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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sein kann.»
    «Schlaft Ihr denn nie?»
    «Nicht, wenn ich nicht sicher bin, dass ich auch wieder aufwache, Master Roberts.»
    «Wer kann sich dessen schon sicher sein?», antwortete Dudley. «Welche Stunde haben wir, Master Cowdray?»
    «Nach der dritten. Ich wäre sowieso bald aufgestanden und hätte mit der Arbeit begonnen. Kann ich Euch etwas bringen?»
    «Ein … ein kleines Bier wäre höchst willkommen.» Es hatte keinen Zweck, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. «Und ansonsten wären wir gern eine Weile ungestört.»
    «Ich glaube, er meint, dass Ihr uns den Bastard Carew vom Hals halten sollt, falls er auftaucht», erklärte Dudley.
    «Ich stelle Euch Bier raus. Und Sir Peter schläft in Meadwell.»
    «Ach, tatsächlich?»
    «Es heißt, er und Sir Edmund werden heute nach dem Gottesdienst nach Wells aufbrechen.»
    «Wegen der Gerichtsverhandlung?»
    «Die findet am darauffolgenden Morgen statt», sagte Cowdray. «Montag.»
    Er wandte sich mir zu. Angetrocknete Erde rieselte aus meinem Ärmel.
    «Wenn Ihr gesehen habt, wie wir aufbrachen, habt Ihr dann auch gesehen, ob uns jemand folgte?», fragte ich ihn.
    Cowdray sah mich fragend an. Das kümmerte mich nicht einen Pfifferling. Was mochte er denken, so wie wir aussahen?
    «Nein, Doktor», antwortete er. «Niemand folgte Euch.»
    Bevor er ging, warf er nur einen flüchtigen Blick auf das, was auf dem Tisch lag.
    Es war ungefähr einen Fuß lang und neun Zoll breit, aber nicht dicker als mein Handgelenk. Es stank und war immer noch mit dem Unaussprechlichen besudelt.
     
    †
     
    «Er weiß, wer wir sind», sagte ich zu Dudley. «Er
weiß
verdammt noch mal –»
    «Nein», versuchte mich Dudley zu beruhigen. «Er weiß nur, wer wir nicht sind. Los jetzt, mach es schon auf!»
    Wir schoben den Tisch näher an das Feuer, und ich zog das Bündel zu mir. Es war aus Leder und rundherum mit Wachs versiegelt.
    Dudley hielt sich im Hintergrund.
    «Ist es das, was du erwartet hast?»
    «Ich weiß nicht, was ich erwartet habe.»
    Ich zog meinen Dolch und erbrach das Wachs mit der Klinge. Wir hatten die Steine an ihren Platz zurückgelegt, das Grab zugeschaufelt und waren dann so lange auf der Erde herumgesprungen, bis sie so eben wie möglich war. Dann hatten wir mit dem Spaten das Kreuz wieder eingeschlagen. Danach hatte ich, trotz der Kälte, der Angst beobachtet zu werden, und dem dringenden Wunsch, einfach davonzulaufen, viel Zeit damit zugebracht, in dem Bach, der den Kräutergarten umfloss, meine Hände und mein Gesicht von den Schlammspuren zu reinigen.
    «Sollte sich herausstellen, dass es eine verdammte Bibel ist …», sagte Dudley hitzig.
    Ich faltete die Verpackung Ecke um Ecke auf, bis der Inhalt offen vor uns lag.
    «Es sind Aufzeichnungen. In Leder gebunden.»
    Ich setzte mich und sah sie an. Auf der Vorderseite stand nichts geschrieben.
    Die Seiten waren vergilbt und feucht. Manche klebten zusammen.
    «Sind sie unversehrt und lesbar, John?»
    Mit der Klinge trennte ich zwei Seiten. Darauf befanden sich mit Tinte gezeichnete Diagramme und hingekritzelte Bemerkungen.
    «Verstehst du … was da steht?»
    «Lass mir einen Moment Zeit …»
    Bei näherer Untersuchung bemerkte ich, dass manches durchgestrichen oder herausgekratzt und voller Tintenflecken war, als ob sich jemand in Rage befunden hätte. Ich blätterte weiter – es waren nicht mehr als zwanzig Seiten, manche davon leer.
    «Über die Hälfte ist voll mit Fragmenten von Landkarten. Einige über zwei Seiten.» Ich hielt die Aufzeichnungen hochkant. «In wechselnden Maßstäben.»
    «Aber worum geht es dabei?»
    «Ich … habe nicht die geringste Ahnung», sagte ich und sah zu ihm auf.
    «Also kann der klügste Mann der Welt …»
    «Manchmal benötigt man für so etwas Monate … Jahre.»
    «Glaubst du, dass du so viel Zeit
hast

    «Warte …»
    Ich hatte das unmissverständliche Wort
Tor
entdeckt.
    Nicht mitten auf einer Seite, sondern in der oberen rechten Ecke. Und dann, nach weiterer Begutachtung, fand ich
Abtei
.
    Ich holte mehr Kerzen herbei und stellte sie um die Aufzeichnungen herum auf, als könnte ihre Anordnung bei der Entschlüsselung helfen.
    «Es ist eine Karte der Gegend hier … jedenfalls von manchen Teilen.»
    «Eine Schatzkarte?»
    Ich zuckte mit den Schultern. Allmählich konnte ich Ortsnamen erkennen: Glastonbury natürlich. Meare war eingezeichnet, und ein Pfeil wies in Richtung Wells. Es waren ebenso Hügel wie auch Straßen und Flüsse abgebildet.

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