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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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«Ihr meint den Tierkreis.»
    «Mein Gott …» Er breitete die Arme aus. «Als ich
davon
hörte …»
    «Wann habt Ihr davon erfahren?»
    «Das ist nicht lange her.»
    «Und wer hat Euch das verraten?»
    «Aha!»
Nostradamus erhob lächelnd den Zeigefinger. «Woher wisst denn
Ihr
davon, Dr. Dee?»
    Also wusste er wirklich darüber Bescheid. Er lachte, weil er wohl bemerkt hatte, dass mir das nicht schmeckte.
    «Die Frage ist ja aber nun, was damit geschehen soll. Ich bin gerne bereit zu akzeptieren, dass der himmlische Tierkreis hier auf der Erde abgebildet worden ist, wie immer das auch bewerkstelligt wurde. Aber was soll er uns sagen, und was sollen wir mit ihm anfangen?»
    Dann kannte er das Geheimnis also ebenfalls nicht. Oder stellte er mich auf die Probe?
    «Falls er uns von Gott geschenkt wurde», antwortete ich langsam, «so ist er ein Wunder. Haben aber Menschen das fertiggebracht, ist er ein Beweis dafür, dass es auf diesen Inseln einmal eine Zivilisation gab, die, wie Ihr angedeutet habt, viel höher entwickelt war als die unsere.»
    «Eine
exzellente
Analyse.» Nostradamus beugte sich vor und drückte mir auf beunruhigende Weise den Arm, so wie es ein Onkel getan hätte. «Ihr seid ein Mann von großem Verstand, Dr. Dee. War der Tierkreis Merlins Geheimnis? Was meint Ihr?»
    Jetzt war doch seine Neugier geweckt. Den Vorteil durfte ich nicht verspielen. Weder Cate Borrow noch John Leland hatten also das letzte Geheimnis gelüftet – wozu der Tierkreis nämlich diente. Es war durchaus vorstellbar, dass Abt Whiting die Antwort darauf mit ins Grab genommen hatte. Falls niemand mehr lebte, der es wusste, würde das jahrelange Arbeit bedeuten.
    «Ich bin noch nicht zu einem abschließenden Urteil gelangt», sagte ich vorsichtig. «Da ich derzeit mehr mit den Gebeinen von König Artus beschäftigt bin.»
    «Aber ist er denn nicht zurückgekehrt, wie die Engländer meinen?» Nostradamus verschränkte die Arme, betrachtete sie kurz, hob dann den Kopf und lächelte gerissen. «Lebt er nicht in der Tudor-Dynastie weiter?
Ts, ts, ts!
» Er schlug sich leicht auf die Hand. «Jetzt breche ich doch meine eigene Regel und spreche von Staatsangelegenheiten.»
    «In Eurer Position dürfte das nahezu unvermeidlich sein.»
    Keine Antwort.
    «Ja, die Sache mit Artus und Avalon», sagte ich. «Was die Frage des ererbten Anrechts der Tudors auf den Thron von England und Wales angeht, müssen doch auch gewisse Kreise in Frankreich darauf gekommen sein, dass man Glastonbury dabei nicht außer Acht lassen darf.»
    «Ihr schmeichelt Eurem Heimatland, Dr. Dee.»
    «Das glaube ich indes nicht, Dr. de Nostredame. Denkt doch nur an Euer eigenes Land. Bis der Knabe François wirklich regieren kann, steht Frankreich unter dem Protektorat der de Guises, deren höchstes Ziel es ist, ihre Tochter Maria, die Schottin, zur Königin von England zu machen.»
    «Worauf sie einen Anspruch hat. Der Papst selbst –»
    «Ah … der Papst. Und genau darum geht es doch eigentlich. Dass England sich wieder von Rom befreit hat. Und tatsächlich beinahe
glücklich
damit ist.»
    «Da sitzt Ihr einem Irrtum auf.»
    «Ihr lebt nicht hier. Denkt nur an das Blutbad, das Heinrichs Bruch mit Rom folgte. Und dann das noch schlimmere Blutbad … die Feuer und Morde unter Maria Tudor, als man den Papst wieder zurückholte. Nach ihrer Regentschaft hatte England die religiösen Verfolgungen endgültig satt, und das weiß die neue Königin. Sie glaubt daran, dass Protestanten und Katholiken zusammenleben können, wenn vielleicht nicht in vollkommener Harmonie und Übereinstimmung, so doch zumindest in relativem Frieden …»
    «Im
Chaos
, mein Freund! Diese traurige Stadt mit ihren Quacksalbern und Hexen ist ein Abbild von England im Kleinen. In London geht es kaum anders zu. Stimmt es nicht, dass man Parker regelrecht erpressen musste, damit er das Amt des Erzbischofs von Canterbury akzeptiert?»
    «Tatsächlich sind, seit Elisabeth den Thron bestiegen hat, kein Mann und keine Frau mehr für ihre religiösen Überzeugungen hingerichtet worden.» Ich zeigte auf den Altar. «Seht doch nur. Wir befinden uns hier in einer katholischen Kapelle, in der alles vorhanden ist, was für die Messe gebraucht wird. Überall im Land gibt es in den Häusern Kapellen wie diese hier. Werden sie überfallen und geplündert?»
    «Mein lieber Freund –»
    «Und genau das macht dem Papst die Sache auch so schwer. Und auch Frankreich … Frankreichs Hunger ist nie

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