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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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einem jeden von uns – wird dieser Kampf toben. Werdet Ihr Euch mit Leib und Seele dem Herrn verschreiben?»
    Der Pastor keuchte, als er sich über die Kanzel beugte und seinen Blick über die Gemeinde wandern ließ. Männer erbleichten, und Frauen rangen die Hände.
    «Oder werdet Ihr Eure Seele aufgeben? So wie manche es schon getan haben, indem sie ihren Glauben an Zauber und Talismane hängen. Indem sie ihre Mäuler aufsperren und Tränke aus dem Kessel der Hexe empfangen. Indem sie …
den Sirup des Teufels saufen …
»
    Voller Wut presste ich mich gegen die Wand. Ich war mir sicher, dass der gebildete Abt Bere, der diese Kirche hatte erbauen lassen, diesen Mann verabscheut hätte.
    «Und Jesaja sagt:
Wie gehet das zu, dass die fromme Stadt zur Hure worden ist? Sie war voll Rechts, Gerechtigkeit wohnte drinnen, nun aber Mörder!
»
    Der Pastor lehnte seine massige Gestalt aus der Kanzel und fuchtelte mit einem dicklichen Zeigefinger herum.
    «Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, um uns und diese einstmals heilige Stadt von allem Unglauben zu reinigen und dem
falschen Glauben
abzuschwören … bevor das, was am Ende der Bibel steht, tatsächlich geschehen wird. Und dann sollen jene, die nicht bereuen wollen – von ewiger Finsternis verschlungen werden!»
    Ein Scharren von Füßen auf dem Steinboden, als eine Frau in Ohnmacht fiel. Ich erkannte Matthew Borrow unter den Kirchgängern, der zweifellos nur hier war, um den zwölf Pence Strafe zu entgehen. Er schob sich mit ausdruckslosem Gesicht durch die Gemeinde, um der Frau zu helfen. Ich fühlte mich zutiefst schuldig für das, was wir völlig vergeblich seinem armen toten Weib angetan hatten. Nach der Kirche würde ich ihm aus dem Wege gehen.
    «Im Donner konnten wir die Stimme Gottes hören!», röhrte der Pastor, dieser aufgeblasene kleine Mistkerl. «Ja, Gott hat die Nacht mit seiner mächtigen Stimme geteilt und uns befohlen, das Böse an der Wurzel auszureißen und zu zerstören, noch bevor das Ende der Zeit gekommen ist. Und wir dürfen uns nicht vor dem drücken, was getan werden muss, oder Gott der Herr …»
    Sein Finger beschrieb eine gerade Linie von einem Gesicht zum nächsten.
    «Der Herrgott wird es
sehen
. Ich sage Euch, rettet Eure Seelen, solange noch Zeit ist!»
    Ich war der Erste, der die Kirche verließ.
     
    †
     
    Als ich das Kirchtor erreichte, kam Monger auf mich zu. Er trug immer noch sein abgeschnittenes Mönchsgewand, das ihm nun täglich als Arbeitskleidung diente. Ohne Umschweife kam er zur Sache.
    «Der Mann verkündet Fyches Evangelien. Fyche braucht eine Meute, die Nel hängen sehen will, sie sollen geradezu darauf brennen. Nur eine Hinrichtung –»
    «Wie können sie sich gegen sie wenden? Menschen, die von ihr
geheilt
wurden?»
    «Menschen, die dachten, dass ihre Heilung von
Gott
kam? Die jetzt voller Schrecken glauben, tatsächlich in die Fänge des Satans geraten zu sein? Eine Hexe, Ausgeburt einer anderen Hexe, während der ganzen Zeit mitten unter ihnen. Ich kann sie schon hören:
Oh weh, warum haben wir nicht erkannt, wer sie in Wirklichkeit war? Wie konnten wir uns nur von ihrem fröhlichen Wesen täuschen lassen?
Jetzt fürchten sie, dass sie ihre Genesung nur dem Herrn der Lügen und seiner unreinen Berührung zu verdanken haben.»
    Während sie in Wirklichkeit von einem Mann belogen wurden, der meiner Meinung nach noch nicht einmal ein richtiger Priester war.
    «Das Weib, das in der Kirche zusammengebrochen ist?», fragte Monger. «Wisst Ihr,
warum
sie in Ohnmacht fiel? Ich sage es Euch. Nel hat ihren geschwollenen Hals behandelt, und jetzt meint die Frau, ihre Stimme habe sich verändert und sei tiefer geworden, weil Dämonen aus ihr sprechen. Versteht Ihr? Ach … genug von diesem Mist. Ich höre, dass Nel Euch nicht sehen will.»
    Als ich dies bestätigte, presste er seine Lippen zusammen, stülpte sie nach innen und führte mich zum Ende der Straße, wo das grüne Land an das klare graue Wasser des Flusses grenzte.
    «Das ergibt für mich keinen Sinn, Dr. John. Ich dachte Ihr und sie … hättet viele Gemeinsamkeiten.»
    «Das dachte ich auch», entgegnete ich. «Joe …»
    Er hatte sich abgewandt. Es fing an zu regnen.
    «Es geschieht alles noch einmal», sagte er. «Wie eine Perversion des Schicksals. Als hätte sie irgendeinen Fluch geerbt.»
    «Ja.»
    «Vielleicht würde es helfen, wenn
ich
nach Wells reite. Aber was kann sich ein müder alter Hufschmied erhoffen, wenn sie nicht einmal Euch oder

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