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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hatte, schien ihn auf seltsame Weise befreit und enthemmt zu haben.
    «Wie ich dir bereits vor zehn Jahren zu erklären suchte», sagte ich, «was Thomas Malory angeht, darf man dem Mistkerl und seinen Modernisierungen der Geschichten auf keinen Fall trauen. Artus war irgendein Stammeshäuptling, mehr nicht.»
    «Das spielt doch keine Rolle. Diese Geschichten sind der Inbegriff von Ritterlichkeit.» Dudley beugte sich vor. «Was immer du auch über den wahren Artus erzählst, für mich bleibt doch nur wichtig, was er mir persönlich bedeutet, und es wäre mir eine Ehre, mit seinen Gebeinen zurückzukehren. Nach London – ins neue Camelot.»
    «Eine Stadt voller Diebe und Huren und Bettler, in deren Fluss die Scheiße schwimmt?»
    «Er gehört hierher, John – nach Westmister oder St. Paul’s. Die Königin wird sprachlos sein vor Entzücken.»
    «Warum sollte sie? Es ist doch die offizielle Version der Tudors, dass er gar nicht tot ist.»
    «Ah, der Körper mag gestorben sein, aber der Geist lebt weiter. Seine Gruft wird ein Mahnmal werden für das Goldene Zeitalter, das nun wieder anbrechen soll. Insbesondere für Bess. Sie wird Artus mit allem Pomp zurückholen, John, das dürfen wir ihr nicht verderben.»
    Den Fluss hinunter erkannte ich bereits den Kirchturm von Mortlake. Mir blieb nicht mehr viel Zeit.
    «Ein Abenteuer für große Jungen», sagte ich. «Dafür haben wir alle beide eigentlich keine Zeit. Außerdem glaube ich, dass mehr dahintersteckt.»
    «Was denn?»
    «Cecil sagte mir, dass er der Meinung sei, die Königin leide unter Verstimmungen spiritueller Art.»
    «Hat er Genaueres erwähnt?»
    Dudley verengte die Augen, ich erkannte Misstrauen in seinem Blick.
    «Nein, wie er sagt, spricht sie mit ihm nicht über derlei Belange.»
    «Aber du glaubst», entgegnete Dudley, «sie hätte mit mir darüber geredet?»
    «Hat sie das denn?»
    Dudley bedeutete dem strohblonden Martin Lythgoe mit einer Handbewegung, dass die Ruderer das Tempo noch mehr drosseln sollten, um unsere Ankunft in Mortlake hinauszuzögern.
    «Nun gut», sagte er. «Such deine Antwort doch einmal in der Geschichte. Angefangen vielleicht mit Arthurs Tod – nicht Artus, Prince Arthur, der Onkel der Königin, der der zweite König Artus geworden wäre. Geboren wurde er in Winchester, das Malory mit Camelot identifizierte. Sein früher Tod musste natürlich irgendwie umgedeutet werden, sonst hätte man ihn noch als Zeichen dafür gewertet, dass Artus nach Gottes Willen doch nicht als Tudor zurückkehren solle. Und dann kam Heinrich …»
    «Ja.»
    Wie anders unser aller Leben wohl verlaufen wäre, wenn Arthur nicht so jung gestorben wäre und weder seine Krone noch – höchst schicksalhaft – seine Braut Katharina von Aragon an Heinrich weitervererbt hätte.
    Dudley ließ den Blick über den Fluss schweifen.
    «Wie wir alle wissen, bewundert die Königin ihren Vater. Und scheint in der Tat sein … Durchsetzungsvermögen zu besitzen. Allerdings ist sie sich auch seiner offensichtlichen und allgemein bekannten Fehler bewusst. So zum Beispiel, dass es ihm trotz sechs Ehen und der Kirchenspaltung nicht gelungen ist, einen männlichen Erben zu produzieren, der das Mannesalter erreichte. Bess zieht ihre Schlüsse aus Edwards kurzem Leben und der längeren, aber keineswegs glücklichen Regierungszeit ihrer Halbschwester. Sie fürchtet, dieser Niedergang könnte weitergehen.»
    «Offensichtlich.»
    «Und sie ist abergläubisch.»
    Das wusste kaum jemand besser als ich. Da die Königin daran glauben musste, von Gott zur Herrscherin über das Land erwählt worden zu sein, war sie unablässig auf der Suche nach Zeichen, die ihr dies bestätigten.
    Eine meiner Aufgaben bestand darin, sie auf diese Zeichen aufmerksam zu machen. Und Cecil hatte gesagt, dass sie möglicherweise mit
mir
über ihre spirituellen Nöte sprechen wollte – aber gleichzeitig hatte er dafür gesorgt, dass es eben dazu in nächster Zukunft keine Gelegenheit gab, indem er sich in der Sache um Artus’ Gebeine selbst als Vermittler zwischengeschaltet hatte.
    «Es geht doch um Folgendes», sagte Dudley. «Durch Malory und andere wird Artus als ein Getreuer des Papstes und des katholischen Glaubens dargestellt – davon, dass er, den alten Sagen nach zu urteilen, wahrscheinlich ein Heide war, einmal gar nicht zu reden. Und was macht Heinrich? Er bricht mit Rom und füllt seine Truhen mit den Schätzen der Kirche. Und plündert am Ende noch Glastonbury Abbey … wo

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