrassische Gesellschaft geglaubt. Die Verchromten sind vielleicht die neuen Nigger, aber glaub mir, die alten Nigger werden immer noch verarscht.«
    Hannah war ratlos und sagte gar nichts. Sicher war ihr klar, dass es immer noch Rassismus gab – naiv war sie nicht –, aber das war ein Thema, mit dem sie sich nie viel beschäftigt hatte. In ihrer Kindheit hatte sie nie gehört, dass jemand abfällige Bemerkungen über Afroamerikaner gemacht hätte oder über Menschen mit anderer ethnischer Zugehörigkeit. Und war das doch einmal der Fall gewesen, hatten ihre Eltern derartige Aussagen sofort als ignorant und unchristlich verurteilt. Menschen aller Rassen beteten in der Kirche des Entzündeten Wortes, und die Paynes – und die Kirche – waren stolz darauf. Aber wie viele nicht weiße Mitglieder hatten sie eigentlich? Und wie viele schwarze, spanische oder asiatische Familien waren jemals in ihrem Haus zum Essen eingeladen worden? Die Antworten gaben Grund zur Sorge: relativ wenige, nein, keine.
    »Irgendwie hat sein ausgefuchster Anwalt die Geschworenen davon überzeugt, dass es versuchter Mord war«, sagte Kayla. »Als wäre ich hinter seinem verdammten Geld her gewesen, dieser lügende Schwanzlutscher. Ich wünschte, er wäre tot.«
    »Warum? Was hat er dir angetan?«
    Kaylas rote Hand rieb in wilden Kreisen mit dem Handtuch auf dem Spiegel herum. »Der Scheißkerl hat an meiner kleinen Schwester rumgemacht. Sie ist gerade dreizehn.«
    Hannah schüttelte den Kopf, und ihr Verstand setzte aus, wie er es immer tat, wenn er mit der unbegreiflichen, aber unumstößlichen Tatsache konfrontiert wurde, dass Menschen Kindern so etwas antun konnten, dass sie es taten und dann so weiterlebten wie bisher. Sie war missbrauchten Kindern im Heim begegnet, kleinen Kindern von sechs Jahren, die von einem Elternteil, Verwandten, Familienfreund, Priester, Fremden belästigt worden waren. Sie hatte in ihre Augen gesehen und gewusst, dass keine Freundlichkeit oder Liebe auf dieser Welt, die sie oder irgendein anderer ihnen entgegenbringen würde, sie jemals wieder im Leben heilen könnte. Diese Begegnungen hatten sie zutiefst betrübt zurückgelassen und Aidan erzürnt. Er duldete keine Blauen in seinem Umfeld, nicht einmal, wenn eine Begleitperson dabei war (alle anderen Verchromten waren willkommen, wenn sie in dem ihnen zugewiesenen Bereich Platz nahmen). Einmal hatte Hannah ihn gefragt, ob er glaube, dass Gott Kinderschändern vergeben würde. Er schwieg eine lange Zeit. »Die Bibel sagt uns, dass Er es tut, wenn sie ehrlich bereuen«, sagte Aidan schließlich. »Aber ich glaube nicht, dass das Blut unseres Erlösers stark genug ist, um sie von ihren Sünden frei zu waschen.« Das war das einzige Mal, dass sie gehört hatte, wie Aidan blasphemische Äußerungen machte.
    »Ich habe auf seine Eier gezielt«, fuhr Kayla fort, »aber getroffen habe ich ihn im Bauch. Ich hätte besser ein Messer benutzt.«
    »Meine Cousine ist Krankenschwester«, sagte Hannah, »sie sagt, Bauchwunden sind die qualvollsten Wunden überhaupt. Es dauert lange, bis sie heilen, und bei einigen heilen die Wunden nie. Sie werden buchstäblich von ihrem eigenen Abfall vergiftet.«
    Kaylas Hand hielt mit der Arbeit inne, und ihre Lippen zuckten leicht. »Ist das wahr?«
    »Japp. Man sagt, es ist einer der grausamsten Tode überhaupt.«
    Ihre neue Freundin lächelte, ein gewinnendes, leidenschaftliches Lächeln, das ihre Zähne zum Vorschein brachte. »Das ist gut zu wissen.«
    Plötzlich merkte Hannah, wie spät es war. »Ich glaube, ich muss mich fertig machen. Gleich wird

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