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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Schwitzen bringt.» Dudley strich sich mit einem bösartigen Lächeln den Schnurrbart glatt. «Das Letzte, woran Onkel Willie gelegen sein dürfte, ist doch wohl, dass Bess in irgendeiner verlassenen Ruine in Somerset eine neue Tafelrunde gründet, mit einem … wie hieß der verdammte Stuhl doch gleich? Wer sich mit seinem Arsch darauf pflanzte, der war dazu erkoren, sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral zu machen …»
    «Der Gefährliche Sitz.»
    «Ganz genau der.» Er richtete den Oberkörper auf. «Und genau das würde sie tun. Sie würde sich so einen runden Tisch zimmern lassen und ihre Ritter in aller Pracht um sich herum versammeln. Gott, wie sie ihre Helden liebt – Abenteurer, Soldaten, Seefahrer. Und dich natürlich, John, dich vor allen anderen.»
    «Unsinn!»
    «Ich gebe zu, dass es mich eine Weile gefuchst hat, dass die Königin sich die Mühe macht, einen blassen Gelehrten in seiner Pfahlhütte im trostlosen Mortlake zu besuchen. Doch dann ist mir ein Licht aufgegangen – ist John Dee denn nicht der größte Abenteurer von allen? Ein Mann, bereit, die Grenzen dieser Welt zu überschreiten. Hoho!»
    Dudleys Lachen hallte über den Fluss wie die Glocken einer Kathedrale.
     
    †
     
    Zusammen mit seinem Ersten Stallburschen, Martin Lythgoe, hatte er unten in Cecils noch leerer Eingangshalle auf mich gewartet und dort mit den Wachen gescherzt, als ich herunterkam. Seine Unterredung mit dem Staatssekretär hatte zwei Stunden vor meiner stattgefunden, was erklärte, weshalb er und seine Leute den Vorfall mit dem Pamphlethändler beobachtet hatten und einschreiten konnten.
    Seine Barke hatte zum Ablegen bereit am Flussufer gelegen, mit einem Korb, in dem das Mittagsmahl wartete.
Ich bringe dich besser heim, John, falls dieser Kerl mit den Pamphleten und seine hässlichen Burschen dir in irgendeiner dunklen Gasse auflauern wollen
. Ungläubig schüttelte er den Kopf.
Ich frage mich, wie du in den Kloaken von Paris und Antwerpen überlebt hast, ohne dass ich in der Nähe war, um dir den Hintern zu retten
.
    Er bestand darauf, mich ganz bis nach Mortlake zu bringen, danach sollte er zur Königin nach Richmond zurückkehren. Seine Frau fand sich derweil aufs Land verbannt.
    «Wann reisen wir ab?», fragte er.
    «Das habe ich noch nicht entschieden … auch nicht, ob ich es überhaupt tun werde.»
    «Oh, das wirst du schon, John, und das weißt du auch.»
    «Um die Königin zu täuschen?»
    Das Wort
täuschen
klang zischend wie eine frisch geschmiedete Klinge, die ins Wasser eintaucht. Ich hatte geglaubt, dieser Welt endlich entflohen zu sein. Diese Königin betrügen zu müssen, die meinen Ruf gerettet hatte und die schließlich … nun, eben die Königin war …
    «Vielleicht ist das gar nicht notwendig», sagte Dudley. «Vielleicht finden wir ja die echten Knochen. Das ist zumindest meine feste Absicht. Ich würde mir zu gern die Gebeine von Ar…»
    Ich schaute vielsagend und mit finsterem Blick zu den Ruderern und Dudleys Männern im vorderen Teil der Barke. Er senkte die Stimme.
    «Hat denn jemals irgendjemand
ernsthaft
versucht, sie zu finden? Wohl nicht. Wir sollten es ohne Schwierigkeiten schaffen, der Sache innerhalb von ein paar Tagen auf den Grund zu gehen. Wir prügeln es einfach aus einem dieser verlogenen ehemaligen Mönche heraus.»
    «Für dich ist das alles nichts als eine kleine Abwechslung, oder, Robbie?»
    Jemand, dem wir beide vertrauen,
hatte Cecil gesagt. Nun, das stimmte … bis zu einem gewissen Grad. Ich kannte Dudley, seit ich als junger Mann von seinem Vater John Dudley, dem Duke von Northumberland, zum Hauslehrer für ihn und seine Geschwister bestellt worden war. Robbie hatte bald ein besonderes Interesse an Mathematik und Astronomie entwickelt; mit anderen seiner Interessensgebiete hingegen konnte ich schon damals nichts anfangen, und das ist wohl auch heute noch so.
    «Als Junge war ich fasziniert von Malorys Geschichten», sagte er nachdenklich. «Das Schwert im Stein … die Ritter – Gawain, Galahad, Bedivere, Bors. Und natürlich Lancelot, der mit Artus’ Frau durchgebrannt ist … seinen Mut bewundere ich durchaus.»
    Dudley grinste. Sein Bart war kurz geschnitten, das Haar frisiert, als würde er gleich für ein Porträt posieren. Auch er hatte eine öffentliche Hinrichtung hautnah erlebt, hatte den Luftzug der Axt gespürt, die nach der Affäre um Lady Jane Grey seinen Vater enthauptet hatte. Doch was mich für immer misstrauisch und vorsichtig gestimmt

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